Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
nach Wyvern wiederum waren es nur sechs weitere Lichtjahre. Und besser noch, was auf Ching-Hai als ›planetare Behörden‹ durchging, unterhielt sowohl zu Dewent als auch zu Wyvern äußerst gute Beziehungen.
Nachdem sie auf diesen Yerensky erst einmal aufmerksam geworden waren, war es ihnen nicht sonderlich schwergefallen, mit zweien oder dreien seiner Kollegen unauffällig in Kontakt zu treten. Nachdem Tisiphone jedem von ihnen einen äußerst positiven Eindruck von dieser ›Captain Mainwaring‹ eingeimpft hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis einer dieser Kollegen sie Yerensky gegenüber erwähnte, und zum ersten Mal wirkten sich die derzeitigen Verhältnisse auf dem Transportmarkt zu ihren Gunsten aus. Nachdem so viele der schnelleren Schiffe den Transport ›ordentlicher Handelsgüter übernommen hatten, wurde es zunehmend schwierig, einen entsprechend ausgestatteten Schmuggler zu finden.
»Sie scheinen mir recht gut informiert zu sein, Mister Yerensky«, sagte sie, als der Kellner den Tisch verlassen hatte, um die Bestellung an die Küche weiterzugeben. »Ich suche tatsächlich nach Frachtgut - bedauerlicherweise darf es allerdings nicht allzu voluminös sein. Aber ich gehe davon aus, dass Sie sich beim Hafenmeister bereits über meine Ladekapazität informiert haben.«
»Die Ladekapazität Ihres Schiffes wäre für mich durchaus ausreichend, Captain - vorausgesetzt natürlich, wir werden uns handelseinig.«
»Ich verstehe.« Alicia schenkte sich Wein nach und betrachtete im Schein der Beleuchtung die Farbe des Getränks. »Von welchem Volumen reden wir hier, Mister Yerensky?«
»Ach, nicht mehr als zweihundert Kubikmeter. Eigentlich sogar noch ein bisschen weniger.«
»Ich verstehe«, wiederholte Alicia. Das war wirklich eine kleine Fracht - weniger als die Hälfte dessen, was in den Laderäumen der Megaira Platz fand, und dabei waren dort reichlich Ersatzteile und dergleichen untergebracht. »Und wo soll die Ware abgeliefert werden?«
»Ach, das ist ein wenig heikel, Captain«, gab Yerensky gedehnt zurück und betrachtete Captain Mainwaring mit zu Schlitzen verengten Augen. »Wissen Sie, die Ware muss nach Ching-Hai.« Kurz hielt er inne, als wolle er dem Captain Zeit geben, diese Worte erst einmal zu verdauen, dann sprach er weiter. »Ich habe gehört, Sie verfügten über einen Frachtshuttle der Navy, der auch für etwas rauere Einsätze im Feld geeignet ist?«
Alicia setzte ihr Weinglas ab und verzog die Lippen zu einem milden Lächeln.
»Das stimmt, ja. Darf ich angesichts dieser Frage davon ausgehen, dass der Empfänger Ihrer Ware nicht ... in der Lage sein wird, die Fracht am üblichen Raumhafen abzuholen?«
»Ganz genau«, bestätigte Yerensky höflich, und sein Lächeln war ebenso mild. »Ich sehe schon, dass Sie für derartige Angelegenheiten einen guten Blick haben, Captain.«
»Man müht sich, Mister Yerensky.«
Erneut nippte Alicia an ihrem Wein, als der Kellner mit Yerenskys Bestellung zurückkehrte und Servierplatten auf dem Tisch abstellte. Es waren wirklich viele, und Alicia fragte sich, was für einen Stoffwechsel man wohl haben müsse, um bei einer derartigen Nahrungsaufnahme immer noch so verhungert auszusehen.
Der Kellner eilte wieder davon, und Yerensky breitete eine schneeweiße Serviette über seinen Schoß und griff nach einer Gabel.
»Angesichts Ihres guten Blicks, Captain, muss ich davon ausgehen, Ihnen ist bewusst, dass Sie und Ihre Mannschaft ... nun, sagen wir, eine recht unbekannte Größe darstellen, nicht wahr?«
»Wenn Sie meinen Download im Hafen überprüft haben, wird Ihnen doch gewiss aufgefallen sein, dass wir recht gute Beziehungen zum Sektorengouverneur von Melville haben«, erwiderte Alicia und verzichtete bewusst, darauf hinzuweisen, wie überrascht der Sektorengouverneur von Melville wohl sein würde, wenn er davon erführe.
»Nun ja ... ja, Captain, aber MaGuire ist nun kaum ein imperialer Planet, nicht wahr? Und es mag Umstände geben, unter denen es eher unbequem für einen Spediteur wäre, sich auf diese Beziehungen zu verlassen, sollte irgendetwas schieflaufen.«
»Mit anderen Worten«, schickte Alicia lautlos einen Gedanken an Tisiphone, »ein Gauner kann sich wohl kaum an die Polizei wenden, wenn ihm seine illegale Fracht gestohlen wird.«
»Es ist doch beruhigend zu wissen, dass manche Dinge sich wirklich nicht geändert haben«, gab die Furie zurück, und Alicia nickte Yerensky zu.
»Das verstehe ich wohl. Dennoch gehe ich davon
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