Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
würde das vielleicht dazu führen, dass die falschen Personen anfingen, sich zu wundern. Was, wenn jemand, der ähnliche Mutmaßungen hegte wie McIlhenny, sich nun fragte, ob vielleicht irgendjemand gezieltes Interesse daran haben mochte, gerade Sir Amos Brinkman an ihrer Stelle zu sehen?
Brinkman ließ seinen Sessel wieder emporschwingen und schüttelte seufzend den Kopf. Nein, irgendein überstürztes Vorgehen gegen Gomez kam überhaupt nicht in Frage. Im Senat und im Ministerium nahm der Druck ständig zu, während die ›Piraten‹ ihnen auf der Nase herumtanzten und sämtliche offiziellen Versuche verlachten, ihnen irgendwie beizukommen. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man die Admiralin wegen offenkundiger Unfähigkeit abberief. Natürlich wäre Brinkman unter derartigen Umständen angemessen bestürzt darüber, seine alte, so geschätzte Freundin ersetzen zu müssen - und wenn er sich dann nach der alten Weisheit ›neue Besen kehren gut‹ an ein Großreinemachen begab, würde er im Zuge dessen auch gleich McIlhenny fortschicken. Genau so hatte von Anfang an der Plan ausgesehen, Admiralin Gomez loszuwerden; erst McIlhennys stures Herumstochern hatte Brinkman überhaupt dazu gebracht, nach Alternativen dafür zu suchen.
Dennoch war es sehr gut möglich, dass McIlhenny ihm zu nahe kam und man ihn dann eben doch aus dem Weg räumen müsste - ob das andere nun misstrauisch machte oder nicht. Das wäre zwar nicht gerade die bestmögliche Lage, die sich Brinkman vorstellen konnte, aber wenn er die Wahl hatte, McIlhenny auszuschalten oder zuzulassen, dass er herausfand, worum es hier wirklich ging, dann stand die Entscheidung jetzt schon fest. Und auch der Tod des Colonels würde zumindest kurzfristig für Verwirrung sorgen - vor allem, wenn nicht sofort offensichtlich wäre, dass es sich um ein Attentat gehandelt hatte. Wenn sie Glück hätten, dann würde diese Verwirrung vielleicht sogar bis zu Gomez' Abberufung anhalten.
Brinkman nickte und drückte seine Zigarre aus. Ja, vielleicht würde es tatsächlich notwendig werden - und dann wäre es gut, schon jetzt die richtigen Vorbereitungen zu treffen. Und der Admiral war sich auch recht sicher, zu wissen, wie er dabei vorgehen müsse. McIlhenny hatte schließlich als Shuttle-Pilot angefangen. Auf diese Weise hatte er sich seine ersten Sporen verdient und sich einen Namen gemacht, und für heiße Shuttles und noch heißere Skimmer hatte er immer noch eine Schwäche. Und was noch besser war, er bestand darauf, stets selbst das Steuer zu übernehmen, wann immer das nur möglich war. Unter gewöhnlichen Umständen wäre niemand allzu überrascht, wenn der Colonel eines Tages während des Fluges die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren würde - und wenn man in der Wartungshalle ein wenig nachhalf, dann würde das vielleicht ausreichen, um den guten McIlhenny vom Himmel zu fegen.
Vice Admiral Brinkman gestattete sich ein kleines, nachdenkliches Lächeln und versuchte, sich an den Namen des ›Skimmer-Technikers‹ zu erinnern, an den sich Rachel Shu seinerzeit gewandt hatte, um Admiral Whitworth aus dem Weg zu räumen. Es war Zeit, einige wohlüberlegte Umbesetzungen im Personal vorzunehmen.
Kapitel 18
»Guten Abend, Captain Mainwaring. Mein Name ist Yerensky. Ich habe gehört, Sie sind auf der Suche nach Frachtgut für Ihr Schiff?«
Alicia blickte von ihrem Glas Wein auf und sah einen hochgewachsenen, leichenhaft wirkenden Mann. Obwohl er aussah, als sei er halb verhungert, war er gut gekleidet, und sein gepflegtes Äußeres passte äußerst gut zu dem leisen Murmeln in dem teuren Restaurant. Kurz blickte Alicia ihn aufmerksam an, dann lehnte sie sich ein wenig zurück und bedeutete ihm mit einer kaum wahrnehmbaren Geste, in dem Stuhl Platz zu nehmen, der ihr gegenüber an dem Tisch stand. Yerensky setzte sich und lächelte höflich. Wie aus dem Nichts tauchte neben ihm ein Kellner auf, und während Alicia erneut an ihrem Wein nippte, lauschte sie aufmerksam dem kurzen, leisen Gespräch zwischen Kellner und Gast, um ihren Besucher besser einschätzen zu können.
»›Aalglatt‹ wäre ja noch untertrieben, was?«, murmelte sie in Gedanken und spürte sofort Tisiphones lautlose Zustimmung. Nicht, dass sie beide überrascht gewesen wären. Während der zwei Wochen, die sie nun schon auf dieses Zusammentreffen hinarbeiteten, hatten sie viel über diesen Yerensky gehört.
Es war für Alicia deutlich schwieriger gewesen, genau den Spediteur zu
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