Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Wesenheiten mit der gleichen Persönlichkeit, so nah sie einander auch stehen mochten.
    Alles in allem war Alicia der Ansicht, sie beide zogen das, was sie hier erhalten hatten, einer ›anständigen‹ Verschmelzung vor. In dieser reichhaltigen, bipolaren Existenz gab es immer noch Möglichkeiten des Wachstums und der Erweiterung. Schon jetzt entwickelten sie und ihr elektronisches ›Kind‹ winzige Unterschiede und geringfügig abweichende Persönlichkeitszüge - und das war auch gut so. Es lenkte sie beide keineswegs von ihrer Fähigkeit ab, als gemeinsames Wesen zu denken, und doch bot es die Möglichkeit, beim Denken gemeinsam zu einer Synthese zu kommen. Doch nicht immer, und Alicia hatte festgestellt, dass es manchmal durchaus von Vorteil war, zwei unterschiedliche, ›richtige‹ Antworten zu erhalten, denn durch den Vergleich dieser beiden Ergebnisse kamen sie dann recht häufig zu einer endgültigen Lösung, die besser war als das, was sich für jede von ihnen alleine erschlossen hatte.
    Alicia ließ das Gewehr wieder in der Ruheposition einrasten und deaktivierte die Servos; dann drehte sie sich herum, um das Prüfgeschirr herauszuholen, doch Megaira war ihr schon zuvorgekommen. Auf einem Kontragrav-Kissen schwebte neben ihr lautlos eine Reparatur-Einheit und streckte ihr die Stecker entgegen. Alicia lächelte, griff danach und machte sich daran, sie in die entsprechenden Zugriffsbuchsen einrasten zu lassen.
    »Bereitest du für mich eine Sensor-Diagnostik vor?«
    »Schon fertig«, erwiderte Megaira mit einer gewissen Selbstzufriedenheit, von der Alicia genau wusste, dass sie sich eigentlich gegen Tisiphone richtete.
    »Selbst Achilles hat seinem Diener gestattet, ihm den Schleifstein zu reichen«, gab die Furie so nüchtern zurück, dass Alicia kichern musste. Megaira entschied sich für stolzes Schweigen.
    Alicia stellte die letzte Verbindung her und trat einen Schritt zurück; sie überwachte die Tests nicht mit ihren eigenen Augen, sondern über ihr Link zu Megaira. Auch das war eine angenehme Überraschung gewesen, denn das war ein Link, das sie eigentlich gar nicht hätte haben sollen - und hätte es gefehlt, so wäre das möglicherweise katastrophal gewesen. Man hatte Alicia nie einen richtigen AlphaSyntho-Rezeptor implantiert, und das bedeutete, in ihrer Hardware fehlte das winzige KomLink, über das sie eigentlich dauerhaft mit ihrer KI hätte verbunden sein sollen.
    Das Headset der Brücke war darauf ausgelegt, ein Link zu sämtlichen Systemen des Schiffes auszuformen und ihrem Gehirn direkte Informationswege zu liefern, ohne dass der Computer die Daten zunächst noch bearbeiten musste, bevor er sie an Alicia weiterleitete. Es war ein Systemverwaltungs-Werkzeug, das eigentlich dafür gedacht war, die Bandbreite zu steigern und die Datendichte zu verringern, doch der Pilot eines AlphaSyntho-Schiffes befand sich in einem permanenten Link zur kybernetischen Hälfte seiner selbst. Selbst kürzeste Trennungen führten zu immenser Desorientierung, während längeres Ausbleiben des Kontakts sie beide in den Wahnsinn treiben würde; das war der Grund dafür, dass es dieses KomLink gab - jenes KomLink, das Alicia nicht hatte. Das war auch der Grund, das wusste sie jetzt, warum AlphaSyntho-KIs unweigerlich Selbstmord begangen, sobald ihre menschliche Hälfte gestorben war. Und weil Alicia eben nicht über ein implantiertes KomLink verfügte, hätte sie eigentlich nicht in der Lage sein sollen, ohne dieses Headset Kontakt mit Megaira aufzunehmen - und damit wäre sie für alle Zeiten dazu verurteilt gewesen, auf der Brücke zu bleiben. Nicht einmal ihr Quartier hätte sie aufsuchen können, geschweige denn die Technikwerkstatt, ohne ein sperriges, nur notdürftig improvisiertes Gerät mitzunehmen, das die Aufgaben eben dieses KomLinks übernahm. Und natürlich konnte kein AlphaSyntho-Pilot sich jemals außerhalb der Reichweite des KomLinks aufhalten, das ihn mit seiner KI verband.
    Doch Alicia hatte etwas Besseres. Ohne die Zustimmung der KI konnte Tisiphone nicht auf Megairas Persönlichkeitszentrum zugreifen (und Alicia wusste, dass Megaira die Furie mit Argusaugen beobachtete, wann immer sie ihr überhaupt Zugriff gestattete), doch sie bildete eine Art Verbindungsglied zwischen Alicia und der KI. Das war, so vermutete Alicia, eine Art Telepathie, und es war sogar noch unschätzbar wertvoller, denn sie brauchte Tisiphone nicht einmal aufzufordern, dieses Link aufrechtzuerhalten. Es war, als hätte diese

Weitere Kostenlose Bücher