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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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überlasteter Stromkreis, in dem es zu einem Kurzschluss gekommen war.
    Wie um Himmels willen war es zu der Sache gekommen? Nicht Brians Unfall - den verstand sie, wenigstens halbwegs. Es war ein schreckliches Ereignis, und er hatte sich hinterher falsch verhalten, daran gab es nichts zu rütteln, aber es war ein Unfall gewesen. Dessen war sie sich sicher. Brian hätte ihn nicht vermeiden können, und ihr selbst wäre es ebenso ergangen.
    Im Bruchteil einer Sekunde war Missy gestorben. Missy Ryan.
    Jonahs Mutter. Miles' Frau.
    Das war es, was sie nicht verstand.
    Warum hatte Brian ausgerechnet sie überfahren?
    Und warum war, von all den vielen Menschen auf dieser Erde, gerade Miles in ihr Leben getreten? Es war so ein unglaubliches Zusammentreffen! Was sie gerade erfahren hatte, war wie ein Puzzle, das nicht zusammenpasste - ihr Entsetzen über Brians Beichte, seine offenkundigen Schuldgefühle… ihr Abscheu vor der Tatsache, dass er die Wahrheit verheimlicht hatte, und zugleich das unabänderliche Wissen, dass sie ihren Bruder liebte…
    Und Miles…
    O Gott, Miles…
    Was sollte sie nur tun? Ihn anrufen und es ihm sagen? Oder eine Weile warten, bis sie sich gefasst und überlegt hatte, wie sie es ihm schonend beibringen konnte?
    So, wie Brian gewartet hatte?
    O Gott…
    Wie sah Brian's Zukunft aus?
    Er würde ins Gefängnis kommen.
    Sarah wurde übel.
    Aber das hatte er verdient, auch wenn er ihr Bruder war. Er hatte das Gesetz gebrochen und musste dafür bezahlen…
    Oder nicht? Er war ihr kleiner Bruder, noch ein halbes Kind, als es passierte, und er hatte es nicht verschuldet…
    Sarah schüttelte den Kopf und wünschte sich plötzlich, Brian hätte ihr nichts gebeichtet.
    Aber tief im Inneren wusste sie, warum er damit zu ihr gekommen war. Seit zwei Jahren zahlte Miles den Preis für Brians Schweigen.
    Und jetzt sollte Otis bezahlen.
    Sie holte tief Luft und legte die Fingerspitzen an die Schläfen. Nein - Miles würde nicht so weit gehen. Oder doch?
    Vielleicht nicht jetzt, aber es würde an ihm nagen, solange er glaubte, dass Otis der Täter war, und eines Tages…
    Sie versuchte, den Gedanken zu verscheuchen. Und war nach wie vor ratlos.
    Das war sie auch noch einige Minuten später, als Miles vor ihrer Tür stand.
    »Hallo«, sagte er nur.
    Sarah sah ihn erschrocken an und hielt sich am Türknauf fest. Sie wurde starr vor Anspannung, und ihre Gedanken stoben in alle Richtungen.
    Sag's ihm, bring es hinter dich…
    Warte, bis du weißt, wie du es am besten anfängst…
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Oh… doch… ja…«, stammelte sie. »Komm rein.«
    Sie trat zurück, und Miles zog die Tür hinter sich zu. Er blieb kurz stehen, dann ging er zum Fenster, um einen Blick auf die Straße zu werfen. Danach zog er die Vorhänge zu und wanderte ziellos durch das Wohnzimmer. Am Kaminsims blieb er stehen und rückte ein Bild von Sarah und ihrer Familie gerade. Sarah verharrte reglos in der Mitte des Zimmers. Die ganze Sache kam ihr unwirklich vor. Alles, woran sie denken konnte, war, dass sie wusste, wer Miles' Frau überfahren hatte.
    »Charlie war heute früh bei mir«, sagte er unvermittelt, und der Klang seiner Stimme rüttelte sie wach. »Er hat den Ordner über Missy mitgenommen.«
    »Das tut mir Leid.«
    Es klang unpassend, aber etwas anderes fiel ihr nicht ein. Miles schien es nicht zu merken.
    »Er hat gesagt, dass er mich verhaften lässt, wenn ich Otis Timson auch nur ansehe.«
    Diesmal erwiderte Sarah nichts. Miles wollte sich Luft machen, seine defensive Haltung ließ das deutlich erkennen. Er wandte sich ihr zu.
    »Ist das zu fassen? Ich habe nichts weiter getan als den Kerl verhaftet, der meine Frau auf dem Gewissen hat - und jetzt das!«
    Sarah musste all ihre Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte sie ein zweites Mal.
    »Mir auch.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann Sims nicht suchen, ich kann keine Beweise suchen, ich kann überhaupt nichts tun. Außer zu Hause sitzen und Charlie alles überlassen.«
    Sie räusperte sich unsicher. »Und… meinst du nicht, das wäre eine gute Idee? Wenigstens vorläufig?«
    »Nein - ganz und gar nicht. Verdammt noch mal, ich bin der Einzige, der nicht aufgegeben hat, nachdem die offiziellen Ermittlungen im Sande verlaufen sind! Ich weiß mehr über den Fall als sonst jemand.«
    Nein, Miles, das stimmt nicht.
    »Und was hast du vor?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du wirst aber auf Charlie hören,

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