Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Rache. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Für mich hat mit Jennys Tod alles seinen Sinn verloren. Darum habe ich auch keine Angst mehr vor den Sattelwölfen Big Charles’. Ich komme auf die Farm, Elliott. Und vielleicht begleiten mich John Howard und Tom Swanson. Wir werden es sehen.“
Warren Elliott ritt weiter und erreichte die Taylor-Farm. Hal Taylor hatte die Kuh sowie seine drei Schafe, die beiden Ziegen und die Hühner freigelassen. Die Tiere fanden überall Futter und hatten Wasser. Mehr hatte Taylor nicht für sie tun können.
Der Mann aus Gila Bend brachte sein Pferd in den Stall, nahm das Gewehr an sich, holte einige Päckchen Munition und seinen Vorrat an Pemmican aus der Satteltasche, dann verschanzte er sich um Farmhaus.
Das Warten begann.
Die Entschlossenheit Warren Elliotts, sich Lewis oder Strother zu schnappen, um etwas über Barry zu erfahren, war unumstößlich. Er war bereit, den beiden bis in die Hölle zu folgen, sollte es sich als notwendig erweisen.
Nichts konnte ihn von seinem Weg abbringen, an dessen Ende er seinen kleinen Neffen in die Arme schließen wollte. Keine Macht der Welt …
*
Ein Fuhrwerk rumpelte in die Stadt. Es waren Floyd Summer und seine Frau Cora. Der Farmer zügelte beim Sheriff’s Office das Gespann und stieg umständlich ab. Gleich darauf konnte er feststellen, dass das Büro verschlossen war. „Wahrscheinlich ist Will zu Hause“, rief Summer seiner Frau zu, kletterte ächzend auf das Fuhrwerk und angelte sich wieder die Zügel.
Bei dem Haus angelangt, in dem der Deputy Sheriff wohnte, traten in dem Moment, als der Farmer erneut vom Wagenbock stieg, Alice Warner und Hal Taylor ins Freie. Die Gesichter der beiden waren verschlossen. Floyd Summer spürte sofort die Ablehnung, um nicht zu sagen die stumme Feindschaft, die von den beiden ausging. Jähe Unsicherheit prägte sein von Warren Elliotts Fäusten ramponiertes Gesicht, sein Blick wurde unstet.
„Was willst du dreckige Ratte hier?“, rief Hal Taylor. Von seiner Seite gab es kein Verständnis für Summers Verrat, und er kannte kein Entgegenkommen. Mit brechendem Tonfall, in dem sich Unversöhnlichkeit und Abscheu vermischten, fuhr er fort: „Ihr beide seht aus wie zwei, die auf der Flucht sind. Hat es dir Charles Woodward schlecht gedankt, dass du dich auf seine Seite geschlagen und uns verkauft hast? Kennst du die Geschichte von Judas Ischariot? Er hat Jesus für dreißig Silberlinge ans Messer geliefert. Du wolltest dir deinen Platz hier am Fluss sichern. Es war schäbig, Summer.“
Floyd Summer atmete tief durch. Ein Blick in Alice Warners Augen sagte ihm, dass sie ihn ebenso verachtete wie Hal Taylor. Er verspürte plötzlich einen Kloß im Hals, den er nicht hinunterzuwürgen vermochte. Und seine Stimme klang rau, als er hervorstieß: „Du siehst das falsch, Hal. Ich …“
Hal Taylor fiel ihm barsch und unduldsam ins Wort: „Was könnte ich daran falsch sehen? Die Sattelwölfe Woodwards waren bei Alice, weil sie dank deiner Niedertracht dort Elliott suchten. Sie haben ihre Farm in Schutt und Asche gelegt. Dann kamen sie zu mir. Jetzt ist Jenny tot, und sie ging, bevor sie starb, durch die Hölle.“
Von Cora Summer kam ein erschreckter Laut, sie presste die Hand auf den Halsansatz, in ihren Augen woben Fassungslosigkeit, Erschütterung und Entsetzen. „Jenny – ist – tot?“ Sie würgte die drei Worte hervor und spürte den Schwindel, der sie erfasste. Einen Augenblick lang dachte sie, die Besinnung zu verlieren.“
Auch Floyd Summer zeigte tiefe Betroffenheit. „Grundgütiger, das wollte ich nicht. Aber ich kann es auch nicht mehr rückgängig machen. Willard hat mir Zeit bis morgen Mittag gegeben, um mein Land zu räumen. Ich will zu Boyd. Er muss mir helfen.“
„Boyd ist tot. Von seiner Frau weiß ich, dass er zur C.W. geritten ist, um die Kerle, die er verdächtigte, Rock Warner erschossen zu haben, zu verhaften. Er lag am Weg zur Stadt, jemand hat ihm eine Kugel mitten ins Herz geschossen.“
Floyd Summer griff sich an die Stirn. „Das alles kann doch nicht wahr sein!“, stöhnte er. „Das – das ist ja wie in einem Alptraum.“
„Verschwinde, Floyd!“ Hal Taylors Stimme hatte den Klang berstenden Eises. „Für dich ist in diesem Teil des Landes kein Platz mehr. Wenn du in einer Viertelstunde noch in Bradford Well bist, werde ich dich auffordern, mit mir auf die Straße zu kommen. Du trägst die Schuld an Jennys Tod. Und dafür werde ich von dir Rechenschaft verlangen,
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