Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
wirklich nicht allzu vielen unterbreitet. Natürlich wusste Alicia über den Kader Bescheid. Das wusste jeder, vor allem natürlich diejenigen, die im Dienste des Militärs standen, ganz einfach, weil der Kader sich schlicht und einfach aus den Besten der Besten rekrutierte. Der Kader gab den Standard vor, an dem sich alle Spezialeinheiten der Imperialen Streitkräfte maßen ... und niemandem gelang es, diesen Standard selbst zu erreichen.
Die stolze Elite des Imperators: Der Kader, dachte sie, und mit einem Mal erschien ihr diese nur allzu bekannte Phrase doch nicht mehr ganz so abgedroschen.
Der Kader gehörte nicht im eigentlichen Sinne zu den regulären Streitkräften. Auch wenn er immer noch in den Zuständigkeitsbereich des Kriegsministeriums fiel, war der Kader doch ausschließlich dem Imperator persönlich unterstellt. Gelegentlich wurde er auch als ›Die Imperiale Garde‹ bezeichnet, weil der Imperator sein direkter Lehnsherr war, doch die Verfassung hatte festgelegt, dass er sorgfältig durch ein Komitee des Senats zu beaufsichtigen sei. Und der Kader war noch weiteren Einschränkungen unterworfen, einschließlich der wichtigsten von allem - der Anzahl seiner Mitglieder. Der Kader stellte die einzige militärische Organisation dar, deren Stärke durch einen Zusatzartikel der Verfassung für alle Zeiten auf einen Höchstwert von vierzigtausend Mann beschränkt war. Das war alles. Vierzigtausend. Das war die gesamte aktive Mannstärke des Kaders ... in einem Imperium, das fast zweitausend bewohnte Welten umfasste.
Alicia hatte Gresham gesagt, sie genieße es, sich ›ins Zeug zu legen‹. Nun, dann war das hier wohl die ultimative Gelegenheit dafür! Natürlich gab es noch andere Dinge hinsichtlich des Kaders, über die es nachzudenken galt, bevor eine Entscheidung fallen konnte. Zum einen gehörte zu den noch am wenigsten ... ausgefallenen Gerüchten, die Alicia über den Kader gehört hatte, dass sämtliche Kaderangehörigen in einem Maße mit Implantaten und dergleichen ausgestattet wurden, das schlichtweg bizarr war. Dazu kam, dass man sich dem Kader für den Rest seines Lebens verschrieb. Beim Kader wurde man nicht ›verabschiedet‹ oder ›pensioniert‹, man wechselte lediglich in den inaktiven Reservistenstatus, und der Kader konnte einen jederzeit wieder zurück in den Dienst berufen, wann immer dies erforderlich sein mochte. Und die Verlustrate beim Kader war, der einzigartigen, überragenden Ausbildung zum Trotz, ungleich höher als bei allen anderen Truppengattungen - was an sich auch nicht überraschend war, denn der Kader wurde nur für die schwierigsten Aufgaben herangezogen.
Aber wenn man bereit war, diese Herausforderung anzunehmen, dann erhielt man auch die Gelegenheit, zu beweisen, dass man wirklich zu den Besten der Besten gehörte. Nun ging Alicia erneut durch den Kopf, wie sie Gresham erzählt hatte, sie halte es für die Verantwortung eines jeden Erwachsenen, für die Gesellschaft einzutreten, an die man glaube, und ihr wurde bewusst, dass der Kader nichts anderes tat. Er war das Schwert des Imperators, geschwungen im reinen Dienste an dem Imperium, das Seine Majestät regierte.
Gresham hatte darauf bestanden, dass Alicia sich zurückzog und über das Angebot nachdachte, bevor sie ihm eine Antwort gab, und dafür war sie ihm sehr dankbar. Das war nun wahrlich keine Entscheidung, die man übereilt treffen konnte, und dass der Colonel sich dessen bewusst war - dass er sich schlicht geweigert hatte, in irgendeiner Art und Weise Druck auf sie auszuüben oder sie zu bedrängen -, betonte nur noch einmal, wie wichtig diese Entscheidung wirklich war. Doch als sie nun hier saß, in der Hand das kalte Bier (das allmählich so warm geworden war, wie Greta Haroldson es vorzog), wurde Alicia bewusst, dass es eigentlich völlig egal war, wie viel Bedenkzeit sie sich seiner Ansicht nach nehmen sollte.
»Gresham«, meldete sich die Stimme am Kom.
»Colonel, hier spricht Staff Sergeant DeVries. Ich habe darüber nachgedacht.«
»Und?«, forderte Gresham sie nach mehreren Sekunden des Schweigens zum Weitersprechen auf.
»Wo muss ich unterschreiben?«, fragte Alicia nur.
»Kommen Sie zu mir in Verwaltungsblock Drei, Raum 1017. Morgen früh, Null-Neunhundert.«
»Jawohl, Sir.«
»Gut. Ach, und ... DeVries?«
»Jawohl, Sir?«
»Willkommen an Bord.«
Kapitel 14
Als Alicia aus dem Fahrstuhl trat, war das Heulen des Windes kaum noch zu hören. Doch er war immer noch da. Alicia spürte ihn
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