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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Vielfaches steigerte. Sie hatte nur eine äußerst grobe Vorstellung davon, was Alicia mit ›Programmierung‹ oder ›Maschinensprache‹ meinte, doch derartige Konzepte waren für sie ohnehin bedeutungslos. Ein Wesen, das dafür gedacht war, sich mit dem Verstand eines Sterblichen zu verbinden, benötigte derartige Dinge einfach nicht; alles, was darauf ausgelegt war, eine Verbindung zu eben jenem Denken und Fühlen auszuformen, wurde damit zu einer Erweiterung ihrer selbst, und damit auch instinktiv ein Teil ihrer selbst.
    Tisiphone hatte Alicia fast zu Tode erschreckt und fühlte sich anschließend ungewohnt bußfertig, als sie zum ersten Mal den Hauptprozessor ihres Wirtskörpers aktiviert hatte und ihren Körper quer durch den Raum gehen ließ, ohne sich vorher mit ihr darüber abzusprechen. Sämtliche Sicherheits-Codes waren für Tisiphone bedeutungslos, und so überwand sie diese mühelos, erkundete voller Begeisterung die labyrinthartigen Wunder logischer Entscheidungsbäume und Datenströme. Die Wunder der Molekularschaltungen waren für Tisiphone zu einem gewaltigen, atemberaubenden Spielzeug geworden, und so fegte sie hindurch wie ein Wirbelwind, begriff sofort, wie sie was bei einem Notfall nutzen konnte, sowohl als Kondensator wie auch als Verstärker. Sie stellten etwas wieder her, was sie selbst vor langer Zeit verloren hatte, und sie spürte deutlich Alicias Belustigung über ihre Begeisterung, wann immer sie fröhlich von ihren neuesten Entdeckungen berichtete.
    Und doch war es längst an der Zeit, sich um die eigentliche Aufgabe zu kümmern, und so fragte sich Tisiphone, ob dieses Zusammentreffen Alicias mit Sir Arthur Keita den Zeitpunkt dafür näherbringen oder vielleicht noch weiter aufschieben würde.
    Unwillkürlich richtete sich Alicia noch ein wenig weiter auf, als sie den spartanisch eingerichteten Besprechungsraum betrat. Ein kleiner, fast schon geschniegelt wirkender Mann in der Uniform des Justizministeriums - karmesinrote Jacke, blaue Hose - stand vor dem Fenster und blickte hinaus. Er drehte sich nicht um, als Tannis und sie eintraten, und dafür war Alicia regelrecht dankbar. Ihr Blick war fest auf den stämmigen, untersetzten Mann gerichtet, der in diesem Raum an dem Tisch saß.
    Er weigert sich immer noch, seine Ordensbänder zu tragen, stellte sie fest. Nun, vermutlich würde ihm niemand dafür die Hölle heißmachen, die Uniform nicht ordnungsgemäß anzulegen. Alicia trat an den Tisch heran und nahm Haltung an, salutierte und blickte ganz gemäß Dienstvorschrift sechs Zentimeter über seinen Kopf hinweg.
    »Captain Alicia DeVries meldet sich wie befohlen, Sir!«, bellte sie, und Sir Arthur blickte sie mehrere Sekunden lang nur schweigend an.
    »Lassen Sie diesen Kadetten-Mist, Alley«, grollte er dann mit seiner rauen Stimme, an die sie sich so gut erinnerte, und Alicia verzog unwillkürlich die Lippen. Keita blickte ihr in die Augen. Dann lächelte er. Es war nur ein kleines Lächeln, doch es war echt, und es nahm Alicia etwas von der Anspannung, die ihr die Brust zusammenschnürte - aber nur ein wenig davon.
    »Jawohl, Onkel Arthur«, erwiderte sie.
    Der Mann, der immer noch vor dem Fenster stand, zuckte zusammen. Ein wenig übermäßig hastig drehte er sich herum, und angesichts seiner Reaktion auf diese ›Majestätsbeleidigung‹ musste Alicia erneut lächeln. Also hat er noch nicht gewusst, dass die Truppen des Kaders Keita so nennen, ja?
    »So ist es besser.« Keita deutete auf einen Sessel. »Nehmen Sie Platz.«
    Schweigend kam sie dem Befehl nach, legte die Hände in den Schoß und hielt seinem forschenden Blick stand. Im Laufe der vergangenen fünf Jahre hatte er sich kaum verändert. Das hatte er nie.
    »Es ist schön, Sie wiederzusehen«, griff er kurz darauf das Gespräch wieder auf. »Ich wünschte, es könnte unter anderen Umständen geschehen, aber ...«
    Er vollführte eine Handbewegung, die deutlich machte, wie sehr er es bedauerte, die Lage nun einmal nicht im Griff zu haben. Alicia nickte, doch ihr brannten die Augen, als plötzlich die Erinnerungen zurückkehrten. Nicht an Mathisons Welt, sondern an eine andere Zeit, an Shallingsport, als nur neun aus ihrer Einheit vom Einsatz zurückgekehrt waren und Tannis immer noch zwischen Leben und Tod geschwebt hatte.
    Auch damals hatte Sir Arthur gewusst, wie nutzlos Worte manchmal sein konnten.
    »Ich weiß, dass ich Ihnen versprochen habe, Sie nie wieder in den aktiven Dienst zurückzuberufen«, fuhr er fort,

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