Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
heirateten, habe ich gelobt, dich zu ehren und zu lieben, und zwar in guten und in schlechten Zeiten, in Armut und Reichtum, in Krankheit und Gesundheit, bis dass der Tod uns scheidet. Nicht gelobt habe ich, dich in deinem selbstmörderischen Hass zu unterstützen und …“
„Du willst mich nicht verstehen, Frau. Ja, steig ab und geh in die Stadt zurück. Sag Alice Warner, Taylor, Howard und Swanson, dass ich den Fehler, den ich gegangen habe, wieder gut mache. Sag es ihnen.“
„Du bist verrückt!“, zeterte Cora Summer. „Großer Gott, was ist bloß aus dir geworden? Ich kenne dich nicht mehr. Du …“
„Ich kann es nicht mehr hören!“, brüllte er entnervt. „Steig ab, verschwinde! Ich brauche dich nicht. Runter vom Wagen!“
Hysterisch, mit schriller Stimme schrie Cora: „Du bist vom Teufel besessen, Floyd Summer!“
Bei dem Farmer gingen die Gäule durch. Er versetzte seiner Frau einen brutalen Stoß. Im letzten Moment klammerte sie sich an das Seitengeländer des Wagenbocks.
Unbeherrscht schlug der Farmer mit der Peitsche auf das Pferd ein. Ein Ruck ging durch das Fuhrwerk, als der erschreckte Tier jäh anzog. Cora Summer wurde zurückgeworfen und schrie auf. Das Gesicht ihres Mannes hatte sich verzerrt. Er war wie von Sinnen. Seine Nerven spielten nicht mehr mit.
Cora Summer wurde durch und durch geschüttelt. Das Fuhrwerk holperte und schlingerte. Verzweifelt klammerte sie sich fest. Und Floyd Summer drosch immer wieder mit der Peitsche auf das Pferd ein. Das gequälte Tier geriet in Panik und ging durch. Es gehorchte den Zügeln nicht mehr und das Fuhrwerk kam vom Weg ab. Floyd Summer war schlagartig wie ernüchtert, er brüllte und zerrte an den Zügeln. Das Pferd gehorchte nicht mehr. Querfeldein stob es dahin, das Maul weit aufgerissen, mit aufgestelltem Schweif und wehender Mähne. Das Fuhrwerk geriet immer mehr ins Schleudern.
„Spring ab!“, brüllte Floyd Summer. „Abspringen!“ Er hatte den Kopf gedreht, schaute in die schreckensweiten Augen seiner Frau, und ihm blieb die Verzweiflung in ihren verhärmten Zügen nicht verborgen. „Spring ab, verdammt!“
Cora war wie gelähmt.
Floyd Summer ruckte hoch, stand jetzt auf dem Wagenbock und stemmte sich mit aller Kraft, unter Einsatz seines gesamten Körpergewichts, gegen die Zügel. Vergebens. Und plötzlich kippte das Fuhrwerk. Es krachte auf die Seite. Die Dinge, die auf der Ladefläche lagen, flogen durch die Luft. Cora Summer überschlug sich einige Male am Boden und blieb dann reglos auf dem Rücken liegen. Floyd Summer war im letzten Moment abgesprungen, rollte über den Boden und wusste nicht mehr wo hinten oder vorne war.
Das Pferd lief noch ein ganzes Stück und schleifte den Wagen mit, dann hielt es an. Seine Flanken zitterten, Schaum troff von seinen Nüstern, es wieherte schrill und stampfte mit den Hufen.
Der Farmer war wie betäubt. Er lag auf der Seite und kämpfte gegen die Nebel an, die auf ihn zuzukriechen schienen. Und es gelang ihm, seine Benommenheit zu überwinden. Wie eine graue, alles mit sich reißende Flut kam das Begreifen. Er kämpfte sich hoch und lag auf allen vieren. Sein Blick suchte Cora und erfasste sie. Es riss ihn hoch, schwankend stand er sekundenlang da, doch er überwand auch diesen Schwindel und taumelte zu seiner Frau hin, ging bei ihr auf das Knie nieder und rüttelte sie.
Aber in Cora Summer war kein Leben mehr. Sie hatte sich bei dem Sturz das Genick gebrochen.
„Cora“, stammelte Floyd Summer erschüttert. Ein Schauer durchrann ihn, seine Hände begannen zu zittern, in seinem Gesicht zuckten die Muskeln. „Gütiger Gott, Cora, was habe ich angestellt?“
Die Erkenntnis, dass er seine Frau getötet hatte, legte sich mit Wucht auf ihn und drohte ihn zu zerquetschen. Er starrte in ihr Gesicht und sah nur noch die absolute Leere des Todes in den glasigen Augen. In diesen Sekunden verspürte er keinen Hass, und er dachte nicht an Rache. Minutenlang war er zu keiner Bewegung fähig. Sein Atem ging stoßweise, sein Herz hämmerte einen wilden Rhythmus.
Irgendwann taumelte er in die Höhe. Es war die Zeit des Sonnenuntergangs. Die Schatten waren lang und nicht mehr scharf. Die Luft flirrte nicht mehr und die Konturen waren klar. Floyd Summer schaute sich um. Ihr Hab und Gut, das sie auf das Fuhrwerk geladen hatten, lag überall verstreut herum. Er sah sein Gewehr und hob es auf.
Der Hass kam zurück – er kam in schnellen, giftigen Schüben, und schon nach wenigen Augenblicken war
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