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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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waren sie wahnsinnig verliebt, am nächsten Tag warf sie seine Kleider auf den Rasen und schrie ihn an, er solle sich nie mehr blicken lassen. Und als sie starb, verschwand er, so schnell er konnte. Er kündigte, verkaufte das Haus, kaufte ein Boot und sagte zu mir, er wolle sich die Welt ansehen. Hatte keine Ahnung vom Segeln. Sagte, er würde es mit der Zeit schon lernen, und das stimmt wohl auch.«
    Sarah runzelte die Stirn. »Das ist irgendwie merkwürdig…«
    »Für ihn nicht. Mich hat es, ehrlich gesagt, auch nicht überrascht, aber man muss ihn kennen, um es zu verstehen.«
    Miles schüttelte den Kopf.
    »Wie ist Ihre Mutter gestorben?«, fragte Sarah sanft.
    Sein Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an, und Sarah bedauerte ihre Frage sofort. Sie beugte sich vor. »Tut mir Leid - das war unhöflich. Ich hätte nicht fragen sollen…«
    »Nein, schon gut«, sagte Miles leise. »Ich habe nichts dagegen - es fällt mir nicht mehr schwer, darüber zu sprechen. Es ist nur schon so lange her, dass jemand nach meiner Mutter gefragt hat.«
    Miles trommelte geistesabwesend mit den Fingern auf den Tisch, dann richtete er sich auf. Er sprach nüchtern, als ginge es um eine entfernte Bekannte. Sarah erkannte den Ton - so sprach sie neuerdings über Michael.
    »Bei meiner Mutter fing es mit Magenschmerzen an - manchmal konnte sie nachts nicht schlafen. Ganz tief im Inneren wusste sie, wie ernst es war, und als sie schließlich zum Arzt ging, hatte der Krebs schon die Bauchspeicheldrüse und die Leber erfasst. Man konnte nichts mehr tun. Kaum drei Wochen später starb sie.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Sarah, weil ihr nichts Besseres einfiel.
    »Mir auch«, sagte er. »Ich glaube, sie hätte Ihnen gefallen.«
    »Ganz bestimmt.«
    Sie wurden vom Kellner unterbrochen, der an ihren Tisch trat und die Getränkebestellung aufnahm.
    »Was kann man hier gut essen?«, fragte Sarah.
    »Eigentlich alles.«
    »Keine besonderen Empfehlungen?«
    »Ich nehme wahrscheinlich ein Steak.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    Miles blickte von der Karte hoch. »Haben Sie etwas gegen Steaks?«
    »Ganz und gar nicht. Ich habe Sie nur einfach nicht als Salatund-Tofu - Typen eingeschätzt.«
    Sarah klappte die Speisekarte zu. »Ich dagegen muss auf meine Figur achten.«
    »Und was nehmen Sie?« Sie lächelte. »Ein Steak.«
    Miles legte die Karte beiseite. »Jetzt haben wir mein Leben abgehandelt - wie wär's, wenn Sie mir von Ihrem berichten? Wie haben Sie Ihre Kindheit erlebt?«
    Sarah legte ihre Speisekarte auf seine.
    »Anders als Ihre Eltern waren meine wirklich ein ideales Paar. Wir haben in einer Stadtrandsiedlung von Baltimore gelebt, in einem ganz typischen Haus - vier Schlafzimmer, zwei Badezimmer, Veranda, Blumenbeete und weißer Gartenzaun. Ich bin mit den Nachbarskindern zur Schule gefahren, habe am Wochenende im Garten gespielt und hatte die größte Barbiesammlung im ganzen Viertel. Dad arbeitete von neun bis fünf und trug jeden Tag einen Anzug. Meine Mutter war Hausfrau, und ich habe sie, glaube ich, keinen Tag ohne Schürze gesehen. In unserem Haus roch es immer wie in einer Bäckerei. Sie hat für mich und meinen Bruder jeden Tag Kekse gebacken, und wir aßen sie in der Küche und erzählten Mutter dabei, was wir in der Schule gelernt hatten.«
    »Hört sich sehr harmonisch an.«
    »Das war es auch. Meine Mom war toll, als wir noch klein waren - eine Mutter, zu der andere Kinder gelaufen kamen, wenn sie sich das Knie aufgeschlagen oder zu Hause Ärger hatten. Erst als mein Bruder und ich älter waren, wurde sie so neurotisch.«
    Miles zog die Augenbrauen hoch.
    »Hat sie sich tatsächlich geändert oder war sie schon immer neurotisch, und Sie waren nur zu jung, um es zu merken?«
    »Sie reden wie Sylvia.«
    »Sylvia?«
    »Eine Freundin von mir«, erwiderte Sarah ausweichend, »eine gute Freundin.«
    Miles spürte ihr Unbehagen, ließ sich aber nichts anmerken. Ihre Getränke kamen, und der Kellner nahm die Bestellung auf. Sobald er weg war, beugte sich Miles vor.
    »Was ist Ihr Bruder für ein Mensch?«
    »Brian? Er ist ein netter Kerl - und er ist erwachsener als die meisten Menschen, die ich kenne. Aber er ist schüchtern und nicht besonders kontaktfreudig. Ein bisschen introvertiert eben, aber wenn wir zusammen sind, verstehen wir uns auf Anhieb. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich hierher gezogen bin. Er hat gerade an der Universität von North Carolina angefangen.«
    Miles nickte. »Dann ist er viel jünger als

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