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Weg damit

Titel: Weg damit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Pohle
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Vordergrund.
    Sie sind Perfektionisten und meist männlich. Ihre Sammlungen stellen einen bestimmten Wert dar und stehen gleichzeitig für eine bestimmte Wissenskompetenz. Richtige Sammler werden zu »Spezialisten« auf ihrem Gebiet. Und je seltener die Sammlung, desto größer ihr scheinbarer Wert. Ordentlich ist die Sammlung auch dann, wenn man sie präsentieren möchte: Geordnet in Regalen stehen die Bierkrüge da.
Typ »Chaotischer Sammler«
    Dieser Typ unterscheidet sich deutlich vom ordentlichen Sammler: Der Ordnungsfanatiker sammelt nach einem bestimmten System, der Chaot kommt nie über den Zustand des Anhäufens und Hortens hinaus. Er bewahrt die Briefmarken in einer großen Schachtel auf und hat vor, diese in den Weihnachtsfeiertagen endlich in Alben einzusortieren - fragt sich nur, welches Weihnachten gemeint ist. Außerdem lässt sich hier keine bestimmte Zielsetzung erkennen. Man sammelt beispielsweise »Briefmarken«, ohne diese Sammlung zu spezifizieren oder einzuschränken, weder auf ein bestimmtes Land noch auf einen bestimmten Zeitraum. Der chaotische Sammler ist zudem nicht an bestimmte Objekte gebunden. Er kann Sammlungen beginnen, weil er hofft, sich damit ein neues Hobby aufbauen zu können. Sein Problem ist jedoch, dass er sich für nichts richtig entscheiden kann.

    Manche Sammlungen entspringen einem so genannten »Tick«. Durch die mengenmäßige Ansammlung von Dingen wird dann eine Sammlung. Besonders bei Frauen ist der »Schuhtick« weit verbreitet: kaum eine Frau, die nicht Schuhe liebte und sich daher nicht auch mal zum Kauf von extremen Modellen verführen ließe. Nach einem Zahnarztbesuch habe ich mich mit einem Paar zickiger Pantoletten belohnt, in schwarzweißem Kuhmuster: wunderschön anzusehen, doch getragen habe ich sie bisher nur zweimal.
Typ »Horter«
    Dieser Typ hegt keine Sammlermentalität, die sich auf bestimmte Objekte konzentriert. Was ihn auszeichnet, ist seine absolute Unfähigkeit, sich von irgendetwas zu trennen. Seinen Abfall entsorgt er zwar, aber darüber hinaus fällt es ihm sehr schwer, etwas wegzuwerfen. Leere Flächen auf Fensterbänken oder Regalen sind nicht vorhanden: Neben Urlaubssouvenirs stehen Geschenke und Spielekartons, unter dem Couchtisch stapeln sich die Fachzeitschriften. Auf dem Esstisch liegen alte Zeitschriften, noch ungelesen, die vor jeder Mahlzeit beiseitegeschoben werden.
    Herr S. wirft keinen Briefumschlag weg. Täglich öffnet er seine Post fein säuberlich mit einem Brieföffner. Auf den einen Stapel legt er die Briefe, auf den anderen die Kuverts: Man kann sie ja vielleicht noch einmal verwenden. Darin verstaut er dann Zeitungsausschnitte zu Themen, die ihn gerade interessieren. Ob er sie jemals wiederfindet, falls er sie suchen sollte? Zu den Kuverts hortet er noch anderes Verpackungsmaterial. Kein Karton, keine Schachtel wird jemals weggeworfen. »Darin kann man immer noch ein Geschenk einpacken.« In der Küche bei Frau S. liegt das Wachspapier, in das der Käse immer eingepackt wird, fein säuberlich glattgestrichen auf einem Stapel. Vielleicht muss man ja irgendwann wieder Käse einpacken. Und außerdem hat man es doch mitbezahlt. »Man könnte es irgendwann noch mal gebrauchen« oder »zu schade zum Wegwerfen«, sind die Grundsätze des Horters.
    Seine Wohnung aufzuräumen, in Ordnung zu halten und sauberzumachen kostet viel Kraft. Beim Staubwischen müssen
unzählige kleine Dinge bewegt werden, beim Staubsaugen stolpert man über Tüten und Kisten. Und unmittelbar danach sieht es, selbst wenn geputzt und aufgeräumt wurde, durch die Unmenge an Dingen gleich wieder genauso unordentlich aus wie vorher. Der Einsicht, dass man einfach nichts wegwerfen könne, folgt meist keine Veränderung.
    Dass mehr Platz die Lösung aller Probleme ist, ist jedoch ein Irrtum. Ein Raum mehr zieht automatisch noch mehr Gerümpel nach sich und führt nicht zwangsläufig zu weniger Besitz. Ganz im Gegenteil: Dann besteht die Notwendigkeit, sich von einigen Dingen zu trennen, erst recht nicht mehr. Interessanterweise haben diese Typen oft Angst vor allem Neuen: Manche von ihnen tendieren auch dazu, falls sie sich mal ein Möbelstück kaufen, auf Antiquitäten oder Gebrauchtes zurückzugreifen. Das scheint ihnen vertraut zu sein, dabei fühlen sie sich, aus welchem Grund auch immer, sicher. Ganz schwer fällt es ihnen allerdings, das alte Teil zu entsorgen. Irgendwo findet es noch einen Platz und landet vielleicht im Gartenhaus oder im Keller: bloß

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