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Weg mit den Pillen

Weg mit den Pillen

Titel: Weg mit den Pillen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Walach
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sollten aber eigentlich genügen, um zu sehen: Psychologische Effekte, die durch die Erwartung erzeugt werden oder die durch assoziatives Lernen zustande kommen, sind nicht nur eingebildet, sondern bilden höchstwahrscheinlich die Grundlage für das, was man gemeinhin Placeboeffekte nennt. Im nächsten Kapitel werden wir noch ein paar andere Mechanismen kennenlernen. Aber schon jetzt haben wir genügend Grund dafür, die Übersetzung des Begriffes »Placeboeffekt« zum Begriff »Effekte der Selbstheilung« vorzunehmen. Denn wir verstehen: Durch solche therapeutischen Handlungen, die die Erwartung mobilisieren, die Hoffnung aktivieren, Entspannung einführen, Angst nehmen, werden interne Prozesse angestoßen, die über mittlerweile bekannte und nachvollziehbare innere Bahnen Veränderungen hervorbringen, die messbar sind. Damit hat der Placeboeffekt seine Reise aus der Kuriositätenkammer der klinischen Forschung heraus angetreten. Er ist dabei, zum Dreh- und
Angelpunkt eines vertieften Verständnisses der Potenziale zu werden, mit denen wir uns selbst kraft unserer Psyche heilen können. Denn, so müssen wir doch nun folgern, wenn eine Intervention von außen – die Gabe eines Placebos, die Erweckung von Hoffnung und Erwartung, die Information über die möglichen Wirkungen einer Behandlung – bereits so klar messbare Effekte hat, müssten doch auch Interventionen, die von innen kommen und von innen unsere Psyche harmonisieren, ähnliche Effekte haben. Dazu können wir alle möglichen Formen der Entspannung rechnen, der Selbstberuhigung, der Kultivierung bestimmter Bewusstseinszustände, aber auch das Arbeiten mit Imagination und mit Träumen und überhaupt die Arbeit daran, dass wir uns in einem emotional ausgeglichenen Zustand befinden. Wir werden uns dieser Frage weiter unten wieder zuwenden. Im nächsten Kapitel gehen wir erst einmal noch einen Schritt weiter und fragen uns, welche Mechanismen eigentlich für das Zustandekommen solcher Effekte infrage kommen. Inzwischen haben wir gesehen:
Placeboeffekte in klinischen Studien sind keine Einbildung, sondern sie sind echte Effekte. Sie können durchaus Größenordnungen annehmen, die klinisch bedeutsam sind und sich mit pharmakologischen Effekten messen können.
Solche Placeboeffekte in klinischen Studien können sogar dazu führen, dass pharmakologische Effekte in den Schatten gestellt werden. Bei manchen Therapien, etwa bei der pharmakologischen Therapie von Depressionen, kommt einem gar der Verdacht, dass sie wenig mehr als eine klug verpackte und vermarktete Placebotherapie sind.
Wir haben auch gesehen, dass es zu einem Wirksamkeitsparadox kommen kann. Damit haben wir dann zu rechnen, wenn eine Behandlungsmethode besonders starke psychologische Effekte der Erwartung und der Selbstheilung aktivieren kann, obwohl vielleicht die spezifischen Effekte sehr klein (oder gar nicht vorhanden) sind. Ich habe zwei Beispiele aus der Akupunkturforschung angeführt und den Verdacht geäußert, dass solche Wirksamkeitsparadoxa
dafür verantwortlich sein könnten, dass weite Teile der Komplementärmedizin eine starke therapeutische Wirkung haben, obwohl wir nicht genau wissen, wie und ob dahinter außer den Selbstheilungseffekten noch spezifisch-pharmakologische Effekte stecken oder nicht. Und, um es nochmals zu sagen, ich persönlich finde das sogar ziemlich egal. Solange Patienten damit wirklich gut geholfen wird, solange keine Gefahren und bedenklichen Nebenwirkungen damit verbunden sind, ist es vom Ergebnis her egal, wie Wirkungen zustande kommen – solange sie zustande kommen.
Wir haben auch gesehen: Placeboeffekte in klinischen Studien spiegeln die therapeutischen Effekte der geprüften Arzneisubstanzen wider. Warum das so ist, ist unklar. Aber die Bedeutung ist vermutlich, dass die Effekte der Arzneimittel deswegen so groß sind, weil sie auf dem Rücken der Placeboeffekte reiten. Ich habe das Bild von den Zwergen, die auf Schultern von Riesen sitzen, bemüht.
Schließlich habe ich gezeigt, dass Placeboeffekte und Selbstheilungseffekte keine Einbildung sind, sondern objektiv vorhanden und nachweisbar. Damit sind sie aus der Schmuddelecke herausgerückt.
Es ist mittlerweile gut belegt, dass Placeboeffekte von entsprechenden Veränderungen im Gehirn begleitet werden.

6.
Wie Selbstheilungseffekte vermittelt werden
    Lange sind Placeboeffekte in der Forschung ignoriert worden, weil man sich nicht vorstellen konnte, wie sie zustande kommen. Lange hatte man auch das

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