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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Ihres Mannes eintragen?«
    »Nein, Schätzchen, den können Sie vergessen«, erwiderte Mrs.Edwards traurig. »Der ist entweder besoffen oder auf Achse. Schreiben Sie lieber den Namen meiner Tochter auf.«
    »Und wie heißt Ihre Tochter …?«
    »Eileen Edwards. Ich gebe Ihnen ihre Handynummer. Da erreichen Sie sie am besten.« Ania notierte sich die Nummer auf dem Formular.
    »Wo arbeitet Ihre Tochter?« Hoffentlich hörte die Frau nicht, wie laut ihr Herz klopfte, als sie ihr diese Frage stellte, dachte Ania. Mrs.Edwards sah übrigens mindestens zwanzig Jahre älter aus, als sie laut ihrer Unterlagen war.
    »Meine Tochter arbeitet für eine große Werbeagentur in der Innenstadt. In einem der alten georgianischen Häuser. Sie bekommt sogar ihre Dienstkleidung gestellt, lauter schöne Sachen. Sie muss doch gut aussehen, wenn sie sich mit Kunden trifft, wissen Sie.«
    Betroffen stellte Ania fest, dass diese Frau wohl noch nie einen Cent von dem vielen Geld abbekommen hatte, das Eileen sich durch den Diebstahl der Kleider und den Verkauf der gestohlenen Handtaschen erschwindelte. Plötzlich spürte sie einen Kloß im Hals. Vielleicht waren alle Mütter gleich – vielleicht glaubten sie alle nur allzu gern die Märchen, die ihnen ihre Töchter auftischten. Wie ihre eigene Mutter in Polen, die allen Leuten erzählte, wie gut Ania es in Irland getroffen habe, dass sie in großen Geschäften einkaufte und Mäntel anprobierte, die das Zwanzigfache eines Wochenlohns in Polen kosteten!
     
    Ania war in Gedanken noch immer meilenweit weg, als sie bemerkte, dass Rosemary Walsh auf sie einredete und ihr offenbar gerade eine Stelle in ihrem Haushalt anbot.
    »Da Bobby mir im Haus
absolut
nicht mehr helfen kann, brauche ich jemanden, der mir abends ein paar Stunden beim Waschen, Bügeln und Putzen zur Hand geht. Das Silber bräuchten Sie allerdings nicht zu putzen. Das kann ich nicht von Ihnen verlangen, da Sie sicher nicht mit solchen Arbeiten vertraut sind, nein, nur einfachere Tätigkeiten. Sie würden es mir womöglich noch zerkratzen.«
    »Wann soll ich denn anfangen, Mrs.Walsh?«
    »Sobald Sie können. Noch heute Abend, wenn Sie möchten.«
    Ania überlegte, ob sie das Angebot annehmen sollte oder nicht. Das hieße, dass sie Carl öfter sehen und vielleicht sogar bei ihm zu Hause Englisch lernen könnte. Doch Mrs.Rosemary Walsh würde es sicher nicht gutheißen, wenn ihr Sohn und Erbe sich mit dem Personal – noch dazu mit der polnischen Putzfrau – abgab. Sie durfte auf keinen Fall zusagen. Wieso hatte sie eigentlich jemals gegenüber dieser Frau erwähnt, dass sie dringend Geld verdienen müsse?
    »Das geht leider nicht, Mrs.Walsh, ich habe bereits viel zu tun. Ich könnte mich nicht mit der nötigen Sorgfalt um Ihren Haushalt kümmern. Aber ich kann Ihnen eine Freundin von mir empfehlen. Danuta oder vielleicht Agnieska? Was meinen Sie? Soll ich sie bitten, sich bei Ihnen zu melden?«
    »Natürlich nur,
falls
die Damen Zeit und nicht bereits alle anderen Putzstellen in Dublin unter sich aufgeteilt haben.«
    »Wir alle arbeiten sehr hart für unser Geld, Mrs.Walsh, und sind froh, hier zu sein. Es ist schön, zu wissen, dass wir in diesem Land willkommen sind«, erwiderte Ania und versuchte, die Tränen der Wut und der Demütigung nicht zu zeigen, die ihr in die Augen schossen.
    Zu ihrer Verwunderung streckte Mrs.Edwards die Hand nach ihr aus und fasste sie am Arm. »Sie sind ein gutes Mädchen«, sagte sie, »ein gutes, starkes Mädchen. Woher haben Sie nur Ihren Mut?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ania wahrheitsgemäß.
    »Sie würden es nie zulassen, dass ein Mann Sie schlägt, so wie ich.«
    Und zum ersten Mal in ihrem Leben gestand Ania dieser Frau das, was sie noch nie zuvor einer Menschenseele anvertraut hatte. »Doch, das habe ich, Mrs.Edwards, ein Mal, aber danach nie mehr.«
     
    Als sich die Mitglieder des Komitees an diesem Abend im Corrigans traf, staunten sie nicht schlecht, als sie von Eileens Mutter erfuhren.
    »Eine schicke Werbeagentur, die ihr auch noch die
Dienstkleidung
stellt. Hah!«, höhnte Johnny. Der Mann in der Portiersloge neben dem teuren Apartmentgebäude war, Tims Ermittlungen zufolge, ein stadtbekannter Hehler, der sich auf Luxusgüter spezialisiert hatte. Vielleicht hortete Eileen ihre Diebesbeute in dem Haus in der Mountainview Road, mutmaßte James. Irgendwie müssten sie sich dort Zugang verschaffen.
    »Ich weiß, ich bin lästig«, sagte Ania und fügte hinzu, dass sie sich

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