Weg damit
faxen, ein Drucker drucken. Das kann man erwarten. Wenn die Geräte das nicht tun, ärgern sie uns. Befinden sich in Ihrem Büro auch Geräte, die Sie zur Weißglut treiben? Der Trafo einer Schreibtischleuchte, der in schöner Unregelmäßigkeit zu brummen anfängt? Er erzeugt Ärger, vielleicht sogar Wut. Ein schnurloses Telefon, dessen Akku ständig piept, weil man ihn zu kurz oder zu lange aufgeladen hat? Das nervt auf Dauer.
Heutzutage kann man sich beim Kauf eines neuen Telefons nicht mehr auf bereits gemachte Erfahrungen verlassen. Ein scheinbar gewohntes Gerät wird zu einem vollkommen ungewohnten Gegenstand. Jeder von uns kann telefonieren, aber jedes Mal müssen wir wieder eine neue Gebrauchsanleitung durcharbeiten, ehe wir das neue Gerät bedienen können. Der Mensch aber will so schnell wie möglich »ran ans Produkt«. Dass man heutzutage kaum mehr seinen Anrufbeantworter ohne schriftliche Anleitung »beherrscht«, führt zu Frust und einem Gefühl der Ohnmacht. Untersuchungen zeigen, dass beim Kunden daraus eine negative Einstellung entsteht. In Zukunft verzichtet er vielleicht ganz auf Produkte dieser Marke.
Funktioniert ein Gerät und beherrschen wir es, so führt das zu Erfolgserlebnissen und somit zu positiven Gefühlen. Wir fühlen
uns stark und mächtig! Wir sind stolz darauf, kompetente »Profis« zu sein. Funktioniert es allerdings nicht, so fühlen wir uns klein und mickrig. Oder kommen uns vor wie ein Idiot! Teure Geräte, die, kaum gekauft, schon wieder kaputt sind, machen uns zu Recht wütend. Man kauft heute das Gerümpel von morgen. Billige Unterhaltungselektronik ist nun einmal auf Kurzlebigkeit ausgelegt.
Darum bedeutet Gerümpel zu vermeiden, als Erstes auf Qualität schon beim Kauf zu achten. Teure Produkte müssen nicht zwangsläufig besser sein als billige, aber die billigen sind in ihrer Mehrzahl garantiert nicht den teuren an Qualität überlegen. In manchen Produkten ist der Verschleiß schon mit eingebaut. Achten Sie beim Kauf darauf, ob sich Verschleißteile austauschen lassen und das Gerät überhaupt repariert werden kann.
Anderes lässt uns kalt
Zwischen den Dingen, an denen unser Herz hängt, und denen, die wir hassen, rangiert der Großteil der Produkte des täglichen Lebens, die uns weniger emotional berühren. Wir bleiben gleichgültig gegenüber den Dingen, für die wir ungern unser Geld ausgeben. Eine neue Kassenanlage oder ein neuer Aktenvernichter lassen uns eher kalt. Oder haben Sie eine intensive Beziehung zu Ihrem Kopierer oder Ihrer Kaffeemaschine? Falls ja, sollten Sie sich darüber klar werden, dass Ihre teure italienische Espressomaschine Ihnen offenbar jenseits des Gebrauchswerts auch als Statussymbol »lieb und teuer« ist.
Der Lustfaktor
Andere Dinge wiederum ziehen uns an, manche sogar magisch. Wenn wir sie nicht kaufen können, so gehen wir beispielsweise ins Museum oder zu Automessen, um sie aus der Nähe betrachten zu können. Hier dürfen wir den Maserati dennoch bewundern und vielleicht sogar einmal berühren. Manche Dinge besitzen eine große Anziehungskraft; das mag an ihrer Auffälligkeit liegen. Andere strahlen durch ihre formale Schlichtheit ein großes Maß an Würde aus, das uns anzieht.
In diese Dinge kann man sich, wie in einen Menschen, regelrecht verlieben. Man wird von ihnen verführt, begehrt sie und
möchte sie besitzen, es kommt sozusagen Erotik ins Spiel! Erotik spricht man im Allgemeinen allen runden Formen zu, die zum »Streicheln« einladen: den Rundungen einer Karosserie ebenso wie denen eines Ledersessels. Dass sich Menschen eher zu weichen, rundlichen Gegenständen hingezogen fühlen, hat etwas mit deren haptischen Eigenschaften zu tun. Wir berühren sie lieber, da sie sich einfach besser anfühlen als kantige, spitze Dinge.
Die Lebensdauer eines Produkts hängt unter anderem von der Intensität der Beziehung ab, die der Mensch zu ihm aufbauen kann. Wenn wir keine positive Beziehung zu einem Gegenstand haben, dann vernachlässigen wir ihn. Wir pflegen ihn selten oder gar nicht, schenken ihm keine Beachtung, und so wird er zum Gerümpel von morgen. Die Dinge, Werkzeuge und Gegenstände, die wir tagtäglich in die Hand nehmen (müssen), sollten uns unbedingt gefallen, wir sollten sie gern anfassen. Die Lust, mit einem Teil zu arbeiten, hängt zunächst einmal von der Qualität des Produkts ab. Wenn die nicht stimmt, wenn ich tagtäglich mit einem kratzigen, nicht gut in der Hand liegenden Stift schreiben soll, wenn die
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