Weg mit den Pillen
ackerbaren Landfläche der Erde wird durch Tierhaltung verbraucht. Die ließe sich sinnvoller zur Erzeugung von pflanzlicher Nahrung einsetzen, was uns helfen würde, den Hunger in der Welt einzudämmen. Außerdem ist die Überführung von pflanzlichen Eiweißen in tierische eine sehr ineffektive Art der Eiweißgewinnung.
Eine medikamentöse Prävention und medizinische Therapie der koronaren Herzkrankheit ist sicherlich möglich. Aber sie ist insgesamt wesentlich kostenintensiver als eine Umstellung des Lebensstils. Vor allem ist die Veränderung unseres Lebensstil ein Akt, der Verantwortung voraussetzt und erzeugt. Wer seinen Lebensstil ändert, übernimmt Verantwortung für sich selbst. Wer Pillen einwirft, gibt seine Verantwortung und damit auch die Macht ab an ein medizinisches System, dessen Nutzen nicht immer klar belegt ist. Davon abgesehen wirkt sich eine Veränderung des Lebensstils auch auf andere Bereiche aus.
Stellen wir uns vor, wir wollten nicht nur dem Herzinfarkt durch Einnahme von Medikamenten vorbeugen sondern auch noch anderen Krankheiten. Rasch wären wir dabei, jeden Tag mengenweise Pillen zu schlucken. Keiner wüsste so recht, wie sich der Mix denn nun auswirkt, denn Arzneimittelinteraktionen gehören zu den kitzligsten Themen. Die Nebenwirkungen der Medikamente würden uns wahrscheinlich rasch den Spaß verderben und wir würden wieder
aufhören damit. Lebensstilveränderungen hingegen sind verantwortete Aktionen vernünftiger Bürger, die nachdenken, sich ihre Meinung bilden und dann entsprechend handeln. Durch ihre meist positiven Nebeneffekte sind sie außerdem selbstverstärkend. Und vor allem: Sie sind wesentlich billiger zu haben als komplizierte Therapien und tragen vermutlich insgesamt dazu bei, dass wir in einer ökologisch verantwortlicheren Haltung unserer Mitwelt begegnen. Warum werden dennoch medikamentöse Strategien bevorzugt? Warum setzt sich nicht die ganze medizinische Zunft lautstark für die Veränderung unseres Lebensstils ein? Warum wird noch immer vor allem zum Rezeptblock gegriffen? Zum einen haben die meisten eine verzerrte Wahrnehmung, scheint mir. Das liegt daran, dass uns das Maschinenparadigma vom Menschen suggeriert, wir müssen von außen eingreifen, um zu reparieren; nur das sei Medizin. Zum anderen spielt natürlich das liebe Geld eine Rolle. Hinter der pharmakologischen Maschinerie und hinter den spezialisierten Herzkliniken steckt ein riesiger Industriezweig, der seine Profite nicht an andere abgeben will. All diese Industrien können nur leben, wenn es ausreichend viele Kranke gibt. Sie haben kein Interesse an Gesunden. Daher ist das Naheliegendste allen zu suggerieren, dass man um diese Therapien nicht herumkommen wird; alles andere wäre viel zu kompliziert. Damit werden wir alle, Sie und ich, in einem Unmündigkeits- und Abhängigkeitsverhältnis gehalten, das nicht nur unwürdig, sondern auf Dauer auch selbstzerstörerisch ist, weil es nämlich nicht mehr bezahlbar sein wird. Wie können wir aber das Segel wenden? Wie lassen sich solche Lebensstilveränderungen konkret umsetzen? Wir können ja schließlich nicht alle Kartäuser werden. Müssen wir auch nicht. Es geht auch einfacher. Zum Beispiel mit Kalorienreduktion.
Kalorienreduktion
Das renommierte Journal of the American Medical Association hat vor nicht allzu langer Zeit eine systematische Übersicht zum Thema »Kalorienreduktion« über alle vorhandenen Studien publiziert,
sowohl tierexperimentelle als auch solche am Menschen. 83 Die Aussage könnte klarer nicht sein: Die Einschränkung der Nahrungszufuhr ist insgesamt gesehen diejenige Maßnahme, die allein und für sich genommen am meisten zur Risikoreduktion von Krankheiten beiträgt. Ob sie auch das Leben verlängert, ist unklar. Aber sie verringert auf jeden Fall das Risiko für praktisch alle bedrohlichen, chronischen Krankheiten, die auf den modernen Menschen lauern. Von Diabetes über Krebs, von Herzinfarkt über neurologische Erkrankungen und Alzheimer-Demenz – überall spielt Übergewicht eine Rolle, und überall hilft das Reduzieren der Nahrungsaufnahme. Der Hintergrund ist klar: Man verringert auf diese Weise die oxidative Stressbelastung des Organismus. Die genetischen Reparaturmechanismen funktionieren besser, die Entzündungsfaktoren im Blut gehen zurück, freie Radikale werden reduziert, der Blutdruck verringert sich. Wenn man sich mit einer einzigen Maßnahme, die noch dazu nichts kostet, sondern sogar Geld spart, etwas Gutes
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