Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
hätten sie schon vorher kennen lernen können, Colonel«, sagte er leise. »Sie war ... wirklich etwas Besonderes. Sie war die Beste. Und dass es so enden soll - dass das Imperium ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hat ...«
Traurig schüttelte der alte Mann mit den silbernen Haaren den Kopf, dann hob Keita den Blick wieder und betrachtete die Kampfabzeichen des Colonels.
»Sie waren selbst dabei, Colonel. Wenn es schon einer von uns erledigen muss, dann beruhigt es mich zumindest, zu wissen, dass sich jemand darum kümmert, der es auch versteht. Was auch immer sie jetzt sein mag, sie war einmal wirklich etwas Besonderes.«
»Das weiß ich, Sir Arthur.«
»Ja. Ja, das wissen Sie wirklich.« Scharf sog Keita die Luft ein, dann stand er auf und streckte dem Colonel die Hand entgegen. »Dann mache ich mich jetzt auf den Weg.«
»Jawohl, Sir. Ich werde Sie vermissen, Sir Arthur. Ich möchte Sie wissen lassen, wie sehr ich es zu schätzen weiß, wie viele Einblicke Sie mir gewährt haben, neben Ihren ... anderen Pflichten.«
»Halten Sie sich wacker, Colonel.« Keitas Händedruck zerquetschte McIlhenny fast die Finger. »Ganz unter uns, ich bin überzeugt davon, dass Sie auf der richtigen Spur sind, also gebe ich Ihnen gerne Rückendeckung. Irgendetwas hier draußen stinkt wirklich zum Himmel. Ich habe die Absicht, das auch Komtesse Miller und Seiner Majestät mitzuteilen, aber Sie sollten sehr vorsichtig sein, wem Sie hier trauen. Wenn man die Bösen nicht mehr von den Guten unterscheiden kann ...«
Er beendete den Satz nicht und ließ mit einem Achselzucken McIlhennys Hand los.
»Ich weiß, Sir.« Kurz legte der Colonel die Stirn in Falten, dann blickte er Keita tief in die Augen. »Wenn ich Sie noch um einen Gefallen bitten dürfte, Sir Arthur?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Keita sofort, und McIlhenny lächelte ihn voller Dankbarkeit an.
»Ich habe von sämtlichen meiner Dateien Kopien angefertigt. Rein theoretisch sollten diese niemals mein Büro verlassen, aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sie nach Alterde mitnehmen würden. Es wäre sehr beruhigend für mich, zu wissen, dass sich meine Dateien in den Händen von jemandem befinden, den ich kenne, nur für den Fall ...«
Dieses Mal war es der Colonel, der nicht weitersprach, und Keita nickte ernsthaft.
»Das werde ich tun ... und Ihr Vertrauen ehrt mich zutiefst.«
»Ich danke Ihnen. Und wenn Sie gestatten, Sir, werde ich dafür sorgen, dass Sie ständig durch weitere Downloads auf dem Laufenden gehalten werden. Aber nicht über meine üblichen Kanäle.«
»Haben Sie irgendetwas im Gespür?« Plötzlich wirkte Keitas Blick sehr wachsam, und der Colonel zuckte mit den Schultern.
»Ich ... weiß es nicht. Ich vermute nur, dass man uns noch tiefer infiltriert hat, als wir das bislang angenommen haben. Ich möchte ja nicht paranoid klingen, aber diese ›Piraten‹ haben eindeutig bewiesen, dass sie sich keineswegs scheuen, Menschen umzubringen. Und wenn ich ihrem Maulwurf zu nahe komme ... Naja, Unfälle geschehen eben manchmal, Sir Arthur.«
Vice Admiral Brinkman entzündete eine weitere Zigarre, lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte stirnrunzelnd und nachdenklich zur Decke empor. Allmählich wurde die Lage kompliziert. Natürlich war ihnen schon vorher bewusst gewesen, dass das irgendwann der Fall sein würde - das musste ja so sein, damit das hier auch funktionierte -, doch mit so vielen Bällen gleichzeitig zu jonglieren, würde bei jedem an den Nerven zerren.
Noch einmal dachte er über sein Gespräch mit Howell nach. Er konnte die Besorgnis des Commodores durchaus verstehen, und um ganz ehrlich zu sein, auch er hätte sich davor gescheut, jemanden wie die El Grecaner anzugreifen, wenn McIlhenny nicht wäre. Die untergeordneten Ziele zu erreichen, wäre selbst ohne diesen lästigen Colonel recht hilfreich, doch eben dieser Colonel war der wahre Grund dafür, dass sie zumindest eine Welt angreifen mussten, die nicht dem Imperium angehörte - um zu beweisen, dass es wirklich ›nur Piraten‹ waren. Nicht, dass Brinkman damit rechnete, ein Angriff auf Ringbolt würde den Colonel lange von seiner Spur abbringen. Es sollte bei den Leuten, denen er Bericht zu erstatten hatte, zu Verwirrung führen, aber vermutlich würde auch diese Verwirrung nicht ausreichen.
Und das lag einzig und alleine daran, dass McIlhenny nicht einfach aufgeben würde. Er mochte ja noch nicht verstanden haben, in was er sich hier so hartnäckig verbiss,
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