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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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mit mir reden wollen, Alan. Du wirst mich entschuldigen müssen.« Clara verspürte nichts, als sie endgültig auflegte.
    Das hatte sie Peter zu verdanken. Er hatte den großen, übermächtigen Schatten von Alan Casey vertrieben.
     
    Clara lernte außer Peters Bruder und seiner Schwägerin auch einige seiner Kollegen kennen. Alle waren sehr freundlich und liebenswürdig zu ihr. Im Gegenzug stellte sie Peter ihrer Freundin Dervla vor, auch Hilary, Ania und Declan aus der Klinik. Bald hatten sich alle daran gewöhnt, dass Peter Clara nach der Arbeit abholte oder ihr mittags etwas zu essen brachte, das sie gemeinsam verzehrten. Man wusste, dass sie zusammen nach Italien fahren wollten, und alle nahmen ihre Beziehung mit Wohlwollen zur Kenntnis.
    Nur ihre Mutter nicht. Sie reagierte negativ wie immer.
    »Der Mann ist doch schon viel zu lange allein und hat tausend Marotten. Er ist daran gewöhnt, sein eigenes Leben zu leben«, lautete ihr vernichtendes Urteil, während sie im Quentins eine Auster nach der anderen schlürfte.
    »Das werden wir sehen, Mutter«, erwiderte Clara resigniert.
    »Nein, nein, so etwas sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, aber ich fürchte, dass du in der Hinsicht ein wenig unterbelichtet bist.«
    »Ist das nicht wirklich ein klasse Restaurant?«, versuchte Clara, sie abzulenken.
    »Das hoffe ich doch, bei den Preisen.«
    »Möchtest du Peter kennenlernen oder nicht?«, fragte Clara.
    »Die Höflichkeit würde es eigentlich erfordern, dass du ihn mir vorstellst, aber …«
    »Aber in der Hinsicht bin ich auch etwas unterbelichtet … Ist es das, was du gerade sagen wolltest?«
    »Clara, mein Schatz, hör auf, so ein Gesicht zu machen. Wenn dieser Herr wirklich so charmant ist, wird er es nicht mit einer Kratzbürste zu tun haben wollen.«
    »Wie recht du hast, Mutter, also: lächeln …«
    Dummerweise setzte Clara genau in dem Moment ein gequältes Lächeln auf, als Frank, der Chef der Krankenhausverwaltung, sie an ihrem Platz erspähte und dachte, ihr Lächeln gelte ihm. Prompt kam er an ihren Tisch.
    »Die entzückende Dr.Casey«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Wie ärgerlich, auch das noch. Claras Mutter blickte hoch.
    »Sind Sie Peter?«, fragte sie.
    »Nein, Madam, ich bin Frank.«
    »Himmel – noch einer!«, meinte Claras Mutter verblüfft.
    Clara biss die Zähne zusammen. »Das ist meine Mutter. Mutter – Frank Ennis. Frank regiert im Alleingang und mit eiserner Faust unser Krankenhaus.«
    »Nicht ganz«, entgegnete Frank mit einem Lächeln, das andeuten sollte, dass genau dies der Fall war.
    »Wie nett von Ihnen, dass Sie Ihre Tochter so luxuriös zum Essen ausführen«, fuhr er, an ihre Mutter gewandt, fort.
    Ob ihre Mutter sich wohl ein Mal zurückhalten konnte? Nein, selbstverständlich nicht.
    »Oh, Sie scherzen wohl, Frank. Clara führt
mich
aus, sie schwimmt in Geld – ich bin nur eine arme Witwe.«
    Frank warf Clara einen schadenfrohen Blick zu. Jetzt hatte er etwas gegen sie in der Hand. Clara hatte mit ihm kompromisslos um jeden Euro und jeden Cent gestritten, als es um ihr Gehalt, ihre Mitarbeiter und die Ausgaben für die Klinik gegangen war. Clara verspürte den irrationalen Wunsch, ihrer Mutter so hart gegen das Schienbein zu treten, dass sie vom Stuhl kippen würde. Aber Haltung war alles im Leben, und sie widerstand der Versuchung.
     
    Clara und Peter war es ernst damit, ein paar Tage zusammen wegzufahren. Sie blätterten gerade die Kataloge der Reisebüros durch und studierten die Landkarte von Italien, als Amy nach Hause kam und eine Weile munter mit ihnen plauderte. Sie schien sehr interessiert an ihren Plänen.
    »Ich werde in der Zeit übrigens selbst weg sein. Ben und ich fahren nach Zypern«, eröffnete sie ihnen.
    »Das ist ja wunderbar«, meinte Clara, und sie holten eine Karte von Zypern, um nachzuschauen, wo Agia Napa lag.
    »Weißt du was, Clara?« Amy warf ihr unter ihrem dichten Pony einen schelmischen Blick zu.
    »Nein, was?«
    »Wenn du hier bei meinem Vater in der Wohnung übernachten willst, ist das in Ordnung für mich.«
    Peter errötete, und Clara sah sich gezwungen, die Situation zu retten.
    »Das ist wirklich sehr großzügig und nett von dir, Amy. Ich weiß das zu schätzen, und wenn es irgendwann mal zu spät zum Heimfahren sein sollte, werde ich dankbar darauf zurückkommen, aber im Moment ist das keine Thema.«
    »Okay, im Moment vielleicht nicht, aber wenn ihr aus Italien zurückkommt, denkst du vielleicht anders. Dann

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