Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Dave diesen Hilfssheriff erkannte, verlor der die Nerven.“
„Bitte, Don Esteban“, verlegte sich Warren Elliott aufs Bitten, „überlassen Sie mir Greg Spencer, damit ich ihn in die Staaten bringen und dem Gesetz übergeben kann.“
„Ich werde darüber nachdenken, Señor Elliott“, versicherte der Hacendado. „Aber jetzt wollen wir den Wein und das Essen genießen. Sprechen wir nicht mehr davon.“
*
Drei Stunden später, es ging auf Mitternacht zu, betrat Warren Elliott das Gästezimmer, das ihm der Mayordomo zugewiesen hatte. Er setzte sich auf die Bettkante, stellte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und legte sein Gesicht in die Hände. Gedankenvoll starrte er vor sich hin. Der Schein der Laterne, die auf dem Tisch stand, reichte nicht aus, um den Raum bis in die Ecken auszuleuchten. Das trübe Licht ließ die Linien in seinem Gesicht tiefer und dunkler wirken als sie tatsächlich waren.
Don Esteban hatte ihm zugesagt, am Morgen eine Entscheidung zu treffen. Dabei hatte er Carlos Sola einen Blick zugeworfen, aus dem der Mann aus Gila Bend schloss, dass er sich bereits entschieden hatte – einen viel sagenden Blick, der Warren Elliott nicht daran glauben ließ, dass ihm der Don Greg Spencer überließ.
Warren Elliott aber hatte den unumstößlichen Entschluss gefasst, Greg Spencer in den Staaten dem Gesetz auszuliefern. Ihm war viel daran gelegen, dass die ganze Wahrheit ans Tageslicht kam. Nach seiner Aussage sollten keine Zweifel mehr daran bestehen, wer die scheußlichen Verbrechen südlich von Gila Bend begangen hatte.
Darauf, dass Don Esteban ihm den jungen Banditen überließ, wollte er nicht vertrauen. Und wenn ihm der Don am kommenden Morgen seinen Entschluss mitteilte, war es zu spät.
Du musst Greg Spencer herausholen und versuchen, mit ihm die Staaten zu erreichen!
Dieser Gedanke brannte sich regelrecht in seinem Hirn fest.
Sie würden ihn jagen. Fünfunddreißig Meilen würde er noch einmal durch die Hölle gehen müssen. Und auch Enrico Ruiz’ Bravados würden Jagd auf ihn machen – unerbittlich und mit dem Vorsatz, am Ende des Kesseltreibens auf seinen Leichnam zu spucken.
Es war ein Spiel mit dem Feuer und er konnte sich höllisch die Finger verbrennen. Aber würde er nicht auf Unglauben, Misstrauen und vielleicht sogar auf Feindschaft stoßen, wenn er in Hickiwan mit der Behauptung ankam, dass Deputy Sheriff Wade Forrester und drei weitere Bürger der Stadt nicht anderes als niederträchtige Mörder und skrupellose Vergewaltiger waren?
Du musst den Beweis erbringen, Warren!, durchfuhr es ihn, der Gedanke wurde bestimmend und Warren Elliott entschloss sich, der Entscheidung des Dons vorzugreifen.
Er legte sich auf das Bett und schob die Hände hinter seinem Kopf zusammen. In dem großen Haus waren noch kurze Zeit Geräusche zu vernehmen, aber schon bald kehrte Ruhe ein. Warren Elliott erhob sich und ging zum Fenster. Sämtliche Gebäude der Hazienda lagen in Dunkelheit.
Er brauchte zwei gesattelte und gezäumte Pferde, und er musste den Burschen ausschalten, der vor dem Verlies, in dem Spencer eingesperrt war, Wache hielt.
Sein Zimmer befand sich im Obergeschoss des Wohnhauses. Durch die Tür betrat man eine Galerie, die bei einer Treppe endete, die nach unten in die große Halle führte. Warren Elliott hatte sich die Gegebenheiten eingeprägt. Er musste sich in der Finsternis zurecht finden. Jeder Fehler konnte das abrupte Ende seiner Mission bedeuten, und wahrscheinlich auch sein Ende. Der Mann aus Gila Bend hatte begriffen, dass Don Esteban in diesem Landstrich seine eigenen Gesetze praktizierte.
Warren Elliott wartete noch eine halbe Stunde. Er hoffte, dass nun sämtliche Haziendabewohner tief und fest schliefen. Die Sporen schnallte er ab und steckte sie in die Westentasche. Solange er sich im Haus befand, zog er nicht einmal die Stiefel an. Lautlos verließ er sein Zimmer, schlich die Treppe hinunter, durchquerte die Halle und atmete erleichtert auf, als er schließlich im stockdunklen Arkadengang stand. Kühle Nachtluft streifte sein Gesicht. Würziger Geruch stieg ihm in die Nase. Er schlüpfte in seine Stiefel.
Der Keller, in dem Greg Spencer eingesperrt war, befand sich unter dem Küchenbau. Ob auch im Innern dieses kleinen Gebäudes eine Treppe nach unten führte, wusste Warren Elliott nicht. Die Schlagschatten ausnutzend näherte sich der Mann aus Gila Bend dem Kellerabgang. Es waren sechs Stufen, unten war eine Tür, die am Nachmittag nicht abgeschlossen
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