Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
darübergelegten Brettern. Eine Lampe, die an einer dünnen Kette von der Decke hing, spendete trübes Licht. Die Decke war niedrig und Warren Elliott musste den Kopf einziehen, um sich nicht zu stoßen. Es gab fünf Tische mit jeweils vier Hockern oder wackligen Stühlen. An einem der Tische saßen drei Männer. Das Talglicht in der Tischmitte legte dunkle Schatten in ihre bärtigen Gesichter. Sie starrten durch die Düsternis dem Amerikaner mit ausdruckslosen Mienen entgegen, schließlich widmeten sie sich wieder ihrem leise geführten Gespräch.
Warren Elliott setzte sich an einen Tisch in der Ecke. Das Gewehr lehnte er an den Stuhl neben sich. Der Wirt kam. Mit einem süffisanten Grinsen um die aufgeworfenen Lippen fragte er nach dem Wunsch des Americanos. Warren Elliott bestellte zu trinken und zu essen. Die Getränke brachte der Bodegonero sofort. „Das Essen kommt auch gleich, Señor. Sind Sie auf der Durchreise oder …“
„Ich will nach El Tren“, erklärte Warren Elliott.
„Das ist ein höllischer Weg, Señor“, gab der dicke Wirt zu bedenken. „Sie können natürlich einen Umweg machen. Aber dann sind Sie einige Tage unterwegs.“
„Darum reite ich durch die Wüste“, knurrte Warren Elliott. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die drei Mexikaner, die ihr Gespräch wieder unterbrochen und seinen Worten gelauscht hatten. Sie trugen Patronengurte über der Schulter und schräg vor der Brust. Das waren keine harmlosen Bauern aus Sonoita oder der Umgebung.
Der Wirt brachte einen Krug voll Wasser. Dann kam das Essen. Es bestand aus roten Bohnen, Kartoffeln und mageren Fleischbrocken, duftete ausgesprochen verführerisch und der Mann aus Gila Bend fiel mit Heißhunger darüber her.
Während er aß, erhoben sich zwei der Mexikaner am anderen Tisch. Sie stülpten sich ihre wagenradgroßen Sombreros auf die Köpfe, bedachten Warren Elliott mit durchdringenden, taxierenden Blicken, dann verließen sie die Bodega. Gleich darauf erklangen Hufschläge, die sich schnell entfernten.
Warren Elliott winkte den Wirt heran. „Ich möchte die Nacht in Sonoita bleiben. Haben Sie eine Schlafgelegenheit für mich? Außerdem brauche ich einen Stall für mein Pferd.“
„Ich habe beides“, erklärte der Bodegonero. „Mein Sohn wird sich um Ihr Pferd kümmern, Señor.“
Warren Elliott rauchte, nachdem er gegessen hatte. Der Wirt räumte mit einem starren Grinsen um den Mund die leere Pfanne ab. Der Mexikaner am anderen Tisch hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Beine weit unter den Tisch gestreckt. Er gab sich wie ein Mann, der vor sich hindöste. Unter den halb gesenkten Lidern hervor jedoch beobachtete er scharf den Amerikaner.
Nachdem Warren Elliott seine Zigarettenkippe ausgedrückt hatte, verließ er die Bodega. Er marschierte ein Stück die Straße hinunter in die Richtung, aus der er gekommen war. Aber im Norden war nichts Verdächtiges wahrzunehmen. Dennoch war das Gesicht des Mannes aus Gila Bend von Rastlosigkeit und einer seltsamen inneren Unruhe geprägt, eine Unrast, die mit den drei Kerlen zusammenhing, die in der Bodega gesessen hatten, als er ankam, und von denen zwei sehr schnell verschwunden waren. Nicht ohne Grund, vermutete der Mann aus Gila Bend. Der dritte der Mexikaner – so Warren Elliotts Gefühl -, war zurückgeblieben, um ihn nicht aus den Augen zu lassen.
Er kehrte in die Bodega zurück. Sein Blick suchte den schläfrig anmutenden Burschen. Ihm entging nicht das wachsame Schillern unter den halb gesenkten Lidern des Mannes. Warren Elliott warf einen Dollar auf den Tisch und sagte zu dem Wirt: „Ich habe es mir anders überlegt und reite weiter.“
„Ich habe Pepe schon Bescheid gesagt, dass er Ihr Pferd in den Stall bringen soll.“
„Es steht noch draußen. Sie können Ihren Sohn zurückpfeifen.“
„Schade.“ Der Wirt verschwand durch die Hintertür.
Warren Elliott ging nach draußen, stieß die Winchester in den Scabbard, band das Pferd los und schwang sich in den Sattel. Die Unruhe, die ihn erfüllte, veranlasste ihn, den Rotfuchs hart anzutreiben. Er stob am Rande der Plaza in Richtung Süden und schimpfte sich einen verdammten Narren, weil er dem Wirt sein Ziel verraten hatte.
Plötzlich tauchten am Ortsende ein halbes Dutzend Reiter auf. Im Mond- und Sternenlicht waren sie deutlich auszumachen. Sie trugen riesige Sombreros auf den Köpfen, deren Krempen der Reitwind vorne fast senkrecht in die Höhe bog.
Warren Elliott riss sein Pferd zurück. Das
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