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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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Langschläfer-Familie als Privatlehrer unterzukommen. Ansonsten hilft nur ein weiteres Studium, wenn sie nicht direkt als Taxifahrer anfangen oder, besser gesagt, enden möchten. Doch Achtung: Studieren ist lange nicht mehr so entspannt, wie es noch vor einigen Jahren war.
    Mit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengänge wurde kurzerhand auch dem vermeintlichen Lotterleben der Studierenden ein Ende gesetzt. So gleicht ein Studium mit straffem Vorlesungsplan und frühem Unterrichtsbeginn heutzutage der ganz normalen Schulausbildung. Man möchte auf diesem Wege wohl vermeiden, dass sich die künftige Elite der Gesellschaft zu sehr ans Ausschlafen gewöhnt. Wenn man als Langschläfer also unbedingt studieren möchte, bleibt konsequenterweise nur ein Fernstudium. Hier ist man sein eigener Chef und kann, mit Ausnahme der Prüfungsphase, selbst bestimmen, wann studiert und wann geschlafen wird.
    Bleibt die Frage, was man am besten studiert. Als Erstes bieten sich die kreativen Studiengänge wie Kunst oder Musik an. Tatsächlich tummeln sich hier vor allem Langschläfer. Weder Konzerte noch Vernissagen beginnen morgens um acht und auch Proben oder Workshops haben in der Regel akzeptable Anfangszeiten. Doch Vorsicht: Nicht alle kreativen Studiengänge führen automatisch zu langschläferfreundlichen Berufen. So wacht man, wenn man nicht aufpasst, nach einem Grafikdesignstu dium eines Tages in einer Marketingagentur auf, die schon morgens um sieben für ihre Kunden da sein möchte.
    Das kann einem Schauspieler so schnell nicht passieren. Im Theater beginnen Vorführungen meist erst am Abend und auch bei Film- und Fernsehproduktionen geht es nur am frühen Morgen los, wenn es, beispielsweise wegen besonderer Lichtverhältnisse, unvermeidlich ist. Regisseure, Maskenbildner, Kameraleute, Beleuchter, Souffleure, Kabelträger – in der Filmbranche findet sich eine große Bandbreite an Berufen, unter denen sich für jeden Geschmack und jedes Talent etwas finden lässt. Das Gleiche gilt für die Musikbranche. Auch dort gibt es die unterschiedlichsten Aufgaben, die mit einem Leben als Langschläfer gut in Einklang zu bringen sind – vom Tontechniker bis zum Stagehand oder Roadie.
    Booker können in der Regel ebenfalls mit einem späten Arbeitsstart rechnen. Schließlich sind die Künstler, die sie vermitteln, wie auch die Clubbesitzer und Veranstalter selbst, überwiegend ausgeschlafene Langschläfer. In dieser Branche käme niemand auf die Idee, am frühen Morgen Geschäfte zu tätigen. Zumindest ist mir das in den letzten dreizehn Jahren, in denen ich meinen Club Circus Maximus in der Koblenzer Innenstadt betrieben habe, noch nie untergekommen. Unsere 120 Lesungen, Konzerte und Partys pro Jahr organisieren wir in der Hauptsache an zwei offiziellen Bürotagen: dienstags von 10 bis 16 Uhr und donnerstags von 16 bis 20 Uhr. Und wenn dienstagmorgens tatsächlich einmal unser Telefon klingelt, könnte ich eigentlich abheben und ohne Zögern in den Hörer rufen: »Nein, der Chef ist nicht zu sprechen und nein, wir kaufen nichts, egal wie toll Ihr Produkt, Ihre Versicherung, Ihr Marketingkonzept oder was auch immer Sie mir hier andrehen wollen sein mag!« Künstler, Agenturen und Veranstalter melden sich nämlich alle erst gegen Nachmittag.
    Wen es als Langschläfer aber mehr zu klassischen Berufen zieht, der muss schon genau aufpassen, auf was er sich einlässt. Bei einigen Berufsfeldern, wie dem des Fischers oder Landwirtes, gibt es keinen Zweifel an ihrer Untauglichkeit für die Freunde eines geruhsamen Morgens. Doch meistens ist die Informationslage nicht ganz so klar. Ein Heilpraktiker beispielsweise sollte sich in gesundheitlichen Belangen eigentlich besonders gut auskennen. Nichtsdestotrotz beginnen viele moderne Medizinmänner und -frauen bereits zwischen 7 und 8 Uhr morgens zu arbeiten. Sie ignorieren ihr eigenes Schlafbedürfnis, nur um die vielen Senioren zu bedienen, die nach einem Leben als zwangsweise Frühaufsteher das Ausschlafen einfach verlernt haben. Damit ergeht es Heilpraktikern so wie den vielen anderen Berufstätigen, die ältere Menschen als Kunden, Patienten oder Klienten haben.
    Und wie steht es mit dem heute einigermaßen exotischen Beruf des Priesters? Auf Anhieb würde man sagen: Okay! Einmal die Woche sonntags früh raus und die Messe lesen, dafür den Rest der Woche

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