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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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    »Ich glaube, du bist in Schwierigkeiten, kleines Menschenkind«, stellte Tisiphone fest, als Tannis Cateaus linkes Bein wie eine unnachgiebige Sense nach Alicias Knöcheln hieb.
    Alicia sprang darüber hinweg, dann zuckte ihr eigener Fuß vorwärts. Tannis sah ihn nicht einmal kommen, doch die Bewegungen und Abwehrbewegungen, Aktion und Reaktion, waren ihnen beiden in Fleisch und Blut übergegangen; was hier geschah, lief ebenso reflexartig ab wie das Niesen in staubiger Luft. Tannis ließ sich rücklings fallen, wich dem Tritt fast ganz aus, sodass er sämtliche Kraft verlor, und schlug dann mit dem Handgelenk geradewegs unter Alicias Knöchel. Sie stürzte auf die Matte, während Tannis ihren eigenen Fall mit den Schulterblättern abfing und dann in einer fließenden Bewegung in einen Salto rückwärts überging. Sie kauerte sich zusammen und rollte weiter, bis ihre Zehen wieder die Matte berührten und sie wieder festen Stand hatte - dann streckte sie ruckartig die Knie durch und sprang in einem wilden Angriff geradewegs auf Alicia zu. Alicia hatte sich seitwärts abgerollt und kam nun ebenfalls wieder auf die Beine, doch sie hatte ihr Gleichgewicht noch nicht ganz wiedergefunden, als Tannis sie erreichte. Arme schlängelten sich umeinander, wehrten so rasch Schläge ab, dass für einen Außenstehenden sämtliche Bewegungen verschwimmen mussten, und dann beugte sich Tannis vornüber, das eine Knie gebeugt, das andere Bein gerade ausgestreckt, während Alicia mit einem Aufschrei der Entrüstung durch die Luft flog. Heftig prallte sie bäuchlings auf die Matte und wollte gerade erneut auf die Beine kommen, doch dann stieß sie einen gequälten Grunzlaut aus, als ein Knie genau ihr Rückgrat traf, eine Hand sie am Hinterkopf packte und ein Unterarm, der sich anfühlte, als wäre er aus Stahl, ihr die Kehle zuschnürte.
    »Wie sieht's aus, Sarge?«, keuchte Tannis mit einem widerlich selbstzufriedenen Tonfall.
    »Genau, kleines Menschenkind«, meldete sich Tisiphone interessiert zu Wort, »wie sieht's aus?«
    »Ach, halt die Klappe!«, gab Alicia indigniert zurück und ließ sich stöhnend auf die Matte zurückfallen.
    »Ich geb auf«, sagte sie.
    »Hach, fühlt sich das gut an.« Tannis grinste über das ganze Gesicht; sie erhob sich, dann beugte sie sich vor, um Alicia auf die Beine zu helfen.
    »Zumindest für eine von uns«, murmelte Alicia und massierte sich vorsichtig das Kreuz. Tannis und sie hatten leichte Schutzkleidung und Trainingshandschuhe angelegt - was beim Vollkontakt-Training der Springereinheiten nicht nur eine reine Vorsichtsmaßnahme war, sondern eine unbedingte Notwendigkeit-, doch trotzdem spürte sie jeden einzelnen Knochen und jeden Muskel in ihrem Leib.
    »Du bist außer Form, das ist das Problem«, spottete Tannis. »Früher hast du mich immer in mindestens drei von fünf Kämpfen besiegt, und jetzt lässt du dich von einer Pillenschubse quer durch den Trainingsraum prügeln? Ach du meine Güte, was würde wohl Sergeant Delacroix dazu sagen?«
    »Gar nichts. Der würde uns zwei aufgeblasene Hennen bloß in die Fortgeschrittenen-Klasse bringen und uns da einfach kurz kaltstellen.«
    »Ach, was war das für eine schöne Zeit!«, seufzte Tannis, und Alicia lachte leise. Das wieder zu erlernen, war ihr nicht leicht gefallen. Die letzten Wochen waren wirklich schlimm gewesen - nicht niederschmetternd, aber entsetzlich deprimierend, denn ihre Sinne waren jetzt stumpf, fast tot; ihnen fehlte die Kristallklarheit ihrer Sensorik-Booster. Diese Booster waren so lange Zeit ein Teil ihrer selbst gewesen, dass sich Alicia ohne sie fühlte, als sei sie verkrüppelt.
    Sie wusste, dass ihre Freundin ihre eigenen Implantate deaktiviert hatte, um diesen Trainingskampf ausgeglichener zu gestalten. Nicht, so gestand Alicia sich mit einem weiteren gequälten Stöhnen ein, dass Tannis noch auf den Vorteil angewiesen wäre, den ihre Hardware ihr verschafft hätte. Sie war kaum einen Meter fünfundsechzig groß und wirkte damit gegenüber Alicias eigenen einhundertdreiundachtzig Zentimetern regelrecht klein, doch sie stammte von einer Welt, deren Schwerkraft um dreißig Prozent höher war als die der Erde, und sie hatte in den letzten fünf Jahren bei Übungen und Trainingskämpfen wie diesem unablässig dafür gesorgt, auch weiterhin in Form zu bleiben. Bei Alicia war es anders gewesen. Tatsächlich schrak ihr Verstand alleine schon vor der Vorstellung zurück, wie wohl die anderen Bewohner von Mathisons Welt

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