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Weg damit

Titel: Weg damit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Pohle
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die Zeitschriften zwangsläufig ihre Titel ändern. Sie hießen dann passenderweise »Schlimmer Wohnen« oder »Das chaotische Büro«. Aber die Realität will keiner sehen, Unordnung ist schließlich kein akzeptierter »Lifestyle«. Die sichtbaren Spuren des Gebrauchs - und dazu zählen das tägliche Chaos ebenso wie das herumstehende Gerümpel - werden nicht nur in den Printmedien unterschlagen. Das alltägliche Chaos diskutiert man genauso wenig in Seminaren, wie man es in der Fachliteratur thematisiert oder fotografiert. Dieses Thema ist so gut wie tabu.
    In den Läden bietet sich ein ähnliches Bild: Geschäfte sind zwar so gestaltet, dass ihre Außenwirkung stimmig und verkaufsfördernd
ist, aber die praktische Umsetzung sieht auch hier anders aus: Selbst vor Geschäften, die im Inneren hochwertige und teure Waren anbieten, stehen beispielsweise Kleiderständer mit Sonderangeboten und behindern den Blick auf die Auslagen in den Schaufenstern. Möglicherweise steht daneben auf dem Bürgersteig gar noch ein Pappkarton mit ausrangierten Kleiderbügeln, die für die Passanten zum Mitnehmen gedacht sind; man spart sich somit die »Entsorgung«.
    Dieses »armselige« Bild bietet sich auch in anderen Branchen: Im Eingangsbereich exklusiver Raumausstatter stehen Grabbelkörbe, in denen Teppichmuster für einen Euro das Stück angeboten werden. Diese »Notlösungen« sind zwar an der Tagesordnung, werden jedoch in der Fachpresse totgeschwiegen. Tatsache ist, dass dieses Äußere nicht förderlich für den Erfolg eines Geschäftes ist. Ein Geschäft sollte nach außen hin qualitativ das ausstrahlen, was es innen verkauft: Und das wäre Hochwertigkeit, wenn auch die Ware hochwertig ist, und Minderwertigkeit, wenn Ramsch angeboten wird.
    In anderen Unternehmen zeigt sich ein ähnliches Bild: In Restaurants sind die Stühle durchgesessen, die Tischdecken haben Löcher, und die Gabeln sind verbogen. Weder Gesundheitsamt noch Restaurantkritik scheint sich dafür zu interessieren, denn beide achten leider nur auf die hygienischen Verhältnisse in der Küche und auf die Qualität der Speisen.
    Wohin man kommt, ist Schäbiges allgegenwärtig: Die Möbel mancher Hotelzimmer scheinen Großmutters Erbmasse oder dem Sperrmüll zu entstammen. Das aber zeugt von einer Missachtung des Kunden! Ebenso wenig ernst genommen fühlt sich der Besucher übrigens auch im Foyer eines großen Unternehmens: Er darf auf Sesseln warten, aus deren Armlehnen die Polsterwatte quillt.
    Auch an chaotischen Büros scheint sich keiner zu stören. Das Gerümpel ist allgegenwärtig: Ausrangierte PCs stehen in den Ecken, daneben liegen Ordner kreuz und quer herum. Unter den Schreibtischen lauern alte Pappkartons im Kabelsalat, auf den Schreibtischen türmen sich Papierberge, die von diversem Krimskrams durchsetzt sind. Will sich ein Besucher setzen, so
müssen zunächst die Stapel alter Prospekte von den Besucherstühlen entfernt und die Ordner auf dem Besuchertisch beiseitegeschoben werden. Nicht selten sieht es auch hier aus wie bei »Hempels unterm Sofa«.
    Als Angestellter sagen Sie vielleicht: »Es macht mir zwar keinen Spaß, in diesem Durcheinander zu arbeiten, aber ich kann ja sowieso nichts ändern, ich bin ja nicht der Chef.« Und als Chef denken Sie: »Es sind schließlich meine Angestellten, die dieses Chaos produzieren. Ich kann mich nicht auch noch darum kümmern!« Als Angestellter sollte Sie dieses Thema aber sehr wohl interessieren, denn es beeinflusst Ihr persönliches Wohlbefinden und Ihre Leistung. Und als Unternehmer muss Sie dieses Thema regelrecht interessieren, da Sie für alle Bereiche Ihres Unternehmens die volle Verantwortung tragen und Gerümpel den Erfolg Ihres Unternehmens beeinträchtigen kann. Dieses Thema betrifft also jeden. Gerümpel ist geschäftsschädigend, also sehen Sie zu, dass Sie es loswerden!
    Für Planer wie Architekten, Innenarchitekten, Einrichter oder Gestalter scheint dieses Thema zunächst nicht relevant. Das Problem Chaos und Gerümpel wird oft als rein organisatorisch begriffen: Mehr Schränke müssen her, und damit ist das Problem erledigt. Sobald der Kunde eingerichtet ist, ziehen sich die Planer diskret zurück. Aber für den Kunden beginnt das Chaos früher oder später wieder, wenn er keine entsprechenden Strategien fährt. Darum ist es für professionelle Gestalter besonders wichtig, sich dieses Thema genauer anzusehen. Bereits durch entsprechende Planung und im Prozess der Gestaltung sollte mögliches

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