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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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unkontrollierbare Kräfte zu sehr um eine Person oder eine kleine Gruppe von Personen gebündelt sind, dann kommt man ganz schnell in Schwierigkeiten. Vielleicht übersteht man eine oder zwei Generationen, aber letztendlich werden sich diejenigen, denen diese Machtkonzentration zufällt, als unfähig erweisen, oder als machthungrige Karrieristen - oder am besten beides zusammen-, und dann geht das ganze System den Bach runter. Eine hinreichende Bedrohung von außen mag den Prozess verlangsamen, aber langfristig ist die Selbstzerstörung dann schlichtweg unvermeidbar. Aber ich wollte hier gar nicht auf irgendwelche Sorgen unsererseits bezüglich etwaigen Prätorianismus' eingehen. Was ich betonen will, das ist, dass, obwohl dem Imperialen Kader eine maximale Truppenstärke von vierzigtausend Mann im aktiven Dienst zugestanden wird, kein Imperator jemals den Kader bis zur zulässigen Gesamtstärke rekrutiert hat.«
    »Ach, nicht?« Über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg blickte Ben Belkassem Keita nachdenklich an.
    »Nein. Indem unsere Reihen künstlich klein gehalten werden, bleiben wir uns natürlich unseres Status' einer ›Elite‹ deutlich eher bewusst, aber es gibt noch prosaischere Gründe dafür: Mehr als vier Fünftel des Kaders gehören den Springereinheiten an; den Rest stellen vor allem Nachschub- und Versorgungseinheiten, und wenn man die gesamten Implantate, die Ausbildung, die Kampfpanzerungen und die Waffensysteme zusammen nimmt, dann könnte man für die Kosten eines einzigen Springers fast eine Korvette kaufen. Und es gibt auch Senatoren, die genau das immer wieder vorschlagen. Bedauerlicherweise könnte man mit besagter Korvette eben keine terroristische Vereinigung ausheben, ohne deren Geiseln umkommen zu lassen, und man könnte auch keinen Aufklärereinsatz in der Nähe eines Planetar-Hauptquartiers der Rish durchführen, auch wenn manche der alten Knacker« - trotz seines eigenen beachtlichen Alters nutzte Keita den Begriff ›alte Knacker‹ ohne jegliche Scheu, und Ben Belkassem musste sich ein Grinsen verkneifen - »immense Schwierigkeiten zu haben scheinen, genau das zu begreifen.
    Aber nicht einmal die Kosten sind es, die letztendlich die Truppenstärke limitieren. Um es ganz einfach auszudrücken, Inspector, der Nachwuchs für die Springereinheiten ist extrem eingeschränkt, weil die Kandidaten angeborene Qualitäten aufweisen müssen, die in der erforderlichen Kombination wirklich nur sehr, sehr selten sind.
    Zum einen müssen sie nicht nur SynthoLink-Kompatibilität aufweisen, sondern sie müssen auch in der Lage sein, einen extrem aufwändigen Implantat-Satz zu tolerieren und zu meistern. Zweitens müssen sie eine außerordentliche körperliche Leistungsfähigkeit vorweisen können - Reaktionsgeschwindigkeit, Körperbeherrschung, Kraft, Ausdauer, und es gibt noch weitere physiologische Erfordernisse, von denen einige als Verschlusssachen eingestuft sind, daher werde ich darauf nicht weiter eingehen. Vieles davon lässt sich zwar lernen oder aufbauen, aber zumindest das Potenzial muss von Anfang an vorhanden sein. Aber drittens, und das ist in gewisser Weise in allen Fällen das Wichtigste, gibt es auch noch psychologische Erfordernisse und Aspekte der individuellen Motivation.«
    Keita verfiel in nachdenkliches Schweigen, doch schließlich sprach er weiter.
    »Das ist nicht nur beim Kader so. Vor tausend Jahren, als Raketen mit konventionellen Antrieben auf Alterde noch die höchstentwickelten Waffensysteme waren, standen die Kommandeure der Navy vor ähnlichen Problemen, wenn es darum ging, die Kommandanten der strategischen Unterseeboote auszuwählen. Sie brauchten Leute, die hinreichend robust waren, dass man ihnen die unabhängige Verfügungsgewalt über eine derartige Feuerkraft auch anvertrauen konnte. Doch damit man sich auch darauf verlassen konnte, dass ihre Treue ganz dem Militär galt, mussten diese Leute eben auch in der Lage sein, diese Waffen tatsächlich auch zum Einsatz zu bringen, wenn der entscheidende Moment gekommen war.
    Sie verstehen das Problem?« Scharf blickte er Ben Belkassem an. »Ein Atom-U-Boot war für die damalige Zeit ebenso komplex wie alles, worüber wir heute verfügen. Sie mussten Leute finden, die im gleichen Maße intelligent genug waren, wie wir es heute von den Kommandanten unserer Raumschiffe verlangen - und das bedeutete, dass den Kandidaten voll und ganz die Konsequenzen bewusst waren, wenn diese Waffensysteme tatsächlich zum Einsatz kämen.

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