Weg damit
ihm mitteilt: »Aber ich will doch nur, dass wir beide in Harmonie (oder glücklich) miteinander leben«, sagt das noch gar nichts darüber aus, wie das konkret aussehen soll. Auch er ist dafür, zweifellos! Denn er versteht darunter vielleicht, dass er endlich seine Ruhe hat, nicht mehr diskutieren muss und Herr der Fernbedienung ist. Sie hingegen sieht sich und ihn abends Händchen haltend beim Italiener vor einem Glas Rotwein sitzen. Bevor man sich jetzt in den Begriff »Harmonie« vertieft, der in den meisten Beziehungen sowieso illusionär ist, sollte man sich zunächst mal davon verabschieden, ihn einfach loslassen! Er taugt nicht dazu, irgendetwas zu verbessern! Er baut nur Druck auf. Tatsache ist, dass es in den meisten Beziehungen alles andere als harmonisch zugeht! Das Bild von Friede, Freude, Eierkuchen gefällt mir in diesem Zusammenhang, da es drei Optionen offen lässt. Falls kein Friede herrscht, macht es vielleicht noch Freude, zusammenzuleben. Und falls diese auch fehlt, backt man sich abends mal zusammen Eierkuchen und Friede und Freude werden sich vielleicht als Gäste unverhofft dazugesellen. Nicht zu vergessen, dass ständige Harmonie fürchterlich öde sein und sogar destruktiv wirken kann! Denn ohne jede Spannung, ohne Diskussionen, ohne eine Meinungsverschiedenheit schläft jede Beziehung langsam, aber sicher ein!
Die Liebe ordnen
Alte Vorstellungen und Verhaltensmuster sind langlebig und kleben an einem wie Kleister. Kennen Sie das Gefühl, im Wald plötzlich durch Spinnweben zu laufen? Man versucht, sie noch mit den Händen abzuwehren, aber zu spät! Die Fäden haften an einem, man wedelt hilflos mit den Armen, versucht sie von sich abzuzupfen, aber sie sind so dünn, dass man sie nicht mal sehen kann! Unsere Muster und Verhaltensweisen sind oft in frühester Kindheit eingeimpft und Teil unserer Persönlichkeit geworden. Wir übernehmen die Muster unserer Eltern à la »Eigenlob stinkt«, ohne uns darüber Gedanken zu machen, ob diese auch für uns funktionieren. Die Beziehung der Eltern prägt in großem
Stil die eigenen späteren Partnerschaften. Medien und Bücher tun ihr Übriges dazu, und wer kann denn heute noch unterscheiden, ob das spezielle Verhalten, die eigenen Gedanken wirklich etwas Eigenes oder etwas »Fremdgesteuertes« sind?
Die Liebe entlasten heißt zunächst einmal, sich von seinen blockierenden Mustern und Gedanken frei zu machen. Ein inneres Space-Clearing ist angesagt! Und das kann, wie beim Entrümpeln zu Hause, jeder nur für sich, denn jeder muss hier seinen eigenen Ballast loswerden. »Wenn er endlich mal mit seinem ständigen Nörgeln aufhören würde …« wäre zweifellos schön, aber man sollte vor allem hoffen, dass durch das »Entrümpeln« des eigenen Innenlebens ein positiver Impuls für die Beziehung folgt. Den ersten Schritt haben Sie bereits hinter sich: sich dessen bewusst zu werden und Ja dazu zu sagen. »Ja, so ist es. Das ist mein innerer Müll. Diese Deponie gefällt mir nicht, ich möchte Schritt für Schritt mein Leben von diesem Mist befreien und mich für Neues, Positives öffnen.« Das Chaos in einer Beziehung spiegelt das eigene, innere Chaos. Denken Sie nicht auch ab und zu: »Eigentlich könnte unsere Beziehung so einfach sein?« Ja eigentlich, wenn nicht diese Störprogramme wären, wenn der andere sich anders verhalten würde. Überhaupt, wenn der andere nicht wäre! Ja, dann wäre das Problem wirklich gelöst, aber dann hätten wir es auch nicht mit einer Beziehung, sondern nur noch mit unserem eigenen mentalen Gerümpel zu tun! Aber schauen wir uns doch mal die Fakten an, die eine Beziehung so schwierig machen. Machen wir die Störenfriede doch mal sichtbar! Was nervt, was scheint die Harmonie zu blockieren? Worauf können Sie gut und gern verzichten?
Innere Ordnung in eine Beziehung zu bringen heißt, sich wie im eigenen Haus auch jedes Ding anzusehen und sich zu fragen: »Brauche ich dich wirklich?« Brauche ich meine immer wiederkehrenden Vorwürfe vielleicht? Brauche ich seine Eifersucht? Falls ja, wozu? Bringt sie mir tatsächlich was? Also behalte ich sie und weise ihr ihren richtigen Platz zu. Oder ich entlasse sie aus meinem Leben! Die inneren Muster zu durchschauen setzt eine »Innenschau« jedes Einzelnen voraus. Sich der eigenen mentalen Blockaden zu entledigen setzt zunächst nur voraus, dass man
sie anschaut. »Aha, da bist du ja mal wieder« kann man zu diesem immer wiederkehrenden Selbstvorwurf sagen. »Schön, dass du
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