Wege des Herzens
wissen.
»Nein, noch nicht. Ich dachte, ich warte erst mal ab.«
»Nur weil er dich zu einem ›Billigmenü‹ eingeladen hat?«
»Ich weiß, es klingt idiotisch, aber genau deswegen rufe ich dich ja an.«
»Ich würde ihn einladen. Gleich morgen.«
»Und aus welchem Grund?«
»Weil wir immer bereuen, was wir
nicht
tun, selten das, was wir
tatsächlich
tun.«
»Wer hat das gesagt?«
»Ich kann mich nicht erinnern. War es Mark Twain?«
»Sollte ich die Sache nicht jetzt abbrechen und aussteigen, solange es mir damit noch gutgeht?«
»Aber dir geht es doch nicht gut, Clara, das ist es ja.«
»Oh, Himmel, Dervla. Was würde ich nur ohne dich tun?«
»Du würdest dich zu Tode schuften«, sagte Dervla und legte auf.
»War es ein netter Abend?«, erkundigte sich Ania am nächsten Tag.
»Es war sehr nett, Ania, wirklich nett. Das Essen war ausgezeichnet, das Restaurant sehr elegant …«
»Aber?«, fragte Ania.
»Kein Aber. Mein Begleiter war charmant, höflich. Ich bin nur etwas merkwürdiger Stimmung.«
»Es war doch dieser gutaussehende Mr.Barry aus der Apotheke, oder?«
»Ja. Finden Sie denn, dass er gut aussieht? Tatsächlich?«
»Ja – er sieht aus wie ein Filmschauspieler.«
»Tja … vielleicht.«
»Werden Sie Mr.Barry wiedersehen?«
»Ich denke schon – ich werde ihn am Sonntag zum Essen einladen.«
»Oh, gut …«
»Wieso finden Sie das gut?«
»Weil eine Romanze immer etwas Gutes ist«, erklärte Ania schlicht, die dabei an Carl dachte, ein Lächeln um die Lippen.
Clara griff zum Telefonhörer, bevor sie es sich anders überlegen konnte. »Peter, ich wollte mich für den schönen Abend gestern bedanken.«
»Oh, das freut mich, Clara, ja, mir hat es auch gut gefallen.«
»Was halten Sie davon, wenn Sie am Sonntag zu mir zum Mittagessen kommen? Ich koche für Sie …«
»Das ist wirklich nett von Ihnen – werden Ihre Töchter auch da sein?«
»Mit etwas Glück nicht. Ich maile Ihnen meine Adresse. Ist Ihnen ein Uhr recht?«
Dervla hatte natürlich recht gehabt. Jetzt freute Clara sich darauf, Peter wiederzusehen, statt an einer Verabredung herumzunörgeln, die nicht ganz perfekt gewesen war.
»Dad?«
»Ja, Amy?« Peter freute sich, dass seine Tochter ihn anrief.
»Du beschwerst dich doch immer darüber, dass ich dir nie etwas erzähle, oder?« Natürlich rief sie ausgerechnet in dem Moment an, als drei Kunden darauf warteten, bedient zu werden.
»Ja, und was willst du mir jetzt sagen?«
»Dass ich übers Wochenende wegfahre.«
»Aber darüber können wir doch später noch reden.«
»Später geht es nicht, Dad. Ich fahre noch heute. Sonntag spätnachts bin ich wieder da.«
»Und wohin fährst du?«
»Nach London. Ich soll mir ein paar Shows anschauen, die von Läden wie meinem drüben veranstaltet werden, damit ich hier in Dublin ebenfalls solche Abende organisieren kann.«
»Und mit wem fährst du?«, fragte Peter müde.
»Das ist schon okay, Dad. Jetzt weißt du jedenfalls Bescheid. Wir sehen uns Sonntagabend.« Und damit legte sie auf, als hätte sie alles erklärt und wäre frei, nach England hinüberzufahren, um dort die Welt der bizarren Sexspiele und Fetische zu erkunden.
Adi und ihr Freund Gerry wollten an diesem Wochenende an einem Protestmarsch teilnehmen – irgendwelche Bäume mussten wieder einmal gerettet werden. Diese Sache war also klar. Jetzt musste Clara nur noch herausfinden, was Linda vorhatte.
Linda erwiderte nur gereizt, dass sie noch nicht wisse, wie ihre Pläne aussähen. Sie habe sich noch nicht entschieden.
»Könntest du dann vielleicht jetzt eine Entscheidung treffen?«, bat Clara.
»Warum?« Linda spürte, dass ihre Mutter sie loswerden wollte. Vielleicht würde sie sich zu einem Mittagessen in einem teuren Restaurant überreden lassen, natürlich nur, wenn Clara es bezahlte. »Ach, ich habe mir gedacht, ich bleibe einfach mal zu Hause«, sagte sie, um die Reaktion ihrer Mutter zu testen.
»Na schön, und da du für dich allein einkaufen gehst, könntest du auch in deinem Zimmer essen«, schlug Clara vor.
»
Ich
soll für mich einkaufen?« Blankes Entsetzen stand in Lindas Augen.
»Nun, ja, Linda. Du hast seit zwei Wochen nichts mehr in die Haushaltskasse eingezahlt, trotz unserer Vereinbarung. Ich weiß, dass du einen Teilzeitjob suchst und sehr bald auch etwas beisteuern wirst, aber in der Zwischenzeit wirst du hoffentlich nicht von mir erwarten, dass ich dich auch noch bekoche.«
»Nein, aber wenn ich keinen Job
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