Wege des Herzens
nehmen lassen, ebenfalls etwas zu sagen, sprach erstaunlich gut. Er äußerte sich sogar sehr charmant über die Klinik und deren elegante Direktorin Dr.Casey.
Als der offizielle Teil beendet war und alles bestens zu laufen schien, rief Clara ihre Tochter Linda an.
»Tut mir leid, mein Schatz, aber ich bin’s, Clara.«
»Und du bist beschwipst!«, sagte Linda prompt, stolz, die Situation erkannt zu haben.
»So würde ich das nicht formulieren, aber wir hoffnungslosen Alkoholiker schätzen uns ja immer falsch ein. Trotzdem finde ich es besser, wenn ich mich nicht mehr ans Steuer setze.«
»Okay, soll ich gleich kommen?«
»Ja, komm und trink noch ein Glas Wein mit uns.«
»Und wie läuft es so?«, erkundigte sich Linda. Beinahe hätte sie zu fragen vergessen.
»Erstaunlich gut, und das Ganze hat wirklich Stil«, erwiderte Clara.
»So betrunken klingst du nun auch wieder nicht«, murrte Linda.
»Du weißt doch, Haltung ist alles. Darauf kommt es an.«
»Ich setze mich gleich in den Bus«, versprach Linda.
»Nimm ein Taxi. Du wirst doch in deiner Aufmachung nicht mit dem Bus fahren wollen. Ruf dir ein Taxi, ich bezahle es.«
»Oh, soll ich mich denn auch schick machen?«
»Na, ich weiß doch, dass du nicht in deinen Jeans kommen willst«, sagte Clara. Mehr wagte sie nicht zu sagen, sonst würde Linda nur misstrauisch werden. Doch sie kannte ihre Tochter gut genug, um zu wissen, dass sie deutlich genug geworden war, was ihre Garderobe betraf.
Clara machte Bobby mit einem Mann bekannt, der früher einmal für Irland Rugby gespielt hatte, und die beiden hatten sofort jede Menge Gesprächsstoff. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Ania sich lebhaft mit Bobbys Sohn Carl unterhielt. Rosemary Walsh stand allein und abseits in einer Ecke, die Mundwinkel herabgezogen. Sie erinnerte Clara an irgendjemanden. Dann fiel es ihr ein: Rosemary Walsh sah in dem Moment aus wie ihre eigene Mutter, bereit und willens, an nichts und niemandem ein gutes Haar zu lassen.
Claras Mutter war nicht gekommen. Sie war zwar eingeladen gewesen, hatte aber abgesagt mit der Begründung, dass sie ihren Bridgeabend habe und man schließlich nicht von ihr verlangen könne, jedes aussichtslose Unternehmen ihrer Tochter zu unterstützen. Clara war froh, dass ihre Mutter nicht gekommen war.
Ebenso froh wäre sie gewesen, wenn Rosemary Walsh ihren Mantel aus der Garderobe geholt hätte und gegangen wäre. Aber das Leben tat einem nun mal nicht jeden Gefallen.
Und so setzte Clara erneut ihr professionelles Lächeln auf, erbarmte sich der Frau und stellte Rosemary einem Bankmanager vor.
»Aber Sie sind doch keine Patientin hier?«, fragte der Mann galant. Damit hatte er bei Rosemary genau den richtigen Ton getroffen, und Clara bestärkte ihn darin noch.
»Mrs.Walshs Mann, der um einiges älter ist als sie, ist einer unserer Patienten. Sein Gesundheitszustand hat sich in unserer Ambulanz erstaunlich verbessert. Seit er das erste Mal zu uns kam, hat er nicht einen Tag mehr im Krankenhaus verbracht. Er unterstützt uns sehr, und er ist heute Abend auch hier. Er steht mit seinem Sohn dort drüben.«
Der Bankmanager war beeindruckt, und Rosemary wirkte sofort weniger verloren.
Auch den sympathischen Father Flynn hatte Clara mit einem Millionär zusammengebracht, aber mit der strengen Auflage, dass er das Geld, das dieser zu spenden bereit war, nicht zur Gänze für sein eigenes Zentrum abzweigen sollte.
Der Abend lief besser, als Clara zu hoffen gewagt hatte.
Nick traf als Erster ein. Clara sah, wie er sich mit seiner Mutter unterhielt, und musste sich zusammenreißen, nicht zu ihnen zu gehen und ihn zu begrüßen. Aus der Ferne beobachtete sie, wie Hilary ihm ein Glas Wein holte und ihn einigen ihrer Kollegen vorstellte. Nick war groß und wirkte vollkommen ungezwungen; er schien sich hier wie zu Hause zu fühlen. Ob er tatsächlich der Richtige für ihre komplizierte Linda war?
In dem Moment kam Linda herein, und Clara bemerkte, wie sie sich verwundert umsah und staunend die schwungvolle Party betrachtete. Clara spürte eine Welle des Stolzes in sich hochsteigen, dass sie dies ihrer überkritischen Tochter bieten konnte. Von wegen Kuchenbasar!
Als Clara sah, dass Hilary Nick in Richtung von Johnnys Physiotherapieraum lotste, schlug sie mit Linda ebenfalls diesen Weg ein.
»Schau dir inzwischen doch mal diese ausgeklügelten Übungspläne an, die unser Johnny hier aufgehängt hat«, sagte sie. »Ich werde mich beeilen.«
»Man
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