Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
unstoffliche Verbindung, nachdem sie einmal eingerichtet worden war, ein eigenständiges Lebens entwickelt, und war nun ebenso ein Teil von Alicia wie etwa ihre Hände. Tatsächlich ging Alicia sogar davon aus, dass diese Verbindung aufrechterhalten blieb, selbst wenn sie die Furie irgendwann einmal ›verlieren‹ sollte, und sie fragte sich, ob sie sich wohl mit einer Art ESP angesteckt habe, nachdem sie sich in dieser Art und Weise auf Tisiphone eingelassen hatte.
Was auch immer der Grund dafür sein mochte, es war auf jeden Fall etwas, das die Wissenschaft der Menschheit bislang noch nicht erklären konnte, denn Megairas Tests hatten schlüssig bewiesen, dass diese Verbindung Informationen mit Überlichtgeschwindigkeit übertrug. Wenn die Schlussfolgerungen der KI wirklich richtig waren, dann gab es sogar überhaupt keine Signalverzögerung. Sie wussten noch nicht, wie groß die Reichweite wohl sein mochte, doch bis jetzt sah es ganz danach aus, als könnten Alicia und Megaira zeitverlustlos miteinander kommunizieren - über welche Distanz hinweg auch immer.
Mit einem mentalen Piepsen erklärte die Diagnose-Hardware die Messungen für abgeschlossen, und Alicia nickte zufrieden. Das war das erste Mal, dass ihre Panzerung wirklich alle Tests überstanden hatte, und es hatte weniger als fünf Tage gedauert, dieses Ziel zu erreichen. Tisiphone war entsetzt gewesen, dass es überhaupt so lange dauerte, schließlich hatte sie Anweisung erteilt, die Panzerung vorzubereiten, bevor sie an Bord der Bengal gebracht würde, doch Alicia war mehr als zufrieden. Wer auch immer die ursprüngliche Aktivierung der Dynamik-Panzerung überwacht hatte, er oder sie hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet, und doch konnte niemand eine derartige Panzerung einsatzbereit machen, ohne sie an den jeweils vorgesehenen Träger anzupassen. Dynamik-Panzerungen mussten stets vorsichtig personalisiert werden; es galt, jegliche körperliche Besonderheit mit Hilfe der Software zu berücksichtigen, die auf jedwede mentale Eigenheit einging - und Alicia hatte sich auf diese Aufgabe ganz und gar nicht gefreut. Fünf Jahre waren vergangen, seit sie das letzte Mal eine solche Panzerung gesehen hatte, und wenn man das berücksichtigte, war es wirklich eine beachtliche Leistung, es in so kurzer Zeit zu schaffen.
»Okay, Ladys, das war's«, verkündete sie, sammelte ihre Werkzeuge ein und rollte das Prüfgeschirr wieder zusammen. »Räumst du das bitte wieder zurück in den Spind, Megaira?«
Eine Traktordüsen-Zugmaschine hob die Panzerung vom Tisch, dann rollte sie in Richtung der Waffenkammer davon. Alicia folgte ihr, um sich persönlich von der ordnungsgemäßen Einlagerung zu überzeugen, während Megairas RoboDrohnen die elektronische Überwachung vorbereiteten. Sollte Alicia diese Panzerung jemals tatsächlich benötigen, würde sie wahrscheinlich nicht mehr die Zeit haben, etwaige technische Fehler zu reparieren, zu denen es seit der letzten Wartung gekommen sein mochte. Da sie andererseits keine Ersatz-Panzerung hatte, war es wichtig, dass diese eine hier stets mit einhundert Prozent Effizienz arbeitete, und die RoboDrohnen gestatteten Megaira, sich davon stets zu überzeugen.
»Ich bin erleichtert, dass das endlich abgeschlossen ist«, merkte Tisiphone ein wenig beißend an, als die Waffenkammer versiegelt wurde. »Vielleicht können wir uns jetzt ja anderen Dingen zuwenden?«
»Ach, Humbug!«, schnaubte Megaira. »Du weißt ganz genau, dass ...«
»Na, na! Schluss damit!«, schalt Alicia sie beide und trat in den kleinen Aufzug. »Tisiphone hat nicht ganz Unrecht, Megaira. Es ist wirklich an der Zeit, dass wir anfangen.«
»Du brauchst immer noch Zeit, dich zu akklimatisieren«, wandte die KI ein. »Du machst dich ja ganz gut, aber du bist immer noch nicht richtig vorbereitet.«
»Wir haben nicht die Zeit, mich so gründlich zu ›akklimatisieren‹, wie du das gerne hättest. Sein wir doch mal ehrlich, als Pilotin eines Raumschiffs bin ich eine hoffnungslose Enttäuschung.«
»Das ist nicht wahr! Du hast gute Instinkte - ich muss das wohl wissen, schließlich habe ich genau die gleichen. Es gilt jetzt nur, diese Instinkte auch durch Training auszubilden.«
»Vielleicht ja, vielleicht nein, Megaira, und Alicia hat ganz recht, wenn sie darauf hinweist, dass die Zeit drängt. Wir sind schon zu lange ohne jeglichen Kontakt, und ich bin mir sicher, dass einiges passiert ist, seit wir von Soissons geflohen sind. Und was nun die Frage
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