Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
wenn du die fünfzehn Minuten ungenutzt verstreichen lässt.“
Floyd Summers Backenknochen mahlten. In seinen Augen war ein nervöses Flackern zu sehen. Seine Hände hatten sich um die Zügel verkrampft, dass die Knöchel weiß unter der Haut hervortraten. Grollend sagte er schließlich: „Wir haben uns auf der Warner-Farm getroffen, weil wir befürchten mussten, dass Big Charles seine Schießhunde auf unsere Farmen schickt. Sicher, ich habe einen furchtbaren Fehler begangen. Aber Woodwards Sattelwölfe wären auch ohne mein Zutun gekommen. Ich fühle mich nicht schuldig am Schicksal deiner Frau, Hal. Ihr könnt es auch nicht mir anlasten, dass Alice Warners Besitz niedergebrannt wurde. Ich habe versucht …“
„Du wolltest deine Fahne in den Wind hängen und bist davon ausgegangen, dass Woodward dich verschont. Eine Minute ist schon um, Summer. Du hast noch vierzehn Minuten Zeit, zu verschwinden. Andernfalls schießen wir es aus. Denn dir –„ Hal Taylor stieß sich den Daumen hart vor die Brust, „- gebe ich die Schuld am schrecklichen Schicksal Jennys.“
„Du hast genug Porzellan zerschlagen, Floyd“, murmelte Cora Summer. „Fahr los. Wir finden sicherlich irgendwo einen Platz …“
Floyd Summer knirschte mit den Zähnen. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er aufbegehren. Doch er überlegte es sich anders und ließ die Zügel auf den Rücken des Gespannpferdes klatschen. Das Tier zog an, die Räder des Fuhrwerks begannen sich mahlend zu drehen.
„Geh zur Hölle“, murmelte Hal Taylor, der dem Gefährt mit düsterem Ausdruck hinterher starrte. Dann wandte er sich an Alice und sagte: „Ich reite zur Farm und schließe mich Warren Elliott an. Falls ich nicht zurückkehre, Alice, dann sorge bitte dafür, dass meine Frau ein anständiges, christliches Begräbnis erhält.“
Alice Warner nickte.
Hal Taylor holte sein Pferd aus dem Stall, führte es am Kopfgeschirr auf die Straße und saß auf. Grüßend hob er die rechte Hand, Alice erwiderte seinen Gruß. Dann setzte er das Pferd in Bewegung.
*
Floyd Summers Stimmung war auf dem Nullpunkt angelangt. Aus seiner Sicht hatte sich gegen ihn Gott und die Welt verschworen. Über so etwas wie Unrechtsbewusstsein verfügte er nicht. Und er spürte, wie der Hass in ihm in die Höhe kroch. Er stand vor dem Nichts. Es nagte und fraß in ihm. Mehr und mehr vergiftete der Hass sein Denken. Und er beschloss, denjenigen, den er für den Urheber seines Unglücks hielt, zur Rechenschaft zu ziehen. Ohne seine Frau anzusehen stieß er hervor: „Wir verbringen die Nacht in der alten Weidehütte am Rand der Ranegras Plains. Und morgen sehen wir weiter.“
„Warum musste es nur so weit kommen?“, jammerte seine Frau. „Welcher Teufel hat dich geritten, als du zu Charles Woodward geritten bist? Hast du wirklich geglaubt, dass er uns ungeschoren lässt, wenn du den anderen Siedlern in den Rücken fällst?“
„Er wird büßen!“, knirschte der vom Hass zerfressene Farmer.
„Was geht in deinem Kopf vor? Sag es mir, was hast du schon wieder ausgeheckt? Willst du uns noch tiefer ins Unglück reißen? Reicht es nicht so schon?“
„Sei still, Weib, ich weiß, was ich tue.“
„Ich will wissen, was du vorhast!“, keifte die Frau. „Ich habe das Recht, es zu erfahren, ich bin deine …“
„Sie haben uns alles genommen. Das schlucke ich nicht. Sie zwingen uns, arm wie Kirchenmäuse das Land zu verlassen. Das Gesetz hilft uns nicht. Also nehme ich es selbst in die Hand. Floyd Summer lässt sich nicht in den Dreck treten.“
„Ich mache nicht mit, Floyd!“, erklärte Cora Summer. „Was immer du auch vorhast – ich mache nicht mit!“, wiederholte sie mit Nachdruck und aller Entschiedenheit im Tonfall.
„Ich muss es tun.“ Die Worte hetzten wie besessen aus seinem Mund. „Andernfalls finde ich niemals mehr wieder Ruhe. Charles Woodward muss bezahlen.“
Im Hintergrund seiner Augen glühte ein seltsames Licht. Es war die nackte Mordlust. Cora Summer entging es nicht und sie erschrak bis ins Mark. Erschreckt vom wilden Ausdruck in seinem Gesicht schwieg Cora. Ihre Gedanken wirbelten und fabrizierten verworrene Bilder. Plötzlich brach es aus ihrer Kehle: „Halt an, Floyd. Ich steige ab und gehe in die Stadt zurück. Ich renne nicht offenen Auges mit dir ins Unglück. Was du beabsichtigst, ist eine Herausforderung an das Schicksal. Du kannst nur verlieren.“
Abrupt zügelte er das Pferd. „Du willst mich allein lassen?“
„Als wir
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