Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Vorderfront die Dachsparren ragten, sowie drei Schuppen. Einer war etwas größer und diente wohl als Stall. In einem Corral lagen zwei Pferde.
Warren Elliott schlich zwischen die Gebäude. Er bewegte sich so lautlos wie ein Schatten. Die Stalltür ließ sich öffnen. Sie knarrte leise in den Angeln. Es roch penetrant nach Urin und anderen Tierausscheidungen. Es war düster im Stall, aber Warren Elliotts Augen passten sich schnell den Lichtverhältnissen an. Durch die Ritzen zwischen den Brettern fiel in schrägen Bahnen das Sonnenlicht und malte grelle Streifen auf den Boden. Plötzlich begann ein Hund zu bellen. Warren Elliott zog sich zurück, verschwand im Nebel und lief auf eine Anhöhe. Aus dem Schutz der Büsche, die hier wuchsen, beobachtete er das Gehöft.
Aus dem Kamin begann Rauch zu steigen. Nach einiger Zeit verließ ein Mann das Wohnhaus, holte Sattelzeug aus dem Stall und sattelte eines der Pferde im Corral. Dann ritt er weg und verschwand zwischen den Hügeln. Die Frau kam mit dem Eimer aus dem Haus, holte Wasser von einem Bach und kehrte ins Haus zurück.
Im Schutz eines der Schuppen lief Warren Elliott zu dem Gehöft. Von der Seite schlich er an das Wohnhaus heran. Es handelte sich um ein ärmliches Anwesen. Es gab keine Glasfenster, sondern nur Blendläden, die grob aus Brettern zusammengezimmert waren. Der Wind hatte Tumbleweeds gegen die Wände der Gebäude getrieben und niemand hatte sie entfernt.
Warren Elliott drang in das Ranchhaus ein und befand sich in der Küche. Es roch nach frisch gebackenem Maisbrot. Die Frau stand am Tisch und schnitt Fleisch in Streifen. Fliegen schwirrten um sie herum. Durch das kleine Fenster fiel nicht viel Licht und es war düster in dem Raum. Die Frau, sie war etwa fünfzig Jahre alt, die Haut in ihrem Gesicht war welk und ihre Haare waren schon grau, stieß einen erschreckten Aufschrei aus. Entsetzt starrte sie den Amerikaner an. Ihre Mundwinkel zuckten.
„Ich habe Hunger“, erklärte Warren Elliott. Seine Stimme klang heiser. Gierig starrte er auf das Fleisch, das auf dem blank gescheuerten Tisch lag. „Braten Sie mir einige Stücke von dem Fleisch, Señora, und geben Sie mir Brot“, forderte er.
Die Mexikanerin schluckte. Sie musste zweimal ansetzen, ihre Stimmbänder wollten ihr nicht gehorchen, schließlich entrang es sich ihr: „Por Dios, Gringo, hast du mir einen Schreck eingejagt.“ Ihre Stimme festigte sich. „Wie siehst du aus? Hat dich die Hölle ausgespuckt?“
Warren Elliott ließ sich auf einen Stuhl beim Tisch fallen. „Ich bin auf der Suche nach meinem kleinen Neffen nach Mexiko gekommen. Banditen haben ihn vor einigen Wochen entführt. Die Eltern des Kleinen haben sie brutal ermordet. Nun bin ich auf der Flucht vor den Rurales. Ich habe kein Pferd, kein Geld, ich habe nichts außer dem Revolver. Aber ich sterbe vor Hunger. “
Die Frau bewegte sich. Sie legte Holz ins Feuer, dann nahm sie eine Pfanne, stellte sie auf den gemauerten Herd und schlug einige Löffel voll Schmalz hinein. Als das Schmalz zerlaufen war und zu brutzeln begann, legte sie einige Fleischstücke in die Pfanne. Dann schnitt sie Brot ab.
Bald aß Warren Elliott. Die Mexikanerin schaute ihm zu. Als er satt war, wischte sich mit dem Handrücken die fettigen Lippen ab und sagte: „Besitzen Sie ein Gewehr, Señora?“
Die Frau schüttelte den Kopf. „Mein Mann hat es mitgenommen.“
„Wohin ist Ihr Mann geritten?“
„Auf die Weide. Dort befinden sich unsere beiden Vaqueros. Sie markieren Jungrinder.“
Warren Elliott ging hinaus. Er fand im Stall einen alten, gebrochenen Sattel und ein Zaumzeug. Dann holte er eine Stute aus dem Corral und legte ihr den Sattel auf, zog die Riemen fest und streifte dem Tier das Zaumzeug über den Kopf. Die Mexikanerin stand unter der niedrigen Tür und beobachtete ihn. Warren Elliott kletterte aufs Pferd. „Ich werde versuchen, Ihnen das Tier zurückzugeben“, sagte er. „Ob es mir gelingt, weiß ich nicht. Ich bedauere es sehr, dass ich Ihnen das Pferd wegnehmen muss. Aber die Umstände zwingen mich dazu. Vielleicht können Sie es verstehen.“ Nach dem letzten Wort trieb er die Stute an.
Als er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, geriet Leben in die Frau. Sie lief am Fluss entlang. Nach über einer Viertelstunde erreichte sie das Weidecamp. Ein großes Feuer brannte. Rinder weideten. Muhen, Brüllen und Blöken erfüllte die Luft. Ihr Mann und die beiden Vaqueros blickten ihr entgegen. Atemlos und mit gerötetem
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