Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
auf. In ihrem Rahmen zeigte sich Lee Garnett. Er war nur mit einer ausgewaschenen, knöchellangen Unterhose von ehemals roter Farbe bekleidet – und in seiner Rechten lag ein Colt. Er hielt ihn auf Irving Langdon angeschlagen, der Hahn war gespannt, frostig schimmerte das Metall der Waffe im Sonnenschein. „Du hundsgemeine, dreckige Ratte!“, knirschte Lee Garnett. Seine Stimme klang heiser. In den Augen Garnetts glühte der Hass. „Jetzt kriegst du, was du verdienst. Fahr zur Hölle!“
Die Cowboys rissen die Gewehre an die Hüften. Repetieren und feuern geschah innerhalb eines Augenblicks. Irving Langdon warf sich zur Seite, im selben Moment dröhnte der Revolver in Lee Garnetts Faust. Warren Elliott drückte ab. Die Schrotflinte donnerte wie eine Haubitze.
Die Detonationen verschmolzen miteinander und wurden durch die aufbrüllenden Echos verstärkt. Der Knall stieß durch die Stadt und über die Dächer der Häuser hinweg. Lee Garnett wurde herumgerissen und geschüttelt, dann brach er haltlos zusammen. Irving Langdon saß am Boden und presste seine rechte Hand auf die linke Seite. Schmerz verzerrte sein Gesicht und wühlte in seinen Augen. Warren Elliott war auf das linke Knie niedergegangen. Einer der Weidereiter lag auf dem Rücken und mit ausgebreiteten Armen im Straßenstaub. Die anderen beiden waren hinter einem Tränketrog und im Eingang eines Hauses in Deckung gegangen.
„Warum legt ihr Elliott nicht um?“, heulte Langdon hysterisch. „Schießt ihn in Stücke!“
Warren Elliott präsentierte sich den beiden Cowboys wie auf einem Schießstand. Die tödliche Gefahr forderte einen raschen Entschluss. Er jagte die zweite Ladung Schrot in die Richtung des Tränketrogs, drückte sich hoch, zog den Revolver und lief auf unsicheren Beinen zu Langdon hin, dessen Hand von seinem Blut rot gefärbt war.
Ehe die Cowboys reagieren konnten, drückte Warren Elliott die Mündung des Colts gegen den Kopf Langdons, es knackte trocken, als er den Hahn zurückzog und die Spannfeder einrastete, mit einem leisen Klicken rotierte die Trommel um eine Kammer weiter.
„Die Zeit, ihm ein Loch in den Schädel zu schießen, werde ich immer noch finden!“, warnte Warren Elliott. „Also gebt auf. Werft die Gewehre und Revolver weg und kommt mit erhobenen Händen aus euren Deckungen.“
Die Reiter zögerten.
„Ich habe ihn im Visier, Boss!“, rief einer rau.
„Um dir das Hirn aus dem Schädel zu blasen genügt ein kleiner Fingerdruck“, drohte Warren Elliott und verstärkte den Druck mit der Waffe auf Langdons Stirn.
„Nicht schießen!“, befahl Irving Langdon.
„Kommt waffenlos und mit erhobenen Händen aus euren Deckungen!“, wiederholte Warren Elliott seine Aufforderung. Seine Stimme duldete keinen Widerspruch mehr.
„Macht, was er sagt!“, gebot Langdon.
Die Cowboys streckten die Waffen. Die Hände in Schulterhöhe erhoben ging sie auf die Straße. Ihre Schritte waren schleppend, sie ließen die Schultern hängen.
Warren Elliott nahm die Mündung der Waffe von der Stirn des Ranchers und ging zu Lee Garnett hin. Der lag in den letzten Zügen. Seine Lider zuckten, seine Lippen bewegten sich. „Waren es Leute der Langdon-Ranch, die Barry entführt haben?“, fragte Warren Elliott.
„Wir – nicht – Barry entführt“, röchelte Garnett. „Langdon – hat – mit dem Überfall nichts zu tun. Erst – erst als du ohne den Jungen zurückgekehrt bist …“
Die Stimme Garnetts war von Wort zu Wort undeutlicher geworden, nun brach sie. Er atmete stoßweise, Blut mit Speichel vermischt sickerte aus seinem Mundwinkel.
„Hast du Dale Roberts erschossen?“
„Ja“, hauchte Lee Garnett. „Auch dich …“ Garnett japste nach Luft und hüstelte.
„Du hast die Ranch angezündet und mir die Kugel in den Rücken geknallt, nicht wahr?“
„Ja, ja. Langdon hat es mir schlecht vergolten. Benson, Dooley und Hagare bezahlte er Schweigegeld. Sie – sie haben die Gegend verlassen. Mich jagte er wie einen räudigen Hund von der Ranch. Die Pest an seinen Hals.“
Lee Garnett bäumte sich auf, fiel zurück und starb.
Unter der Tür stand Doc Bellows. Er hatte vernommen, was Garnett gesprochen hatte. Sein Blick heftete sich auf Irving Langdon, der kreidebleich am Boden hockte und gehetzt um sich schaute. Denn aus verschiedenen Häusern traten bewaffnete Bürger und näherten sich, grimmigen Ausdruck in den Gesichtern, düstere Entschlossenheit verströmend.
Der Arzt ließ seine Stimme erklingen und sagte
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