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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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sie würde staunen, wie viele Frauen heutzutage Apothekerinnen wurden, fuhr Peter fort. Zu ihrer Zeit wäre es höchst ungewöhnlich für eine Frau gewesen, Pharmazie zu studieren.
    »Gott, wie gern hätte ich eine sanfte, bescheidene Mutter gehabt«, erwiderte Clara wehmütig. »Meine Mutter war und ist davon überzeugt, immer recht zu haben.«
    »Und hatte sie auch immer recht?«, fragte Peter.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Clara lachend. »Wenn es um
meine
eigenen Töchter geht, bin ich zwar auch der Ansicht, dass ich immer recht habe, aber sie ignorieren mich einfach.« Bald redeten sie offen über ihre Töchter und deren Probleme.
    Peter erzählte von Amys Arbeit in diesem Fummel-Laden, wo sie Männern Korsetts aus rotem Satin und spitze Schuhe verkaufte. Woraufhin Clara sich seufzend wünschte, dass ihre Linda doch ebenso abenteuerlustig wäre oder sich überhaupt einmal einen Job suchte. Ihre Tochter schien nämlich der Ansicht zu sein, dass die Welt ihr den Lebensunterhalt schuldig war. Natürlich sprachen Clara und Peter auch über die Herzklinik und die Notwendigkeit, dass deren Arbeit verknüpft sein müsse mit einem allgemeinen Programm zur Gesundheitserziehung. Und sie beklagten die Tatsache, dass sich Apotheken heutzutage oft nur noch mit dem Verkauf von Kosmetikprodukten finanziell über Wasser halten konnten. Er habe schließlich nicht lange Jahre studiert, um letztendlich eine Mutter beim Kauf roter Samthaarbänder für die Party ihrer zwölfjährigen Tochter zu beraten, fügte Peter hinzu.
    Clara konnte ihm in dem Punkt nur zustimmen. Auch sie habe beruflich einen langen Weg zurückgelegt, und jetzt, da sie etabliert sei, verbrächte sie übermäßig viel Zeit damit, sich mit einem griesgrämigen Frank Ennis aus der Krankenhausverwaltung herumzuschlagen, dessen Arbeitstag in erster Linie darin bestand, ihr bei jeder Gelegenheit Schwierigkeiten zu machen.
    »Das ist so ein Pfennigfuchser und Paragraphenreiter. Uns bleibt gar nichts anderes mehr übrig, als uns ebenso fiese Methoden auszudenken, um mit ihm fertig zu werden«, fuhr sie lachend fort. »Ania, Hilary und ich beratschlagen uns jeden Morgen mindestens zehn Minute lang, wie wir ihm klarmachen können, wer für das Toilettenpapier oder die Teebeutel bezahlt. Mir ist das im Grunde egal – das ist so kindisch –, ich will einfach nur mit meiner Arbeit weiterkommen.«
    Peter warf Clara einen bewundernden Blick zu; was für eine leidenschaftliche und engagierte Frau sie doch war. In dem Moment fiel ihm auf, dass die meisten Gäste bereits am Gehen waren, und die Kellnerin kam auch an ihren Tisch.
    »Möchten Sie Ihren Kaffee vielleicht an der Bar trinken?«, fragte sie höflich.
    »Nein, hier ist es gemütlich. Wir bleiben lieber hier«, erwiderte Clara, noch ehe Peter Zeit zum Antworten hatte. »Nicht wahr?« Um Bestätigung heischend, sah sie Peter an. Aber sie hatte sich getäuscht.
    »Gehen wir doch an die Bar«, sagte er.
    »Wie Sie möchten.« Clara war überrascht.
    »Wissen Sie, ich habe ein sogenanntes Happy-Hour-Menü gebucht. Deshalb brauchen sie den Tisch für die nächsten Gäste.«
    »Aha, selbstverständlich«, erwiderte sie rasch.
    »Na ja, das ist doch vernünftig. Schließlich kostet es fast nur die Hälfte eines normalen Menüs«, erklärte Peter zu seiner Verteidigung, und irgendwie verlor der Abend plötzlich an Glanz.
     
    »Dervla, ist es schon zu spät?«
    »Natürlich nicht, Clara, es ist doch erst halb zehn. Ich dachte, du bist zum Essen verabredet.«
    »War ich auch, aber ich bin schon wieder zu Hause.«
    »Das hört sich ja verdammt nach einem Speed-Dating an«, feixte Dervla.
    »Ja, klingt so.«
    »Und – hat es Spaß gemacht?«
    »Ja, hat es – bis zum Schluss, da habe ich erfahren, dass mein Kavalier sich im Quentins für die frühe Happy-Hour-Variante entschieden hat, weil es billiger ist.«
    »Oh, Clara, das klingt gar nicht nach dir, Leute danach zu beurteilen, wie spendabel sie sind. Und außerdem hat ihn das Quentins so oder so eine schöne Stange Geld gekostet.«
    »Ich weiß nicht … ich hatte nur das Gefühl, es ist … ach, ich weiß einfach nicht …«
    »Dann ist er einfach nicht dein Typ. Hat er wenigstens dein Knie betatscht?«
    »Nein, hat er nicht, aber er ist mir schon sympathisch. Ich habe mir sogar überlegt, ihn am Sonntag zum Mittagessen einzuladen. Die Mädchen sind am Wochenende fast nie da.«
    »Und, hast du ihn schon gefragt?« Dervla wollte wirklich jedes Detail

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