Weck mich am Arsch!
aufstehen, wann man will, das klingt doch ganz vernünftig. SchlieÃlich finden Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in der Regel nicht morgens um sechs statt. Aber auch hier steckt der Teufel, Pardon, der liebe Gott, im Detail. Es gibt nämlich offizielle Gebete, wie etwa das Stundengebet »Laudes«, zu denen Priester verpflichtet sind und die zum Teil bereits bei Sonnenaufgang geleistet werden müssen. Ãberhaupt dürfte man als katholischer Priester ständig ein schlechtes Gewissen haben, da die Kirche gegenüber dem Langschläfertum eine klare und nicht sehr freundliche Linie hat. Doch dazu mehr im Kapitel »Wer schläft, sündigt nicht?« ab Seite 151. Zurück zu den langschläferkompatiblen Berufen. Ein vermeintlich groÃes Betätigungsfeld für Freunde des geruhsamen Morgens sind alle Arbeiten im Schichtbetrieb. Aber egal, ob man als Kranführer im Stahlwerk oder als Schaffner bei der Deutschen Bahn seinem Dienst nachgeht, all diesen Tätigkeiten ist gemein, dass nach einer Spät- und einer Nachtschicht immer wieder eine Frühschicht kommt. Das wirft den Schlafrhythmus letztendlich noch mehr durcheinander als ein angepasstes Leben als Frühaufsteher. Reine Nachtarbeit, wie die eines Türstehers oder eines Nachtwächters, ist eher selten. Man sollte sich allerdings auch fragen, ob eine solche Profession tatsächlich die Lösung ist. SchlieÃlich sind nicht alle Langschläfer, nur weil sie morgens gern ein bisschen länger schlafen, das Tageslicht fürchtende Vampire.
Der fast perfekte Job für einen Langschläfer beginnt meiner Meinung nach mittags um 12 und endet nach einem durchschnittlichen Achtstundentag abends gegen 20 Uhr. So kann man morgens gemütlich ausschlafen und abends nach der Arbeit, zumindest in gröÃeren Städten, noch einkaufen oder zum Frisör gehen. Besser sind nur noch Erwerbstätigkeiten, bei denen man komplett selbst bestimmen kann, wann man anfängt und wann man aufhört zu arbeiten. Besonders oft findet man diesen Idealarbeitsplatz in der IT -Branche. Selbst die ganz groÃen Unternehmen wie etwa Apple, Google oder Microsoft wissen die erhöhte Leistungsfähigkeit ausgeschlafener Mitarbeiter zu schätzen und geben ihnen daher bezüglich Arbeitszeiten den gröÃtmöglichen Spielraum. Man kann nur hoffen, dass diese Erkenntnis sich irgendwann bis in den letzten Winkel des Wirtschaftslebens herumspricht und jeder Arbeitnehmer in den Genuss eines selbstbestimmten Schlafrhythmus kommt. Bis dahin möchte nachfolgende Liste einen kleinen Ãberblick geben, welcher Beruf für Langschläfer taugt und welcher nicht.
Zuvor aber noch ein Tipp aus meinem eigenen abwechslungsreichen Arbeitsleben. Schon als Schüler war mein gröÃter Horror, dass dieses ewige Frühaufstehen bis ins Rentenalter andauern könnte. Während der Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister verstärkte sich diese Abneigung so sehr, dass ich beschloss, Pädagogik zu studieren. Ich entschied mich für den Schwerpunkt Erwachsenenbildung, da eine Anstellung an einer Schule wegen des frühen Unterrichtsbeginns nicht infrage kam. Während des Studiums bestritt ich mit so manchem Job meinen Lebensunterhalt. Nicht alle davon waren langschläferkompatibel: So sanierte ich Fachwerkhäuser mit einem wahnsinnigen Freund, der mich im Sommer schon um 6 Uhr früh auf der Baustelle erwartete, und schraubte ab 8 Uhr morgens monatelang riesige Archivregale zusammen. Nächtens in einer Diskothek zu arbeiten entsprach meinem Biorhythmus dagegen schon mehr. 1999 machte ich mich schlieÃlich mit einem Musikclub und Restaurant selbstständig, einige Jahre später eröffnete ich zusätzlich eine Strandbar. Mein erstes Buch schrieb ich mit 39 Jahren und erst dabei habe ich den Traumberuf für jeden Langschläfers entdeckt: Schriftsteller!
Berufe und ihre Tauglichkeit für Langschläfer
A
Altenpfleger/-in â Um Himmels willen!
Apotheker/-in â Um früh aufstehende Rentner zu versorgen? Niemals!
Archäologe/Archäologin â Mmh, vielleicht.
Architekt/-in â Vielleicht selbstständig. Aber auf dem Bau beginnt man meistens früh.
Arzt/Ãrztin â Unsägliche Arbeitszeiten!
Augenoptiker/-in â Nicht gut!
Automobilkaufmann/-frau â Gar nicht gut!
B
Bäcker/-in â Ich lach mich tot!
Bankkaufmann/-frau â Vergiss
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