Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
finden, den sie suchte, als sie eigentlich erwartet hatte. Nicht, weil es nicht reichlich andere Angebote gegeben hätte, sondern weil fast alles davon - zu Alicias großem Bedauern - gänzlich legal gewesen war. Sie hatte das Ausmaß unterschätzt, in dem die Angriffe dieser Piraten die Versicherungsbeiträge beeinflussten, und unter den gegebenen Umständen war die hohe Geschwindigkeit der Star Runner offensichtlich ungleich wichtiger als ihre recht beschränkte Frachtkapazität. Wäre Alicia eine echte Freihändlerin gewesen, hätte sie ihre eigenen Frachtgebühren um ein Viertel des Betrages anheben können, um aufgrund der hohen Geschwindigkeit ihres Schiffes ihre Versicherungskosten absenken zu können, und dabei ihre übliche Gewinnspanne immer noch verdreifacht.
Bedauerlicherweise war sie eben nicht auf der Suche nach legaler Fracht, und so hatte sie sich eine außergewöhnliche Anzahl von Ausreden einfallen lassen müssen, um dies zu verhindern. Mehr als einmal hatte sie dabei darauf zurückgreifen müssen, dass die Furie in den Verstand eines Händlers mit legitimer Fracht vordrang und ihn dazu brachte, von sich aus einen guten Grund für das Ablehnen seines Angebotes vorzuschlagen.
Es war zum Verzweifeln - vor allem, nachdem Megaira und Tisiphone bei einer ihrer Erkundungen in der nicht öffentlich zugänglichen Datenbank von MaGuire herausgefunden hatten, dass das Imperium dem Jung-Verband Kopien von Alicias Retina-Abdruck und ihrem Genprofil hatte zukommen lassen. Damit hatten sie nicht gerechnet, als sie diese ›Captain Mainwaring‹ ersonnen hatten, daher hatten sie Alicias echte Daten verwendet, und Alicia wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, als sie herausfand, dass den hiesigen Behörden beide Datensätze vorlagen. Falls die zufälligerweise eine Routineuntersuchung sämtlicher Neuankömmlinge einleiten sollten ...
Sie hatten diese Bedrohung zwar nicht gänzlich ausschalten können, aber doch zumindest lindern, indem sie Tisiphone ins Netz zurückschickten und die Daten in den Unterlagen über den Skipper der Star Runner ändern ließen. Das war keine perfekte Lösung für dieses Problem, denn zu sämtlichen Dokumenten, die Alicia als ›Captain Mainwaring‹ abzeichnete - etwa einen Frachtvertrag - gehörte auch ihr Retina-Abdruck, und der war jetzt nicht mehr identisch mit dem aus ihren Unterlagen, doch es war nun einmal das Beste, was sie bewirken konnten. Tisiphone hatte vorgeschlagen, die Änderungen nicht an der Personaldatei von ›Captain Mainwaring‹ vorzunehmen, sondern in den Daten der Navy, die eigens hierher geschickt worden waren. Doch dagegen hatten sich Alicia und Megaira einmütig ausgesprochen, schließlich konnten sie unmöglich auf die Daten zugreifen, die auf Soissons gespeichert waren. Natürlich war es verführerisch, Mainwarings Daten zu ›legitimieren‹, doch es war sehr unwahrscheinlich, dass irgendjemand die zu einem Dokument gehörigen Daten noch einmal überprüfen würde, wenn er doch genau wusste, dass es um die richtige Person ging. Zumindest hoffte Alicia darauf, und diese Möglichkeit bereitete ihr deutlich weniger Kopfzerbrechen als das, was geschehen würde, falls der Flottennachrichtendienst alles nachprüfen sollte und dabei bemerkte, dass die zu Alicia DeVries gehörigen Daten auf MaGuire nicht mehr deckungsgleich waren mit denen auf Soissons. Das wäre dann zumindest ein schlüssiger Beweis dafür, dass sie sich tatsächlich auf MaGuire aufgehalten hatte, schließlich hätte niemand außer ihr einen Grund, diese Daten zu manipulieren. Schlimmer noch, eine einfache Nachforschung würde sehr rasch ergeben, dass die Daten einer gewissen ›Captain Mainwaring‹ genau deckungsgleich mit den ursprünglichen Daten der Navy über ›Alicia DeVries‹ waren.
Nichts von alledem war dazu angetan, Alicias Nerven zu beruhigen, doch wenigstens sah es so aus, als würden sie bald abreisen können. Bei ihren vorsichtigen Untersuchungen der Menschen, mit denen Alicia mittlerweile in Kontakt getreten war, hatte sie endlich in den Gedanken eines deutlich gesetzestreueren Händlers den Namen und auch das Aussehen eines gewissen ›Anton Yerensky‹ aufgespürt, und es sah so aus, als sei dieser Mister Yerensky daran interessiert, eine Ladung nach Ching-Hai im Thierdahl-System ausliefern zu lassen. Für Ching-Hai, kaum zivilisiert und nur äußerst spärlich besiedelt, sprach nur sehr wenig ... nur dass es lediglich zehn Lichtjahre von Dewent entfernt war, und von Dewent
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