Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Belkassem unglücklich ein. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Piraten auf Soissons einen Informanten haben - einen sehr, sehr hochrangigen Informanten.«
»Na, das ist aber Scheiße«, murmelte Westfeldt fast unhörbar.
»Können wir denn gar nichts tun?« Alicia klang beinahe schon flehentlich, und Monkoto lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte sie kühl-nachdenklich an.
»Eigentlich«, sagte er dann, »können wir das schon ... vor allem, wenn wir eine AlphaSyntho-Einheit haben, die uns behilflich ist.« Mit dem trägen Lächeln eines Haifisches blickte er zu seinen Kollegen hinüber. »Unser Problem ist ja, dass sie uns kommen sehen werden - aber was ist, wenn wir diejenigen wären, die sich im Normalraum befinden?«
»Ich sehe da schon wieder dieses boshafte Glitzern in Ihren Augen, Simon«, merkte Falconi an.
»Eigentlich ist das ganz einfach, Ted. Wir werden überhaupt nicht zu ihnen fahren. Wir werden sie einladen, zu uns zu kommen.«
Kapitel 29
Die Frau in der grünen Uniform klopfte gegen den Rahmen der offen stehenden Bürotür, und der massige Mann mit dem silbernen Haar, der an seinem Schreibtisch saß, blickte auf. Zur Begrüßung brummte er nur, deutete auf einen leeren Sessel und wandte sich wieder seinem Lesegerät zu. Die Mundwinkel der Frau zuckten, während sie sich in dem Sessel zurücklehnte und wartete.
Allzu lange musste sie nicht warten. Der grauhaarige Mann nickte, brummte erneut - dieses Mal klang es rauer, unangenehmer - und deaktivierte das Gerät.
»Sie haben ja ganz schön lange gebraucht«, grollte er, und sie zuckte mit den Schultern.
»Ich habe die Felddienstübungen überwacht, über die wir gesprochen hatten. Außerdem«, sie deutete auf das Lesegerät, »scheinen Sie mir genug zu tun zu haben.« Sie klang recht leichtherzig, doch ihr Blick verriet, wie besorgt sie wirklich war. »Ging es um Alley?«
»Nein. Immer noch keine Spur von ihr.«
Sir Arthur Keita klang sonderbar zufrieden für einen Mann, dessen eisernes Pflichtgefühl ihn dazu gezwungen hatte, auf die Jagd nach Alicia DeVries zu gehen, und er verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen, als Tannis Cateau in wortloser Erleichterung scharf die Luft einsog. Sie konnte wohl kaum ›Gott sei Dank!‹ sagen, doch sie konnte es zumindest sehr laut denken. Dann verschwand sein Lächeln wieder.
»Nein, hier geht es um ein anderes Problem«, erklärte der Brigadier, »und ich fürchte, allmählich wird es akut. Ich habe für ›Unternehmung Tabula Rasa‹ eine zweitägige Notbereitschaft angesetzt.«
Ruckartig und mit weit aufgerissenen Augen richtete sich Tannis in ihrem Sessel auf, und Keita konnte sehen, wie sich ihre Gedanken überschlugen - Gedanken, denen er mühelos folgen konnte. Er hatte sie ständig über die Downloads von McIlhenny auf dem Laufenden gehalten, und sie wusste etwas, das McIlhenny noch nicht bekannt war - dass seine Berichte an Sir Arthur auf Alterde stillschweigend empfangen worden waren, dann erneut verschlüsselt und via SternenKom mehrere Lichtjahre weit nach Alexandria übermittelt wurden, genau an die Grenze zwischen dem Macedon- und dem Franconia-Sektor. Und dorthin hatte man sie geschickt, weil Sir Arthur Keita genau bis dort gereist war, nachdem er sich auf Soissons verabschiedet hatte.
Sanft wiegte sich der Brigadier in seinem Sessel hin und her und ging in Gedanken noch einmal jeden einzelnen qualvollen Schritt durch, der sie alle letztendlich zur ›Unternehmung Tabula Rasa‹ gebracht hatte. Selbst wenn alles perfekt liefe, würde es unschön werden, doch McIlhenny und Ben Belkassem hatten es eindeutig belegt. Irgendjemand, der in der Weisungskette sehr weit oben stand, musste mit diesen Piraten zusammenarbeiten - und damit stand jeder einzelne Offizier im Franconia-Sektor unter Verdacht. Zweifellos waren die weitaus meisten davon treue Diener der Krone und des Imperiums, doch es war unmöglich zu sagen, für wen das eben nicht galt; aus diesem Grund war Keita ja auch nicht nach Hause zurückgefahren - und deswegen hatte man ein ganzes Bataillon der Springereinheiten Stück für Stück von den verschiedensten, abgelegensten Außenposten, die Keita nur einfallen wollten, zum abgelegensten Ausbildungslager auf Alexandria beordert.
Komtesse Miller hatte Keita einen Colonel schicken wollen, der das Kommando übernehmen sollte, doch das hatte Keita kategorisch abgelehnt. Der Kader verfügte über so wenige ranghohe Offiziere, so hatte er argumentiert, dass das
Weitere Kostenlose Bücher