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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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einem Bauchladen voller Schokoriegel. Danach kam ein Brezenverkäufer, der nicht nur bayerische Tracht trug, obwohl er Spanier war. In sehr gebrochenem Deutsch behauptete er auch noch, er käme aus dem Schwarzwald. Vermutlich machte er die ganze Show nur, um davon abzulenken, dass seine Brezen vor Salz starrten. Der Nächste war dann ein Getränkeverkäufer, der sagte, seine sauteuren Getränke hülfen gegen die Salzbrezen seines skrupellosen Vorgängers.
    Dann klingelte auch noch ihr Handy. Christine. Ob sie den Urlaub genieße? Eher nein, sagte sie, sie müsse immer an Robert denken. Ja, schade, sagte Christine, aber sie müsse auch mal die andere Seite sehen: Habe sie Robert nicht auch in die Ecke getrieben, ihm die Pistole auf die Brust gesetzt, was Kinder angehe?
    So etwas nennt sich Freundin! Susan beendete das Gespräch mit »Adieu!«.
    Das Wasser war kalt; sie zwang sich, nicht zurückzusehen. Die Wellen waren höher als gestern, es war schwer, so zu schwimmen, dass sie ihr nicht ins Gesicht klatschten. Sie versuchte, sich den Wellen zu überlassen wie ein Stück Treibholz, aber ein Schwall Wasser traf sie ins Gesicht. Sie schluckte Wasser, hustete, würgte, bekam Panik, spuckte und strampelte. Eine letzte große Welle warf sie an den Strand. Nicht einmal das Meer wollte sie.
    Sie blieb liegen und schlug den Kopf in den Sand.
    »Gebbe Se net auf«, sagte eine beruhigende Frauenstimme über ihr. »Des klappt scho irchendwann, Medle! Bei mir hat’s erscht nach siebe Kurse klappt!«
    Susan drehte sich herum. Eine füllige Frau in geblümtem Badeanzug, in der Hand ein Eis. Susan reagierte nicht.
    »I hab siebe Kurse gmacht, bis es mit de Bewechunga highaue hat. Dabei ischs ganz aifach, wenn mrs weiß! Halte Se mal!«
    Sie beugte sich zu Susan runter, drückte ihr das Eis in die Hand, stellte sich breitbeinig hin und machte Schwimmbewegungen mit den Händen.
    »So geht des: Anziehe, stoße, schlage. Anziehe, stoße, schlage! Anziehe, stoße, schlage ! – Sehe Se’s? Ja? Und jetzt Sie! Sie müsse kai Angscht habbe.«
    Mittlerweile hatte sich um sie ein Kreis von Strandgängern gebildet, die ermunternd lächelten.
    »Und vor dem Wassr müsse Se au kai Angscht habbe!«, fuhr die Geblümte eifrig fort. »I hab en subber Trick: Wenn Se reingehe, müsset Se sich aifach umdreh’! Gugge Se, so!«
    Rückwärts, die Hände hocherhoben, schritt sie ins Wasser. »Sehe Se’s? Sehe Se’s?«, rief sie und ging weiter. »I hab kai Angscht! Kai Angscht, sehe Se’s?«
    Dann rollte von hinten eine Welle an. Eine Welle, mit der sie offenbar nicht gerechnet hatte.
    »Aber Sie kenne jo doch schwimma!«, rief sie vorwurfsvoll, als Susan sie aus dem Wasser zog. »Und wo habe Se jetzt mei Eis glasse?«
    MARIO
    Die Poolbar war saugeil. Ein paar der Poolspiele, die die Animateure abzogen, waren auch ganz lustig. Reiterspiele, Seilziehen, Wasserball. Jede Menge Körperkontakt. Wenn die blonde Jessica dabei gewesen wäre, hätte Mario sofort mitgemacht. Hey, da war auf einmal die dünne Brünette mit dem Schmollmund. Sie lachte viel und laut, so lachen Weibsen, die auf sich aufmerksam machen wollen. Unter ihrem Badeanzug waren ihre großen Brustwarzen deutlich zu sehen. Alles klar. Mario gab seinen kostbaren Platz auf und reihte sich in ihre Wasserballmannschaft ein.
    SUSAN
    Ein Stück weiter am Strand spielten drei kleine Kinder mit einem Schlauchboot. Schoben es kreischend ins Wasser, kletterten rein, fielen raus, bespritzten sich. Diesmal dachte Susan nicht das, was sie immer dachte, wenn sie Kinder sah: wie gerne sie welche gehabt hätte. Sie fixierte das Schlauchboot! Mit so einem Teil konnte sie rausrudern, so weit, dass sie es nicht mehr zurückschaffen würde, wenn sie sich ins Wasser fallen ließ.
    Bei den Kindern stand ein Mann. Sie ging zu ihm und fragte, wo er das Boot herhabe.
    »Aus Gelsenkirchen, wieso?«, fragte er misstrauisch.
    »Kann man so etwas auch hier kaufen?«, fragte sie.
    »Woher soll ich das wissen?«, sagte er. »Eigentlich müsste es im Hotelshop so was geben, oder im Ort, im Aquasupermark t …«
    Sie marschierte zurück, vorbei am Brezenverkäufer und dem Getränkemann, die zusammensaßen und lachend mit Bier anstießen.
    MORITZ
    Der Makler war zu spät, vermutlich war wieder eine Frau schuld. Moritz wollte sich gerade ärgern, dass er unnötigerweise zu früh runtergegangen war und sich jetzt in der Halle herumtreiben musste statt Text zu lernen. Da hörte er Quietschen. Das entschlossene Quietschen von

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