Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
nach Phönix zu schaffen?
Barranco begann, nach Spuren zu suchen. Aber es gab viel zu viele Hufabdrücke und Radspuren im Staub, sodass sie nicht zuzuordnen waren.
Der Town Marshal von Gila Bend ließ seinen Blick unwillkürlich in die Runde schweifen. Die Ränder der Felsen verschwammen im Sonnenglast. Die Sonne stand wie eine zerfließende Scheibe aus Weißgold fast senkrecht über ihm. Am blauen Himmel trieben einige weiße Wolken. Um ihn herum war nichts als eine wild zerklüftete, wie von Urgewalt zersplitterte Welt. Felstürme wuchteten empor, gleißender Sand floss von den Felshängen hernieder, wispernd strich der Wind an den kahlen Felsen entlang, raschelte in den Zweigen der halbverdorrten Sträucher und wühlte im feinkörnigen Sand, der das ganze Land wie grauer Puder überzog.
Barranco saß auf und wandte sich nach Süden. Nach über zwei Stunden verhielt er am Ufer des Gila River. Der Fluss war nicht besonders breit. Büsche säumten seine Ufer. Der Ufersaum war sandig, Äste, die bei Hochwasser angeschwemmt worden waren und von denen die Rinde längst abgefallen war, lagen wie bleiche Knochen im Sand. Im Gebüsch summten Bienen und Hummeln. Das Gezwitscher der Vögel erfüllte die Luft.
Barranco durchquerte den Fluss. Das Wasser reichte dem Pferd nicht einmal bis zum Leib. Schließlich lag der Gila River hinter Barranco und anderthalb Stunden später kam er in Gila Bend an. Er hatte auf den letzten Meilen das Pferd nicht mehr geschont. Nun waren sowohl er als auch das Tier ziemlich am Ende. Bei einem Tränketrog saß er ab. Ein feiner Staubfilm schwamm auf dem Wasser. Während die Stute ihre Nase in das abgestandene Wasser tauchte, um ihren Durst zu löschen, wusch sich der Town Marshal Staub und Schweiß aus dem Gesicht. Das Wasser belebte ihn etwas. Er trocknete sich mit seinem Halstuch ab. Jetzt erst registrierte er die Gruppen von Menschen auf der Straße und den Gehsteigen. Sie gestikulierten und redeten aufeinander ein. Einige Männer eilten heran. Einer rief, als er noch an die fünfzehn Schritte von Barranco entfernt war: „In der Stadt war der Teufel los, Marshal. Langdon kam mit drei seiner Männer in den Ort. Er wollte Lee Garnett mitnehmen. Es kam zu einer Schießerei mit Warren Elliott.“
Eine anderer Mann keuchte: „Vor drei Stunden tauchten vier Männer aus Agua Caliente hier auf. Einer von ihnen war schwer verwundet. Sie sollten einen Bankräuber und Mörder nach Phönix bringen, und zwar Dave Lewis. In den Gila Bend Bergen wurden sie von Lewis’ Kumpanen überfallen.“
„Garnett ist tot, Marshal“, schrie ein dritter. „Er hat in den letzten Zügen noch ein Geständnis abgelegt. Wir haben Langdon eingesperrt. Von ihm ging alles aus. Die Ermordung Dale Roberts’, die Brandstiftung auf der Elliott-Ranch und der Schuss auf Warren Elliott.“
„Ihr erschlag mich regelrecht mit euren Hiobsbotschaften“, knurrte Wesley Barranco, als die Leute bei ihm angelangt waren und ihn umringten. „Ich habe das verbrannte Fuhrwerk der Männer aus Agua Caliente in den Bergen gesehen. Befinden sie sich noch in Gila Bend?“
„Sie haben den Verwundeten hier gelassen. In unsere Stadt brachten sie ihn, weil er dringend auf ärztliche Hilfe angewiesen war und der Weg bei Weitem nicht so weit war wie nach Agua Caliente. Der Mann befindet sich bei Doc Bellows.“
„Was ist mit Warren Elliott?“, wollte der Town Marshal wissen.
„Er ist okay. Langdon ist ein verdammter Hurensohn. Kein Mensch in der Stadt hätte ihm so viel Charakterlosigkeit und Brutalität zugetraut. Er ist es nicht wert, dass ihn die Sonne anscheint.“
„Kümmert sich jemand um mein Pferd?“, fragte Wesley Barranco und zog das Gewehr aus dem Sattelschuh. Ein Mann erklärte sich bereit, für das abgetriebene Tier zu sorgen. Er übernahm es von Barranco und der eilte ins Office. Dort angekommen begab er sich sofort in den Zellentrakt. Irving Langdon lag in einer der Zellen auf der Pritsche. Jetzt erhob er sich, ächzte und kam mit leicht krummer Haltung zur Gitterwand, umklammerte zwei der zolldicken Gitterstäbe und grollte: „Das alles ist ein Irrtum, Marshal. Garnett muss irgendwie durchgedreht sein. Er war nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, als er den Mist von sich gab, den man in der Stadt als Geständnis gewertet hat. Es war das verworrene Gestammel eines Sterbenden.“
Barranco winkte ab. „Wir werden es sehen, Langdon. Wenn sich aber herausstellt, dass Garnett kein verworrenes Zeug von
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