Wege des Herzens
zu reden, dann käme sie gern mit.
»An welches Restaurant haben Sie denn gedacht?«, fragte sie.
Peter wollte gerade das Café in der Fußgängerzone vorschlagen, aber dort bekam man nur Snacks und Hamburger und nichts Anständiges zu essen.
»Wie wär’s mit dem Quentins?«, hörte er sich sagen.
Clara lächelte, angenehm überrascht. »Also, das wäre wirklich eine nette Einladung«, sagte sie. Und so einigten sie sich auf einen Abend, und Clara kehrte wieder an ihre Arbeit zurück.
Peter strahlte über das ganze Gesicht. Der Tag hatte wirklich gut angefangen.
»Hast du einen Job gefunden?«, fragte er Amy an diesem Abend.
»Ja, danke«, erwiderte sie.
»Darf ich fragen, was es ist?« Peter wusste, dass er sich hochmütig und herablassend anhörte und ganz und gar nicht so, als versuchte er, ihr Vertrauen zu gewinnen.
»Etwas Ähnliches, was du machst – ich arbeite in einem Geschäft.«
»Aber mir gehört mein Geschäft, Amy«, sagte er.
»Ja, und mir wird eines Tages vielleicht auch ein Geschäft gehören.«
»Und was wirst du dort verkaufen?«
»Netzstrumpfhosen und Schuhe mit Stilettoabsätzen.«
»Gibt es denn genügend Frauen, die für so etwas Geld ausgeben?«
»Wer redet denn hier von Frauen, Dad? Es ist ein Fummel-Laden für Männer, die gern Frauenkleidung tragen, im Fernsehen und auch privat.«
»Ich verstehe«, erwiderte Peter Barry und bekam plötzlich weiche Knie.
Clara war überrascht, dass Peter vorschlug, sich bereits um halb sieben Uhr im Quentins zu treffen. Das kam ihr ziemlich früh vor. Sie wäre lieber vorher noch heimgefahren, hätte geduscht und sich umgezogen, bevor sie ausging. Es war schon lange her, seit sie das letzte Mal eine richtige Einladung zum Essen bekommen hatte. Aber Peter schien die Uhrzeit für angemessen zu halten, und so stimmte sie zu. Wahrscheinlich musste er wegen seiner Tochter früher zu Hause sein. Auf jeden Fall würde sie für abends etwas zum Anziehen mitnehmen und könnte dann gleich nach der Arbeit losfahren.
Den ganzen Tag über zermarterte Clara sich den Kopf, weshalb sie die Einladung angenommen hatte. Ihre übliche Absage in so einem Fall lautete immer, dass sie einen anstrengenden Job habe und früh ins Bett müsse, oder aber sie machte vage Andeutungen, dass es da jemanden an ihrer Seite gebe. Aber Peter war so ungezwungen und natürlich, und – zum Teufel noch mal – ein gutes Essen im Quentins war genau das Richtige an einem kühlen Frühlingsabend.
Brenda Brennan führte sie höchstpersönlich an ihren Tisch. In dem geschmackvollen und eleganten Restaurant waren erst wenige Plätze besetzt. Neugierig sah Clara sich um: Sie war zuvor erst zweimal hier gewesen, einmal mit Alan, kurz bevor sie das mit Cinta herausgefunden hatte. Viermal war er an dem Abend aufgestanden, um einen dringenden Anruf zu erledigen. Damals hatte Clara nichts Ungewöhnliches darin gesehen.
Danach war sie noch einmal mit ihrer Freundin Dervla hier gewesen, an dem Abend, nachdem Dervlas Vater, der kluge Medizinprofessor, verstorben war. Jetzt sei es vorbei mit jeglicher Spontaneität und Überraschung in ihrem Leben, hatte Dervla geklagt, und Clara hatte vorgeschlagen, zum Trost schick und teuer essen zu gehen. Der Abend hatte eine sehr heilsame Wirkung gehabt und war jeden Cent wert gewesen.
Peter Barry war zum ersten Mal im Quentins und konnte es noch immer nicht fassen, dass er dieses Luxusrestaurant vorgeschlagen hatte. Aber Clara strahlte so viel kühle Eleganz aus, die geradezu nach einem Ort wie diesem verlangte. Bewundernd bemerkte Peter, wie schick sie sich gemacht hatte, als er sie in dem schwarzen Seidenkleid mit der modischen Brokatjacke sah. Clara war begeistert von den Menüvorschlägen und wählte frische Sardinen als Vorspeise und Lamm als Hauptgang.
Bald waren sie in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Peter erzählte ihr von seiner Kindheit und Jugend über der väterlichen Apotheke in einer Kleinstadt. Er sprach von seinem Vater, der noch spät im Leben eine romantische Beziehung erleben durfte, und fügte seufzend hinzu, dass sich im Gegensatz zu früher alles verändert habe, aber nicht immer zum Besseren. So hatte sein Vater in seiner Apotheke noch vier Stühle stehen gehabt, da ältere Menschen sich immer gern hinsetzten. Heute stand in seiner Apotheke nur noch ein Stuhl, und der auch nur für den Fall, dass es jemandem schlecht wurde.
Seine Mutter war eine sanfte, bescheidene Frau gewesen. Wäre sie noch am Leben,
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