Weg damit
PC-Tastatur wackelt und mein Stuhl quietscht, dann macht mir das alles keine Freude. Eine negative Beziehung zum Werkzeug hat eine negative Einstellung zur Arbeit zur Folge! Gute emotionale Beziehungen zu den Dingen wiederum fördert die Identifikation der Angestellten mit ihrem Unternehmen.
Man arbeitet auch lieber mit Dingen, die »wertvoll« erscheinen. Diese werden erfahrungsgemäß besser gepflegt und liebevoller gehegt. Einen teuren Füller verlegt man lange nicht so schnell wie einen Einwegkuli. Einen billigen, schlecht funktionierenden Regenschirm vergisst man eher unterwegs als einen, der eine gewisse Qualität und damit einen entsprechenden Wert besitzt. Die Beziehung, die der Mensch zu den Gebrauchsgegenständen des Alltags aufbauen kann, hängt nicht zuletzt von ihrem Wert gepaart mit ihrer Qualität ab.
Ein anderer Faktor ist die Zeit. Je länger die positive Beziehung zu einem geliebten Teil anhält, desto tiefer und intensiver kann sie werden. Die Dinge, mit denen sich positive Erinnerungen verbinden, erfahren auch mehr Wertschätzung. Die Aktentaschen, die die gesamte Karriere begleitet haben, sind Legende. Sie haben
schon einiges mitgemacht, sind zusammen mit dem Besitzer durch dick und dünn gegangen. Diese Geschichte können sie allein durch ihre Anwesenheit immer wieder erzählen.
Eine andere Voraussetzung dafür, dass Produkte lange leben, ist ihr großer Reiz. Sie sollen anregen und nicht langweilen, denn der Mensch als Reizempfänger ist von Natur aus neugierig. Computer gehören zu solchen Objekten. Sie sprechen darüber hinaus den menschlichen Spieltrieb an. Ist man daran gewöhnt und die Erregung wie auch der Reiz abgeflacht, so tritt Langeweile ein. Gewohntes und Bekanntes wird auf Dauer eintönig und demotivierend.
Alte Dinge, die keinen Reiz mehr haben, landen früher oder später auf dem Müll. Sie sind zur Kurzlebigkeit verdammt, auch wenn sie qualitativ hochwertig sind und fast nicht kaputtgehen können. Sie fallen früher oder später in unserer Achtung, und das bedeutet ihr Aus. Darum müssen die Produkte so gestaltet sein, dass sie nicht nur außergewöhnlich gut benutzbar, sondern auch außerordentlich attraktiv sind. Die Japaner haben das längst erkannt und im Design den Begriff »Tokemechi« geprägt, was so viel wie »Herzklopfen« bedeutet.
Von Jägern und Sammlern
Sind Sie eher ein Wegwerfer oder ein Sammler? Wovon können Sie sich ganz schlecht trennen? Horten Sie bestimmte Dinge für schlechte Zeiten?
Dinge und Besitztümer anzuhäufen entspringt zunächst einmal unserem menschlichen Trieb, Nahrung zu sichern, indem man Vorräte anlegt. Seitdem wir sesshaft wurden und nicht mehr als Jäger und Sammler durch die Lande ziehen, brauchen wir zum Überleben einen gewissen Vorrat für schlechte Zeiten. Doch mit diesem instinktiven Erhaltungstrieb ist unser heutiger »Trieb«, alles aufheben zu wollen und nichts wegwerfen zu können, nicht hinreichend erklärt.
Um es vorwegzunehmen: Die Tendenz, sich privat wie auch beruflich von den Dingen leicht oder schwer trennen zu können, hängt nicht unmittelbar von Alter, Geschlecht, Erziehung oder finanziellen Möglichkeiten ab. Auch die persönlichen Erfahrungen sind hier nicht ausschließlich bestimmend. Wer einmal Zeiten der Not erlebt hat, kann daraus nämlich zwei ganz gegensätzliche Schlussfolgerungen ziehen: »Man kann alles irgendwann noch mal brauchen« oder »Eigentlich kommt man mit ganz wenig aus«. Ob man Sammler, Horter, Wegwerfer oder ein Mischtyp ist, hängt von vielen Faktoren ab.
Nichts loslassen zu können ist mit Suchtverhalten zu vergleichen. Manch einer hängt an ganzen Zeitschriftenjahrgängen und stapelt sie über Jahre hinweg, während der andere die Magazine wöchentlich entsorgt. Der eine braucht sein Gerümpel, der andere seine Zigaretten. Die wahren Ursachen ergründen zu wollen würde in eine Therapie führen. Diese wäre aber für die Veränderung der eigenen Verhaltensweise zu langfristig: Denn wer im Müll zu ersticken droht, der kann nicht Jahre auf den therapeutischen Erfolg warten. Er muss sich erkennen, akzeptieren und rasch Strategien aus dem Chaos finden. Jeder Mensch kann sich täglich von neuem selbst entscheiden, ob er so weiterleben oder an seiner Situation etwas verändern will.
Wenn jemand sich schlecht von seinem Gerümpel trennen kann, heißt es noch lange nicht, dass er darin ein Problem sieht. Für ihn ist es normal, dass alles herumliegt, er keinen Platz hat und ständig
Weitere Kostenlose Bücher