Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
selbstmörderisch war. Sein Verstand wurde von der Wut ausgeschaltet. Es war wie ein Rausch.
Warren Elliott handelte gedankenschnell. Als das Pferd wie von einem Katapult geschleudert regelrecht auf ihn zuflog, war er schon nicht mehr auf dem Platz, den der Cowboy im Auge hatte. Er brachte sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit, rollte über die Schulter ab und kam augenblicklich wieder hoch.
Wie von Sinnen stemmte sich der Weidereiter gegen die Zügel und riss den Kopf des Pferdes brutal in den Nacken. Gequält aufwiehernd brach der Hengst in den Hanken ein. Doch sofort kam er wieder hoch, bockte und keilte voll Panik mit den Hufen aus, stieg schließlich auf die Hinterhand und wieherte schrill.
Von ‚Scarface’ kam ein lästerlicher Fluch. Breitbeinig stand Warren Elliott einige Schritte von dem sich wie verrückt gebärdenden Pferd entfernt. Er hatte seinen Hut verloren. Der Stetson lag im Gras. Der Weidereiter schlug den Colt auf ihn an. Da stieß eine ellenlange Mündungsflamme aus dem Lauf von Warren Elliotts Gewehr. Die Kugel pflügte vor den Hufen des Pferdes in den Boden und ließ Erdreich sowie Gras spritzen. Die Detonation entsetzte das Tier noch mehr. Er stieg erneut auf die Hinterhand. Unwillkürlich griff der Weidereiter nach dem Sattelhorn. Er ließ den Revolver einfach fallen. Noch einmal feuerte Warren Elliott. Das Tier schnellte nach vorn. ‚Scarface’ verlor das Gleichgewicht und flog rücklings vom Pferd. Krachend landete er am Boden. Verzweifelt japste er nach Luft, die ihm beim Aufprall aus den Lungen gedrückt worden war. Sein Gesicht verfärbte sich dunkel.
Walt Benson und James Hagare waren wie gelähmt. Sie mussten das, was sich ihnen eben innerhalb weniger Sekunden geboten hatte, erst verstandesmäßig verarbeiten. Als sie aber begriffen und reagieren wollten, sprang sie Warren Elliotts eisige und schneidende Stimme an: „Der nächste, der es versucht, hat mein Blei in der Figur! - Abschnallen, Hombres. Meine Geduld mit euch Narren ist zu Ende. Abschnallen und runter von den Pferden.“
Warren Elliott hatte die Situation im Griff.
Walt Benson und James Hagare schauten ihn an wie Erwachende. Aber dann kamen Sie der Aufforderung nach. Waffenlos standen sie fünf Schritte vor Warren Elliott und musterten ihn mit gemischten Gefühlen.
*
„Was für ein Zufall“, erklärte Warren Elliott. „Ich wollte sowieso mit euch sprechen. Ihr habt meinen toten Bruder und seine Frau gefunden, als ihr – hm, zufällig auf die Elliott-Ranch gekommen seid.“
Der Bursche mit dem pockennarbigen Gesicht saß am Boden und hustete. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Aber er konnte wieder atmen und sein Gesicht nahm die normale Färbung an.
Walt Benson nickte. „Es ist so, Elliott. Einige Langdon-Rinder waren auf das Land deines Bruders gelaufen und wir wollten sie zurückholen. Wir kamen in die Nähe der Ranch und es mutete uns komisch an, dass kein Rauch aus dem Kamin stieg und dass alles wie verlassen wirkte. Also ritten wir hin …“
Warren Elliott schenkte seine Aufmerksamkeit dem grobschlächtigen Cowboy am Boden, der sich jetzt keuchend auf die Beine kämpfte. „Du bist Ty Dooley, nicht wahr?“
„Ja.“ Leicht gekrümmt stand der Bursche da. Wahrscheinlich hatte der Sturz vom Pferd seinen ganzen Körper erschüttert und es war ihm nicht möglich, sich gerade zu halten. „Ich habe dem, was Walt eben sagte, nichts hinzuzufügen.“
„Waren mein Bruder und meine Schwägerin tatsächlich tot, als ihr auf die Ranch kamt, oder erst, als ihr sie wieder verlassen habt?“
„Was unterstellst du uns?“, blaffte Ty Dooley. „Wir sind Weidereiter und keine Mörder. Sie waren schon kalt und starr, als wir sie fanden. Und es war in der Tat der Zufall, der uns auf die Ranch führte.“
„Dann seid ihr wohl auch zufällig hier, nachdem einer versucht hat, mir auf der Ranch meines Bruders aus dem Hinterhalt das Licht auszublasen. Wart ihr es vielleicht, die dort gezündelt haben?“
„Schon wieder eine Unterstellung“, erregte sich nun James Hagare, der dritte Mann des Trios. „Wir hielten in der Nähe Herdenwache und hörten Schüsse. Es konnten ja auch Rustler sein.“
„Und mein kleiner Neffe war fort, als ihr auf die Ranch meines Bruders gekommen seid.“
Jetzt war es wieder Dooley, der antwortete: „Richtig. Wir haben die Gegend in einem Umkreis von einer halben Meile abgesucht, weil wir vermuteten, dass der Kleine vielleicht weggelaufen war und sich irgendwo versteckt
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