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Weg damit

Titel: Weg damit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Pohle
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ansehen würden, sich mit seiner Einzigartigkeit und seinen ganz speziellen Fähigkeiten richtig auseinandersetzen würden, hätten Sie bestimmt jede Menge Spaß mit ihm.
Könnte es an Ihrer defizitären Wahrnehmung liegen, dass Ihnen immer nur das ins Auge springt, was nicht geboten wird? Und wer sagt denn, dass ein einziger Mensch alle Bereiche Ihres Lebens abdecken muss? »Wenn ich ein intellektuell hochtrabendes Gespräch führen will, habe ich meine Freundinnen, an meinem Mann schätze ich andere Qualitäten«, bringt es Nicole, 35 Jahre, auf den Punkt. Und schließlich gibt es Schlimmeres, als dass er kein Freund der italienischen Oper ist. Dorthin können Sie vielleicht mit Ihrem Exmann gehen. Für die Lappalien des Lebens wie Wohnung streichen oder Videorekorder programmieren gibt es Hilfsmittel, Werkzeuge oder Servicekräfte. Wozu brauchen Sie Ihren Partner wirklich? Was schätzen Sie an ihm besonders? Lenken Sie doch Ihre Aufmerksamkeit mal bewusst auf die Schätze, die er mitbringt und nicht die Lücken, die er sicherlich auch hat. Übrigens, haben Sie ihm heute schon etwas Nettes gesagt?
Schluss mit den wilden Spekulationen
    Frauen sind Gehirnakrobatinnen und ihre Seile bestehen aus Spinnweben. Sie haben die wildesten Fantasien und können oft am Ende die Wirklichkeit nicht mehr von ihren Vorstellungen unterscheiden. Sie interpretieren anderer Menschen Gesten und Aussagen, lesen zwischen den Zeilen und unter den Zeilen und verstehen es vorzüglich, sich auf die Realität ihren eigenen Reim zu machen. Schenkt er ihr gelbe Rosen, dann schaut sie sie so lange an, bis sie vor ihren Augen rot erscheinen. Dabei sind und bleiben es gelbe Rosen, nicht mehr und nicht weniger. Schreibt er ihr eine Kurzmitteilung, gilt das allein schon als Liebesbeweis. Kommt keine Antwort auf ihre, so sitzt er bestimmt gerade in einem Funkloch. Falls Männer wenig sagen, interpretieren sie deren Schweigen. Wie eine reinweiße Leinwand bietet gerade Stille eine große »Projektionsfläche« für die hirnrissigsten Schlussfolgerungen. »Er ist von seiner Ex so ungeheuer verletzt, damit hat er jetzt noch zu tun.« Schweigende Männer scheinen eine weibliche Sehnsucht nach geheimnisvoller Tiefe zu bedienen, die es zu entdecken gilt. Frau reimt sich dann zusammen,
was er gerade denken oder fühlen könnte und hält ihre dadurch gewonnenen Erkenntnisse noch für einen Beweis ihrer Intuition.
    Mit dem »Was wäre wenn …«-Konjunktiv können sich Frauen den halben Tag lang beschäftigen. Ganz praktische Überlegungen, wie der Kauf eines Bettes, werden unter spekulativen Gesichtspunkten betrachtet: »Wenn er schon ein Doppelbett hätte, wäre es sinnvoller, sich ein Einzelbett zu kaufen. Das könnte man ja dann als Gästebett benutzen«, denkt sich Fanny, 32, noch nicht mal geschieden, aber gerade frisch ausgezogen. Ein neuer Kandidat mit dem eventuellen Doppelbett ist aber noch nicht einmal in Sichtweite. Ausgehend von einem banalen Ereignis, dass die neueste Eroberung beispielsweise nicht zurückruft, treibt ihre Fantasie zu Höchstleistungen an: Zuerst sitzt er sicher in einem wichtigen Meeting. Am nächsten Tag seines Nicht-Anrufs ist er bestimmt verreist und hat ihre Telefonnummer nicht griffbereit. Am dritten Tag liegt er mit zwei gebrochenen Händen im Krankenhaus, weil er von der Leiter gefallen ist und daher jetzt nicht wählen kann. Am vierten Tag seines nicht erfolgten Anrufes fasst sie sich ein Herz und ruft in seiner Firma an. Da weder er noch ein anderer der zwanzig Mitarbeiter ans Telefon geht, schließt sie daraus, dass ihm sicher etwas passiert ist und alle Kollegen gerade auf seiner Beerdigungsfeier sind. Irgendwann glaubt sie es dann tatsächlich, dass er zwei Meter unter der Erde liegt, es geht doch rein logisch betrachtet gar nicht anders! Sonst würde er doch anrufen! Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Männer können mit diesen verqueren Gedankengängen gar nichts anfangen, sie vergeuden ihre Zeit und Energie nicht mit Spekulationen. Höchstens an der Börse.

Loslassen
    Doch kehren wir in die Realität zurück. Eine Tatsache ist entscheidend: Er hat nicht angerufen. Punkt. Und damit wäre der Gedankengang auch schon beendet. Frau fragt sich jetzt aber »warum«. Diese Frage führt, wie wir eben gesehen haben, in die Irre. Eine andere Frage wäre sinnvoller: Kann ich es ändern? Ja, ich könnte ihn anrufen. Wenn ich aber will, dass er anruft, kann ich gar nichts tun, außer die Tatsache zur Kenntnis zu nehmen

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