Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Gesicht kam die Frau bei ihnen an. Zwischen gepressten Atemzügen stieß sie hervor: »Ein Americano hat die Stute und einen Sattel gestohlen und ist nach Norden geritten.«
Der Hacendado kniff die Augen zusammen. Zwischen den Lidern glitzerte es zornig. „Diese dreckigen Gringos!“, knirschte er. „Ich werde mir mein Eigentum zurückholen. - Macht ihr beide weiter. Ich komme wieder, wenn ich den Bastard in die Hölle geschickt und das Pferd zurückgeholt habe.«
Er geleitete seine Frau zur Hazienda zurück, fand Warren Elliotts Spur im aufgeweichten Boden und nahm die Verfolgung auf.
Ricardo Gonzales hoffte, den Pferdedieb bald einzuholen. Für eine lange Verfolgungsjagd war er nicht ausgerüstet.
Der Graswuchs hörte auf. Der Boden wurde sandig. Winzige Kristalle glitzerten im Sonnenlicht; Glimmerschiefer, den die Erosion im Laufe der Jahrtausende zersetzt hatte. Das Pferd stapfte dahin. Die Hitze setzte dem Mann und dem Tier zu. Die Sonne stand hoch im Zenit, sie hatte das Land getrocknet und verwandelte es in eine Gluthölle. Pferd und Reiter warfen einen kurzen Schatten.
Ricardo Gonzales gelangte zwischen die Felsen. Er ritt an einer Felswand entlang. Plötzlich löste sich aus einer Spalte eine Gestalt. Der Mexikaner wurde vom Pferd gerissen, er krachte auf den Boden und die Luft wurde ihm aus den Lungen gedrückt. Sein Pferd scheute und stieg auf die Hinterhand. Ein helles Wiehern erhob sich.
Der Hacendado überwand seinen Schrecken und kam hoch. Warren Elliott stürzte sich auf ihn. Gonzales empfing ihn mit einem krachenden Faustschlag, der den Mann aus Gila Bend zur Seite taumeln ließ. Dann sprang Ricardo Gonzales zu seinem Pferd und riss die Winchester aus dem Scabbard. Jetzt aber handelte Warren Elliott. Er flog regelrecht auf den Mexikaner zu, umklammerte ihn mit beiden Armen und riss ihn zu Boden. Das Gewehr entfiel Gonzales. Ein trockener Laut stieg aus seiner Kehle. Sie rollten über den Boden. Warren Elliott behielt die Oberhand. Er kniet über Ricardo Gonzales, zog den Revolver, drückte die Mündung gegen die Stirn des Mexikaners und zischte: „Bist du der Mann, dessen Pferd ich reite?“
Der Mexikaner nickte. „Es ist mein Eigentum. Daher ist es mein Recht, es zurückzuholen.“
„Hat dir deine Frau erzählt, was mich bewogen hat, dein Pferd zu stehlen?“
„Es spielt für mich keine Rolle.“
„Ich bin auf das Pferd angewiesen“, murmelte Warren Elliott. „Außerdem brauche ich dein Gewehr. Es tut mir verdammt leid, Hombre. Ich werde versuchen, alles wieder gutzumachen. Aber ich habe keine Wahl.“
Mit dem letzten Wort schlug er zu. Ricardo Gonzales gab einen verlöschenden Laut von sich, dann erschlaffte seine Gestalt. Warren Elliott erhob sich. Gonzales’ Pferd hatte sich beruhigt und stand mit geblähten Nüstern da, scharrte mit dem Huf und beobachtete misstrauisch den Amerikaner. Warren Elliott bückte sich nach dem Gewehr und lief damit zu der Stute, die er auf dem Gehöft gestohlen hatte und die ein ganzes Stück entfernt hinter einem Felsen stand. Er stieg auf und ritt an. Das Pferd, mit dem der Mexikaner gekommen war, ließ er zurück.
Warren Elliott hasste sich selbst für das, was er hier zu tun gezwungen war. Aber freiwillig hätte man ihm kaum ein Pferd zur Verfügung gestellt. Er musste sich nehmen, was er brauchte, um zu überleben. Und er versuchte sich einzureden, dass sein Vorgehen legitim war. Es wurde vom Selbsterhaltungstrieb bestimmt, einem der ältesten Prinzipien der Menschheit.
*
Am späten Vormittag, die Sonne stand schon hoch im Zenit, stieß Warren Elliott auf einen Fluss, der von Norden kam, und folgte ihm. Er hatte keine Ahnung, dass es sich um den Rio Coyote handelte. Eine majestätische Bergwelt umgab ihn. Schweigen herrschte in der steinernen Wildnis. Die Einsamkeit war geradezu erdrückend.
Vor Warren Elliott öffnete sich eine Schlucht. Ohne zu zögern ritt er zwischen die Felsen. Linkerhand befand sich der Fluss. Der Boden, über den ihn das Pferd trug, war mit Geröll übersät. Feiner Sand wurde über die Ränder der Felsen zu beiden Seiten geweht und das leise Prasseln, mit dem er auf den Schluchtgrund regnete, war zu hören. Als der Mann aus Gila Bend die Schlucht verließ und das Pferd einen Geröllhang hinauf lenkte, erschienen oben drei Reiter. Sie rissen an den Zügeln und zerrten ihre Pferde in den Stand. Überrascht starrten sie auf Warren Elliott hinunter, der seinen Vierbeiner ebenfalls zügelte.
Es waren bärtige Kerle
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