Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
zusammengekehrtes Spielzeug und einen großen Fernseher in einer Ecke. Auf einem der Kinderstühle saß ein Mädchen und las Kaugummi kauend ein Bilderbuch, für das sie entschieden zu alt aussah.
    Anna fragte sie in drei Sprachen, ob sie wisse, wann eine Betreuerin käme. Bei Spanisch hob sie den Kopf. Sie war die Betreuerin.
    Anna war anzusehen, dass sie sich überlegte, Elias und Carlotta wieder mitzunehmen, aber die beiden hatten schon zu spielen begonnen.
    »Ob es ihnen gut geht?«, fragte Anna, etwa zehn Sekunden nachdem sie den Raum verlassen hatten.
    »Warum denn nicht«, fragte Oliver zurück. »Die Betreuerin ist jung, aber ein absoluter Profi, sie weiß, wie man mit Kindern umgeht. Und jetzt setzen wir uns endlich in Ruhe eine Stunde ans Meer. Was meinst du?«
    »Ich habe kein gutes Gefühl«, sagte Anna.
    Oliver hatte auch kein gutes Gefühl, aber das sagte er nicht.
    Als sie am Pool vorbeigingen, versuchten der Elvis-Imitator in glitzerndem Männerbadeanzug und zwei weitere Animateure die Anwesenden zu etwas zu bewegen, das aussah wie Wassertauziehen. Mittendrin: der schreckliche Sven und seine Michelle. Zu spät, Sven hatte sie schon gesehen.
    »Ey!«, brüllte er und winkte. »Wo sind eure Kiddys?«
    Anna sagte es ihnen.
    »Unsere spielen da hinten am Kinderbecken!« Sven deutete mit dem Daumen in eine Ecke.
    »Allein?«, fragte Anna.
    »Logisch. Kann nix passieren, wir haben ja zwei davon!« Sven lachte dröhnend und rief dem Barmann zu, er solle vier Bier fertig machen.
    »So, Freunde«, rief Elvis ins Mikro, »es geht wieder loooooos, herrreinspaziert ins Schwimmbecken, an das Tau! Die Gewinnermannschaft bekommt pro Nase einen Liter 43er mit Milch, jawohl! Einen Liter pro Nas e – egal, wie groß die Nase ist! Hallo, ihr da, am Tau ist noch Platz!«
    Oliver zog das Handy aus der Badetasche, um so zu tun als ob gerade jemand Wichtiges anriefe. Tatsächlich: Es hatte jemand angerufen. Das Display zeigte eine unbekannte Nummer. Spanische Vorwahl. Der Hoteldirektor!? Der Reiseleiter!?
    Oliver drückte auf Rückruf.
    Eine Frau war dran und rief etwas auf Spanisch. Im Hintergrund war eine Schießerei zu hören.
    Oliver sagte, dies sei sein Rückruf. Die Frau schoss einen Wortschwall auf Spanisch ab und unterbrach die Verbindung.
    »Wer war das?«, fragte Anna.
    »Woher soll ich das wissen, eine Spanierin, eine Schießerei, sicher falsch verbunden«, sagte Oliver.
    »Carlotta! Elias!« Anna schoss zurück zum Hotel.
    Die Betreuerin machte ihnen mit Hilfe vieler Gesten klar, dass die Kinder sofort abgeholt werden müssten: Sie hätten geschrien und geweint, und das störe gewaltig.
    Hinter ihr lief der Fernseher: Ein Actioncomic; Spanisch sprechende Schildkröten schossen Spanisch sprechende Monster in blutige Stücke, bevor diese ihnen die Köpfe in Slow Motion zermalmten. Davor kauerten mit offenen Mündern drei Kinder. Fremde Kinder. Ihre zwei kauerten im Flur hinter der Ecke.
    Anna, die viel besser Spanisch sprach, fragte die Betreuerin, ob sie sich denn nicht vorstellen könne, dass das Verhalten ihrer Kinder mit dem hoch gewalttätigen Film zusammenhänge. Die Betreuerin hielt das für ausgeschlossen: Alle Kinder liebten diese geilen Filme. Und sie selber auch.
    »Wollen wir deine Eltern nicht doch noch mal fragen«, begann Oliver, als sie mit Elias und Carlotta zurück zum Pool gingen, »vielleicht wenn man sie in einem günstigeren Moment ansprich t …?«
    Anna stieß genervt die Luft aus. »Du siehst doch, was mit meinen Eltern los ist!«
    »Na und«, sagte Oliver, »sie streiten sich. Können sie nicht trotzdem zwischendurch mal auf die beiden Kleinen aufpassen, meinetwegen abwechselnd? Danach können sie sich ja in Ruhe weiterstreiten! Und davor auch!«
    Sie funkelte ihn wütend an und murmelte, er sei wirklich furchtbar verbohrt. Sie wollte noch etwas sagen, aber dann erstarrte sie und sah zum Pool hin.
    »Da ist Opa!«, rief Elias und zeigte zur Poolbar.
    Tatsächlich, dort, mitten im Gedränge, stand sein ehemals so distinguierter Schwiegervater, nackt bis auf eine scheußliche, aber offensichtlich brandneue Hawaii-Badehose. In der einen Hand hielt er seine Kamera, in der anderen einen großen Bierbecher.
    »Opa!«, rief Elias. »Opa!«
    Der Schwiegervater winkte.
    Elias rief, er wolle zu ihm.
    »Das ist nicht dein Opa!«, sagte Anna schnell und zog ihn weiter.
    SUSAN
    Es war nicht leicht, an diesem Strand allein Abschied von der Welt zu nehmen.
    »Hola!«, vor ihr stand ein Spanier mit

Weitere Kostenlose Bücher