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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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Personalien unserer Gäste der Polizei vorzulegen. Und Ihr Ausweis fehlt uns trotz wiederholter Bitte immer noch.«
    Die meinten es ernst.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Moritz, »den müsste Ihnen doch längst meine Assistenti n …«
    Leider sei das nicht passiert, sagte der Näselnde. Und außerdem: Die Personalien lege jeder Gast selber vor.
    Moritz rief Ilka an und erwischte nur ihre Mailbox. Er sprach ihr drauf, dass er nun dringend einen Ausweis auf den Namen Stefan Schmidt brauche, langsam würden die Leute hier nervig.
    OLIVER
    Beim Frühstück saßen die Schwiegereltern nicht mehr nebeneinander am Tisch. Sie saßen einander gegenüber wie im Kampfring.
    »Heute Nacht«, eröffnete die Schwiegermutter, »habe ich wieder kein Auge zugetan. Das eklige Grunzen dieses Mannes war unerträglich!«
    »Da redet gerade die Richtige«, erwiderte er empört. »Die ganze Nacht hast du geschmatzt! Du schmatzt immer. Auch beim Essen.«
    »Eine Lüge!«, rief sie voll Empörung. »Eine widerliche Lüge!«
    »Das werden wir noch sehen!« Der Schwiegervater griff unter den Tisch und nestelte herum.
    »Lass das!«, zeterte die Schwiegermutter aufgeregt. »Lass dein Gerät drin. Ich warne dich! Lass dein GERÄT drin!«
    Anna überzeugte sich mit einem hastigen Blick, dass die Kinder noch am Büfett waren, um diese kleinen süßen Kuchen zu holen. »Papi!«, warnte sie dann. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist!«
    Oliver rutschte mit angehaltenem Atem ans entfernteste Ende der Bank. Bis jetzt hätte er niemals angenommen, dass sein anzugtragender Schwiegervater zur Gattung der Grundlos-Gliedvorzeiger gehörte. Aber nach dem, was ihm heute früh am Pool passiert war, wollte er lieber kein neues Risiko eingehen.
    Der Schwiegervater holte eine kleine silberfarbene Digicam hervor und filmte seine essende Frau. Sie hörte auf zu essen und drehte sich weg.
    »Ist die neu?«, fragte Oliver erleichtert.
    Sein Schwiegervater sagte, ihn filmend, er habe die Kamera vor ein paar Wochen gekauft, nachde m – er warf einen vielsagenden Blick zu seiner Fra u – Robby gestorben sei.
    »Robby?«, fragte Oliver.
    »Mein Koi-Karpfen«, sagte der Schwiegervater durch die Kamera. »Der prächtigste von allen. Unheimlich wertvoll. Nur leider ist er in der Blüte seiner Jahre, im besten Alter von einunddreißig, viel zu früh und unerwartet verschieden. Fragt Inge, warum.« Er schwenkte die Kamera auf Annas Mutter.
    »Was soll das heißen?«, giftete die.
    »Du weißt genau, was ich meine. Ist doch merkwürdig, dass Robby starb, nachdem ich mich geweigert hab, schon wieder einen meiner Schränke für deine überflüssigen Handtaschen leerzuräumen, oder?«
    Die Schwiegermutter bestellte bei einem vorbeikommenden Kellner einen Sherry.
    »Einen Whiskey«, sagte der Schwiegervater, ohne die Kamera vom Auge zu nehmen.
    »Mit diesem Trinker«, schwor die Schwiegermutter, »mit diesem Trinker verbringe ich heute keine Stunde mehr!«
    Da fiel Oliver etwas Wichtiges ein.
    »Sagt mal«, begann er, »könntet ihr euch heute Nachmittag nicht mal kurz um die Kinder kümmern? Wir würden uns gerne an den Strand legen, wir müssen dringend ein paar Stunden Schlaf nachholen.«
    »Oder morgen?«, besserte Anna schnell nach. In das eisige Schweigen hinein.
    JESSICA
    Auch heute lief alles top, wie immer. Nach dem Frühstück hatte sie am Meer eine Liege unter einem Schirm gemietet, um frisch an der Konzeption weiterzuarbeiten. Bloß, dass sie zwischendrin immer wieder fast wegdöste; sie brauchte einen Guarana-Kaugummi nach dem anderen, und wahrscheinlich sollte sie morgen früh ein paar Koffeeinpillen oder Jetlag-Blocker mehr einwerfen. Am besten beides, sie konnte sich keinen schwachen Tag leisten.
    Mittlerweile kamen die ersten Anrufe wegen ihrer Presseaussendung für die Spielzeugfirma. Kein Problem at all: Mit den meisten Journalisten hatte sie schon zu tun gehabt. Auch bei den anderen war es immer das Gleiche: Jessica war supercharmant, lachte viel. Erzählte wie zufällig eine kleine erfundene Geschichte angeblich aus ihrem Single-Privatleben, um emotionale Nähe zu schaffen. Und spätestens nach der ersten Mai l – neben der Firmenadresse war ihr kleines Foto eingescann t – fraßen sie ihr aus der Hand.
    Zwischendrin checkte sie die Mails auf Feedback von Julian wegen der Präsentation. Noch nichts, ungewöhnlich für Julian.
    OLIVER
    Der Raum, der als Kinderhort diente, lag neben dem Heizungskeller. Er war ziemlich leer, bis auf einen Haufen

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