Weg damit
warum manche Menschen sich leicht, andere sehr schwer von den Dingen trennen, warum der eine alles sammelt und der andere schnell wegwerfen kann, muss man sich zunächst einmal ansehen, was die Dinge den betreffenden Menschen überhaupt bedeuten.
Unser Verhältnis zu den Dingen ist, genau wie unser Verhältnis zu Menschen, an Emotionen gebunden. Manche Dinge ziehen uns, vielleicht sogar magisch, an, andere stoßen uns ab, und ein Großteil lässt uns völlig kalt. Wir berühren die Gegenstände mit unseren Augen, unseren Händen, und sie berühren uns, etwas in
uns. Wir treten in Räume und fühlen uns geborgen oder fremd. Wir ziehen ein Kleidungsstück an und fühlen uns darin wohl oder unwohl.
Der Gebrauchswert
Ob die Dinge tatsächlich Gebrauchsgegenstände oder aber im erweiterten Sinne Status-, Erinnerungs- oder Erlebnisobjekte sind, ist zunächst einmal sekundär. Wir umgeben uns mit ihnen, und jeder von uns glaubt, das, was er besitzt, auch tatsächlich zu brauchen. Warum hätten wir es denn sonst angeschafft und Geld dafür ausgegeben? Alle Dinge haben also irgendeine Funktion, selbst Fetisch- und Symbolobjekte. Diese besitzen einen so genannten erweiterten, emotionalen Gebrauchswert.
Zum Überleben in der heutigen Zeit braucht der Mensch eher ein Auto als Pfeil und Bogen. Über den reinen Gebrauchswert hinaus ist das Auto aber für viele zusätzlich auch Partner(ersatz). Das Auto wird personifiziert, bekommt einen Namen, manchmal wird es sogar kirchlich gesegnet. Es nimmt, zumindest in unserer westlichen Gesellschaft, einen hohen Stellenwert ein und zeigt nach außen, wer wir sind und was wir uns leisten können. Mit kaum einem anderen Ding unserer näheren Umgebung werden wir so sehr identifiziert. »Sag mir, welches Auto du fährst, und ich sage dir, wer du bist (oder gern wärest).« Das Auto ist Image, Teil der Selbstdarstellung eines Menschen und Teil der Außendarstellung eines Unternehmens. Das falsche Auto zu fahren kann sich in bestimmten wirtschaftlichen Kreisen sogar negativ auf die Kundenakquisition auswirken.
Repräsentation und Statussymbol
Wir schaffen uns manche Dinge nicht nur wegen ihres Gebrauchswerts an, sondern auch aufgrund des Zugehörigkeitsgefühls, das sie auslösen. Durch den Besitz einer Golfausrüstung zeigen wir, dass wir uns zu einer bestimmten sozialen Gruppe zählen. Das Tragen bestimmter Marken ist nicht nur bei Jugendlichen ausschlaggebend für die Akzeptanz in der Gruppe. Eine Armbanduhr zeigt die Zeit an, eine Rolex noch viel mehr. Auch in der Auswahl unserer Einrichtungsgegenstände spielt Status eine
Rolle. Büros, die mit Designermobiliar eingerichtet sind, unterscheiden sich nicht nur in der Optik von anderen.
Wir geben uns in unserem täglichen Leben viel Mühe, nicht das zu tun, was die Masse tut, und auch nicht das zu kaufen, was es überall gibt. Wir möchten uns von bestimmten Menschen und Gruppen abgrenzen, uns unterscheiden, etwas Besonderes sein. Eine solche Distinktion steht hinter vielen Käufen, die nicht unbedingt lebensnotwendig sind.
Erinnerungen schreiben Geschichte
Andere Dinge repräsentieren Werte, die weniger finanzieller als vielmehr persönlicher Art sind. Mit bestimmten Fotos verbinden wir vielleicht Erlebnisse und Begegnungen mit Personen. Ein Erbstück, wie beispielsweise der Füller des Großvaters, kann eine Geschichte erzählen, wird zu einem wichtigen Objekt einer gelebten Zeit. Gegenstände wichtiger Personen, die man als Geschenk oder durch Kauf in seinen Besitz gebracht hat, können zur »Überhöhung«, das heißt Aufwertung der eigenen Person, beitragen.
Plüsch streichelt die Seele
Wir erwerben manche Dinge, weil wir uns beim Kauf oder danach einfach »wohl« fühlen. Durch den Oldtimer-Kauf empfindet man wieder, wie man als Kind sich das Erwachsensein vorgestellt hat. Wir erfüllen uns kindliche Fantasien, indem wir beispielsweise Zuckerwatte essen oder uns ein Plüschtier kaufen. Alles Weiche, Runde, Knuffige bringt uns unsere Kindheit zurück. Die Industrie hat diesen Trend längst erkannt: Die Autokarosserien werden runder, Möbel ebenfalls. Runde Formen sind identisch mit Geborgenheit, Sehnsucht nach Wärme, nach einem »Nest«. Das Zurückfallen erwachsener Menschen in ihre Kindheitsträume, in der Psychologie Regression genannt, erkennt man an kindlichen Accessoires wie Plüschtieren. Ein Großteil davon wird heute nachweislich von Erwachsenen für Erwachsene gekauft. Dieser Trend zur Regression wirkt im Berufsleben
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