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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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seid ihr daran gewöhnt, euch ein Zimmer zu teilen. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich nichts dagegen habe.«
     
    Der Urlaub war ein voller Erfolg. Sie verbrachten ein paar Tage in Florenz, ein paar Tage in Venedig und anschließend ein faules Wochenende an einem großen See. Am letzten Tag machte Peter ihr einen Heiratsantrag.
    Mit allem hatte Clara gerechnet, nur damit nicht.
    »Bist du mir böse, wenn ich eine Weile darüber nachdenke, bevor ich dir eine Antwort gebe?«, fragte sie leise.
    Natürlich war er enttäuscht, das sah sie ihm an. Er hatte gehofft, dass sie auf der Stelle ja sagen würde. Clara konnte es kaum ertragen, sein trauriges, zerknirschtes Gesicht zu sehen. Es fiel diesem Mann, der schon seit langem seine eigenen Entscheidungen getroffen hatte, nicht leicht, seine Gewohnheiten zu ändern. So wie ihre Mutter das vorhergesehen hatte. Doch Clara würde auf keinen Fall unter einer blühenden italienischen Pergola und an einem blauen See vorschnell einer Eheschließung zustimmen. Erst musste sie nach Hause fahren und sich ein paar Gedanken machen über das Leben, das sie zusammen führen würden. In dieser Nacht bemerkte sie, wie Peter aufstand und sich mit traurigem Gesicht und hängenden Schultern ans Fenster setzte. Der Vorfall wurde auf dem Rückflug mit keinem Wort erwähnt.
    Gleich nach der Landung in Dublin erklärte Clara, dass sie sofort nach Hause müsse, um ihre Garderobe für die Arbeit herzurichten.
    »Das kann doch noch warten. Ich habe das Gefühl, du läufst vor mir davon.«
    »O nein, ich laufe doch nicht vor dir davon. Du hast mir eine wunderbare Frage gestellt, und jetzt, da wir wieder in der Wirklichkeit angekommen sind, verspreche ich dir, dass ich mir die Antwort sehr sorgfältig überlegen werde.«
    »Wann wirst du deine Entscheidung getroffen haben?«, fragte er.
    »Bald, Peter, ehrlich.«
    »Aber was lässt dich zögern? Können wir nicht darüber reden? Liegt es unserer Wohnsituation? An unserer Arbeit? Liegt es an den Kindern?«
    »Nein, damit hat es nichts zu tun. Ich muss mich nur erst an den Gedanken gewöhnen.«
    »Du musst doch gewusst haben, was ich für dich empfinde.«
    »Aber dass du gleich an eine Heirat denkst, damit habe ich nicht gerechnet.« Clara sagte die Wahrheit, und er sah es ihr an.
    »Ich weiß, dass du ein gebranntes Kind bist …«
    »Nein, damit hat es nichts zu tun. Das ist lange vorbei und vergessen.«
    »Was ist es dann, Clara, bitte?«
    »Bald«, versprach sie.
     
    »Ich würde mit dir so gern einen Ausflug machen. Wir könnten doch Dimples mitnehmen, oder?«, schlug Fiona Declan vor.
    »Woran hast du denn gedacht? Mit dem Orientexpress quer durch Europa?«, fragte Declan und grinste sie liebevoll an.
    »Irgendwann mal vielleicht, aber wir sollten den Hund erst langsam daran gewöhnen. Wir wär’s für den Anfang mit einem Spaziergang am Killiney Beach?«
    »Und wie sollen wir dorthin kommen?«
    »Mit dem Zug. Komm schon, fahren wir – am Samstag?«
    »Ich wollte eigentlich den Papierkram erledigen, der liegengeblieben ist.«
    »Ich mache uns auch ein leckeres Sandwich mit Hühnerbrust – und eines extra für Dimples.
Bitte?
«
    »Na, wenn es denn sein muss. Ich kann dem Hund ja nicht sein Sandwich mit Hühnerbrust vorenthalten.«
    »Sie sind sehr liebenswürdig, Declan Carroll – werden Sie einmal ein netter älterer Herr sein?«
    »Aber selbstverständlich«, versprach Declan.
     
    Sie wirkten wie eine glückliche kleine Familie – der rothaarige Arzt, die schöne junge Frau und der große, tapsige Labrador –, als sie zum Fenster des kleinen Vorortzuges hinausschauten. Dimples liebte den Ort Dalkey, wo sie aussteigen würden. Dort gab es viele interessante Gerüche und Leute mit kleinen Hunden. Häuser und Gärten betrachtend, schlenderten die drei nebeneinander her.
    »Stell dir vor, seit Jahren wohnen Bobby Walsh und Rosemary in einer Umgebung wie dieser«, sagte Declan. »Man sollte doch annehmen, dass sie das gnädiger stimmt, aber nein …«
    »Diese Frau hat nicht eine einzige nette Eigenschaft«, stimmte Fiona ihm zu. In dem Moment tauchte das Meer vor ihnen auf, und Dimples fing begeistert an zu bellen.
    Bei White Rock kletterten sie den steinigen Weg zum Strand hinunter und spazierten den Killiney Beach entlang. Die Berge umrahmten die Bucht mit majestätischer Schönheit, und auch andere Hundebesitzer waren auf die Idee gekommen, hierher einen Ausflug zu machen. Man warf Stöckchen und begrüßte sich freundlich.

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