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Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin

Titel: Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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überhaupt nichts zu geschehen. Doch dann, so rasch und fließend, dass die Veränderung fast augenblicklich zu erfolgen schien, wurde rings um Alicia das gesamte Universum nahezu unendlich langsam.
    Völlig reglos saß Alicia in dem Sessel vor Dr. Hydes Schreibtisch; sie beobachtete ihn, und ihr Video-Implantat zoomte auf seine Schlagader. Sie beobachtete, wie sie kaum merklich im Takt seines Herzschlags zuckte, und Alicia hatte keinerlei Schwierigkeiten, die Herzschläge mitzuzählen. Sie hatte reichlich Zeit für dieses Zählen, denn genau das war es, was der Ticker eigentlich tat. Er schenkte dem Anwender dieser Droge genau das, was in einem Gefecht stets das Allerwichtigste war - Zeit.
    Der Ticker beschleunigte Alicias Reaktionen nur geringfügig. Unter seinem Einfluss konnte sie sich zwar ein wenig rascher bewegen, aber er erlaubte ihr nicht etwa übermenschlich schnelle Bewegungen; sie konnte jetzt nicht mit einem Mal wie von Zauberhand Kugeln einfach ausweichen. Was der Ticker beschleunigte, das waren ihre Denkprozesse - und das drastisch. Alicia hatte jetzt zwar keine übermenschlich schnellen Reaktionen, doch sie hatte alle Zeit der Welt, über die Möglichkeiten nachzudenken, die sich ihr boten, über alle möglichen Bedrohungen, über denkbare Aktionen und Reaktionen, bevor sie tatsächlich irgendetwas unternahm.
    Sie drehte ihren Kopf - es fühlte sich unendlich langsam an - und blickte sich in Dr. Hydes Büro um. Die Zeit schien sich sirupartig zu bewegen und einen kristallklaren PanzerPlastik-Schutzwall um sie aufzubauen. Es kam Alicia so vor, als brauche sie mindestens eine ganze Minute, um sich überhaupt einmal zur Seite zu drehen, auch wenn sie genau wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte Holovideos von Menschen gesehen, die unter dem Einfluss des Tickers standen. Sie hatte sogar schon Aufnahmen von sich selbst unter dem Einfluss dieses Substanzgemisches betrachtet. Sie hatte gesehen, wie sich der Kopf und die Gliedmaßen in einer Art und Weise bewegten, wie sie sich niemals richtig beschreiben ließ - und die wirklich niemand, der diese Wirkung jemals am eigenen Leibe erlebt hatte, würde verwechseln können.
    Dr. Maxwell Hyde schien mit dem Anblick auf jeden Fall vertraut zu sein, und er brauchte auch seine Diagnostiken nicht, um zu erkennen, was hier geschah. Er sah die völlig gleichmäßige, fast schon mechanische Art und Weise, in der Alicia den Kopf bewegte. Es war fast ein Herumschwenken, präzise auf den Millimeter wie ein computergesteuerter Geschützturm; die Bewegung endete in exakt dem Winkel, den Alicia auch beabsichtigt hatte. Sie erfolgte beunruhigend schnell und wirkte dabei doch irgendwie ... gelassen.
    Im Laufe der Jahre hatte Hyde immer und immer wieder nach einer Möglichkeit gesucht, seinen Kollegen die Auswirkung des Tickers treffend zu beschreiben. So recht zufrieden war er mit keinem seiner zahlreichen Versuche gewesen, doch die beste Analogie, die er hatte finden können, war tatsächlich das, was ihm seinerzeit als Erstes in den Sinn gekommen war. Es war, als würde man die Zeitlupen-Holovideoaufzeichnung einer angreifenden Klapperschlange oder Kobra beobachten, nur eben in Echtzeit, so widersprüchlich sich das auch anhören mochte.
    Jetzt schloss Hyde die Augen und konzentrierte sich ganz auf seine Diagnosedaten. Diese DeVries ist gut, dachte er. Ob jemand mit den Komplexitäten zurechtkam, die der Implantat-Satz des Kaders mit sich brachte, stellte für jedes potenzielle Mitglied einer Springer-Einheit eine echte Alles-oder-Nichts-Frage dar. Jegliche Motivation, jegliche Entschlossenheit und alle prinzipiell vorhandenen Fähigkeiten, so ausgeprägt sie auch sein mochten, reichten nicht aus, um jemanden tatsächlich zum Mitglied einer solchen Einheit zu machen, wenn die betreffende Person nicht die gesteigerten Sinneswahrnehmungen, die multiplen SynthoLinks und den Ticker zu verarbeiten in der Lage war. Der Rest der Ausbildung, all die anderen Aspekte des Implantat-Satzes selbst, waren doch nur ›das Tüpfelchen auf dem i‹ - dieser Meinung war zumindest Maxwell Hyde, und er stellte mit Befriedigung fest, dass DeVries tatsächlich mit dem Ticker zurechtkam. Es gab keinerlei Anzeichen der Vergiftungserscheinungen, die äußerst selten zu beobachten waren. Und, was vielleicht noch wichtiger war: Er fand auch keinerlei Hinweise darauf, dass DeVries zu Suchtverhalten neigte.
    »Versuchen wir eine Alpha-Sequenz«, sagte er nun; immer noch waren seine Augen geschlossen,

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