Weg in die Verdamnis
ein Hauptquartier dieser Bande sein mußte. Ein Versteck für zwölf Schwarze Apostel, die mich auch umstanden, wobei sie allerdings einen etwas weiteren Kreis gezogen hatten, um ihrem Anführer, Daniel, genügend Platz zu lassen.
Nein, das konnte nicht der eigentliche Anführer sein. Der war ein anderer, der hieß Santerre, aber ihn konnte ich bei allen Bemühungen nicht entdecken.
Er war da, zumindest in der Nähe, davon ging ich einfach aus, und er würde sich zeigen, wenn es soweit war und er es für richtig hielt. Ich wußte auch nicht, wieviel Zeit seit dem Niederschlag vergangen war.
Aber ich dachte an Ignatius und Suko, die sicherlich voller Sorge an dieser Spielhalle auf mich warteten.
Daniel stand neben mir. Er hatte die Kerze wieder zur Seite gestellt. Das übrige Licht reichte allerdings aus, um ihn für mich gut sichtbar zu machen.
Sein Gesicht zeigte Triumph.
In den Augen schimmerte es. Sichtbar trug er keine Waffe an der Lederkluft, die mit silbernen Abzeichen übersät war, wobei mir keines gefiel, denn sie alle standen auf der anderen Seite. Das fing bei dem kleinen Totenkopf an und hörte bei den Kreuzen auf, deren Spitzen nach unten wiesen.
Daniel und seine Kumpane waren Verblendete, sie waren aber keine Dämonen. Man hatte sie eingefangen wie Ratten. Derartige Typen gehörten zu den Personen, die den falschen Propheten leicht auf den Leim gingen und immer wieder eine große Beute für sie waren.
Ich wußte, daß es mir wohl kaum gelang, sie mit Worten zu überzeugen, dafür steckten sie bereits zu tief in diesem magischen Sumpf. Taten würden auch nicht helfen. Sie hatten sich einmal entschieden, und sie würden auf der anderen Seite bleiben.
Daniel genoß seinen Triumph. Noch immer blieb er so vor mir stehen, daß ich an ihm hochschauen mußte. Sein Mund zeigte ein Grinsen, als er langsam unter seine Jacke griff und die Hand am Gürtel entlang nach links schob, weil er dort etwas hervorholen wollte.
Es war eine Waffe.
Im ersten Moment durchfuhr mich ein Hitzeschauer, denn ich erkannte meine eigene Beretta wieder. Klar, daß er sie an sich genommen hatte, hätte ich auch getan, und Daniel hatte die Veränderung an mir bemerkt.
»Na, was sagst du?«
»Nichts.«
»Hatte ich mir gedacht.« Er wog die Waffe in der Hand. »Jetzt bist du wehrlos, Sinclair, so heißt du doch?«
»Sicher.«
»Sehr wehrlos sogar«, fuhr er fort, »denn die Pistole ist nicht alles, was ich dir abgenommen habe. Ich wußte, was ich noch nehmen mußte, man hat es mir gesagt, und hier ist es!« Er sprach die letzten Worte aus, als würde er sich davor ekeln. Seine Hand hatte er bereits in die Tasche geschoben. Rasch kam sie wieder zum Vorschein, und dann, als er sie senkte und die Faust öffnete, sah ich mein eigenes Kreuz, das auf der Handfläche lag. Daniel lachte. »Erkennst du es? Schau es dir an. Hat es nicht dir gehört?«
»Ja.«
»Und jetzt gehört es mir, Hundesohn. Aber ich werde es nicht lange behalten. Ich werde es irgendwann fortschleudern, einfach wegwerfen, damit du kein Unheil mehr anrichten kannst.« Sein Gesicht verzog sich, der Mund stand plötzlich schräg, als er zischte: »Ich mag es nicht! Ich hasse es! Es ist widerlich! Aber ich tue damit einem anderen einen großen Gefallen, und er wird sich dafür erkenntlich zeigen.«
Mit seinem letzten Satz hatte er mich auf eine Idee gebracht. »Glaubst du das wirklich?«
»Ja, das glaube ich.«
»Ihr solltet nachdenken«, flüsterte ich und hätte gern einen Schluck Wasser getrunken, weil meine Kehle so aufgerauht war. »Ihr solltet wirklich nachdenken, denn was immer ihr vorhabt, es ist der falsche Weg. Der Weg in die Verdammnis wird auch die Verdammnis bringen, verflucht noch mal! Alles, was euch versprochen worden ist, wird sich als eine Luftblase auflösen, denn derjenige, den ihr als euren Freund und Meister anseht, hat nur sich selbst im Auge. Er mußte dem Satan gegenüber sein Versprechen erfüllen, und dazu gehört auch der Weg in die Verdammnis. Er hat in euch dumme Opfer gefunden.«
Der Triumph verschwand aus Daniels Gesicht. Er schuf Wut und Ärger Platz.
Ich befürchtete schon, zuviel gesagt zu haben und rechnete mit einer bösen Reaktion, aber er tat nichts dergleichen. Er starrte mich nur an.
»Du kannst keinen Keil zwischen uns treiben, du nicht! Wir wissen Bescheid, wir werden den Weg gehen, an dessen Ende der Ruhm allen anderen Glanz überstrahlen wird. Begreifst du das? Kannst du fassen, daß du auf das falsche Pferd
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