Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
noch, die Tür zu öffnen, sodass Licht in dieses Halbdunkel des Todes fiel, dann riss DeVries auch ihn in den Tod.
Erneut wirbelte sie herum, näherte sich Ben Belkassem, und er ließ die Waffe fallen und hob hastig die eine Hand, die er noch bewegen konnte.
»Halt! Ich bin doch auf Ihrer Seite!«
Sie hielt inne; die Disruptortreffer hatten ihre Jacke an mehreren Stellen versengt. Augen aus glühendem Eis durchbohrten ihn, und ihr Gesicht wirkte unmenschlich ruhig.
»Ben Belkassem! Ich bin Ferhat Ben Belkassem!«, sagte er verzweifelt und erkannte in diesen eisigen Augen einen Funken des Begreifens. »Ich ...«
»Später.« Ihre Stimme war ebenso unmenschlich ruhig wie ihre Mimik. »Gehen Sie dort hinüber, und sichern Sie die Tür.«
Ben Belkassem raffte seine Waffen zusammen und stürzte zur Tür hinüber, bevor sein betäubter Verstand auch nur versuchte, ein Gegenargument vorzubringen, und erst dann begriff er, wie rasch und brutal dieser Kampf tatsächlich gewesen war. Er ließ ein frisches Magazin in seine Waffe einrasten - was ihm recht schwer fiel, schließlich konnte er nur einen Arm benutzen -, und als er dann auf den Korridor hinausspähte, sah er, dass erst jetzt die ersten von Quintanas Gefolgsleuten auf ihn zustürmten. Die drei Vordersten erschoss er, und als er sah, dass die Überlebenden sich zurückfallen ließen, warf er einen Blick über die Schulter.
DeVries kniete neben Alexsov, ignorierte das Blut, das seinen Kasack tränkte und um ihre Knie herum eine immer größere Lache bildete. Sie presste ihre Hände gegen seine Schläfen, beugte sich über ihn, und ihr Gesicht berührte fast das seine, während sein keuchender Atem Blutbläschen auf seine Lippen trieb. Ben Belkassem erschauerte und wandte sich wieder dem Korridor zu. Er wusste nicht, was diese Frau dort tat. Und mehr noch: Er glaubte nicht, es überhaupt wissen zu wollen.
Weitere Wachen kamen auf ihn zu. Diese hatten Zeit gehabt, Passiv-Panzeranzüge anzulegen, und außer in Kernschussweite waren die Patronen seiner Heckler & Koch zu schwach, um etwas Derartiges zu durchdringen. Er ließ die Waffe fallen, griff nach seinem Disruptor und betete innerlich darum, dass die Ladung ausreichen würde. Fünf weitere Wachen stürzten zu Boden, dann zogen sich die Überlebenden zurück, um sich neu zu gruppieren.
Irgendetwas dröhnte hinter ihm, und Ben Belkassem fluchte lautstark. DeVries stand vor den Fenstern und feuerte mit der Waffe eines ihrer Opfer auf jemanden, der sich draußen auf dem Gelände befand. Sie waren hier gefangen; wie viele ihrer Gegner auch immer sie erledigen mochten, die anderen würden sie letztendlich doch in die Finger bekommen! Doch er hatte gesehen, wie sich DeVries bewegte. Wenn einer von ihnen es doch irgendwie schaffen konnte ...
»Ich gebe Ihnen Deckung!«, rief er und bewegte sich auf das Fenster zu.
»Behalten Sie Ihre Front im Auge«, gab sie ruhig zurück, ohne den Blick auch nur vom Fenster abzuwenden. »Auf diese Mistkerle wartet eine kleine Überraschung.«
Ben Belkassem blieb nicht die Zeit, zu fragen, was sie damit meinte. Ein weiterer Trupp Wachen näherte sich auf dem Korridor, und ein Summton seines Disruptors warnte ihn, dass die Ladung schon fast erschöpft sei, während er den Ansturm zurückdrängte. Diese ›Überraschung‹, von der DeVries gesprochen hatte, sollte wirklich bald kommen, sonst ...
In der Dunkelheit heulte etwas auf: etwas Riesiges, Schwarzes, getragen von einem Turbinen-Zyklon. Die Kanten der Tragflächen und der Bug glühten vom Eintritt in die Atmosphäre. Chateau Defiant erzitterte, als Raketen und Plasmakanonen die anderen Flügel des Anwesens zerschmetterten, und Ben Belkassem rollte über den Boden; Rauch und Staub ließen ihn husten.
Eine Hand wie aus Stahl packte ihn am Kragen, zerrte ihn durch das Fenster und schleuderte ihn dem mittlerweile gelandeten Sturmshuttle entgegen. Ben Belkassem stürmte die Rampe empor, er sah darin seine letzte Hoffnung; DeVries folgte ihm dichtauf, und sie hörten, wie einkommende Geschosse vom gepanzerten Rumpf des Shuttles abprallten, während die Automatik-Geschütztürme heulend zu neuen Zielobjekten herumschwenkten und die Schnellfeuergeschütze des Shuttles ihr Endzeitdröhnen anstimmten und ihren Rückzug sicherten. Durch den Frachtraum, in dem sonst die Einsatztruppen befördert wurden, taumelte Ben Belkassem hindurch bis zum Cockpit und ließ sich dort gegen ein Schott sinken; plötzlich spürte er den Schmerz in
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