Weg in die Verdamnis
gesetzt hast?«
»Nein, ich sitze auf dem richtigen.«
Er lachte mich aus, und die anderen stimmten in dieses Gelächter mit ein. »Wer bist du denn? Schau dich doch an! Du liegst hier auf dem Boden, du bist ein Nichts. Du bist nicht mehr als ein Wurm, der bald zertreten wird. Das ist alles. Du hast versucht, dich gegen Santerre zu stemmen, aber er ist zu stark. Er hat die Kraft der Hölle in sich, und er wird dich vernichten!«
»Vielleicht«, gab ich zu. »Aber er wird auch euch nicht am Leben lassen. Damit er weiter existieren kann, wird er euch töten müssen. Der Weg in die Verdammnis ist nur eine Umschreibung für den Weg in den Tod. Begreift das doch! Ihr seid zu jung, um zu sterben. Ihr fühlt euch großartig, weil er euch als Schwarze Apostel bezeichnet hat. Aber das seid ihr nicht. Ihr seid zwar seine Begleiter, aber er wird es tun müssen, damit er überleben kann. Er hat es dem Teufel versprochen. Glaubt nur nicht, daß ihr die ersten seid, die diesen Weg gehen. Es gab schon einmal eine Gruppe von ›Aposteln‹, die auf ihn hereingefallen sind. Man hat ihre Gebeine in einer Schlucht gefunden, denn dort endete der Weg in die Verdammnis!«
Aus dem Hintergrund kreischte eine noch junge Stimme. »Glaubst du ihm, Daniel? Glaubst du ihm wirklich? Dieser Bulle will doch nur sein jämmerliches Leben retten.«
»Ja, das stimmt.«
»Wir sollten ihn…«
»Wir sollten gar nichts!« schrie Daniel. »Wir werden das tun, was Santerre verlangt hat.«
»Dann wird es Zeit!«
»Das bestimme ich!« erklärte Daniel und senkte mir seinen Kopf entgegen. »Hör zu, Bulle! Wie ich weiß, bist du nicht allein gekommen. Meine Freunde und ich haben einen Pfaffen gesehen, der sich am Nachmittag auf dem Prater herumtrieb. Du wirst ihn kennen – oder?«
»Ja, ich kenne ihn.«
»Wunderbar. Und wie heißt er?«
»Father Ignatius, und er ist gekommen, um Santerre zu stoppen. Er arbeitet im Vatikan, er ist derjenige, der mich auf die Spur gebracht hat. Er wird euch mehr über Santerre erzählen können als ich.«
»Das ist eine Lüge!«
»Das sagst du. Aber dem ist nicht so. Ihr alle werdet es spätestens dann merken, wenn euch Santerre in den Tod schickt. Was hat er denn vor? Wie soll der neue Weg in die Verdammnis aussehen? Ihr werdet doch nicht in eine Schlucht gestürzt, denke ich.«
»Nein, das nicht.«
»Und? Wie sieht der Weg aus?«
Daniel lächelte überheblich und schüttelte dabei den Kopf. »Auch wenn ich es wüßte, würde ich es dir nicht sagen. Wir vertrauen Santerre. Und wichtig ist ferner, daß wir dich zu ihm schaffen, denn er weiß, daß du ihm auf der Spur bist.«
»Das stimmt.«
»Und du wirst dich nicht wehren können!« sprach Daniel voller Triumph weiter, »denn wir sind im Besitz deiner wichtigsten Waffe. Wir haben somit seine Bedingungen erfüllt.«
»Er fürchtet sich vor dem Kreuz, wie?«
Der Blonde hob die Schultern.
»Jeder hat seine Schwachstelle, aber die haben wir ausgemerzt.« Er schaute mich vom Kopf bis zu den Füßen an. »Müssen wir dich fesseln, oder kommst du freiwillig mit?«
»Ich kann mich nicht wehren.«
»Ja, aber sicher ist sicher.« Er trat mir in die Seite. »Los, dreh dich auf den Bauch!«
Ich verbiß mir den Schmerz und gehorchte. Bei der Drehung überkam mich ein Schwindel. Ich hatte den Eindruck, vom Boden abzuheben, blieb aber liegen und spürte sehr bald die fremden Hände an meinen Handgelenken. Auch das kalte Metall.
Mir war klar, daß sie die Handschellen gefunden hatten, die ich fast immer bei mir trug. Es war für sie ein Leichtes, die Ringe um die Gelenke schnappen zu lassen.
So lag ich auf dem Bauch, die Hände auf dem Rücken, und ich würde mich tatsächlich nicht wehren können. Zwei von ihnen zerrten mich auf die Beine und gingen nicht sehr sanft mit mir um. Ein dritter griff in mein Haar und zerrte den Kopf zurück. »Du hast mich getreten!« zischte er speichelfeucht in mein Ohr. »Du hast mich getreten, und am liebsten würde ich dir was abschneiden.« Ich hörte das Schnacken, mit dem eine Messerklinge aus der Öffnung fuhr.
»Laß es sein!« befahl Daniel. »Er gehört Santerre. Wir haben versprochen, ihn lebend und gesund abzuliefern. Santerre wird sich mit ihm beschäftigen. Vielleicht geht auch er den Weg in die Verdammnis, doch im Gegensatz zu uns wird er vergehen…«
Davon war ich nicht überzeugt. Eine Frage brannte mir noch auf der Zunge, und ich stellte sie. »Wo schafft ihr mich hin? Wo soll der Weg beginnen?«
Daniel trat
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