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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Lächeln einer Sommernacht.«
    Stevie sah sie verständnislos an.
    »Das war ein Film von Ingmar Bergman, der Sondheim zu seinem Musical Eine kleine Nachtmusik inspirierte.«
    »Ach ja, aus dem Musical stammt der Song ›Send in the Clowns‹. Könnte die Geschichte meines Liebeslebens sein.«
    Aida lachte. »Es geht um menschliche Schwächen und Ausrutscher. Vor denen ist niemand gefeit, mit Ausnahme der Ängstlichen, die kein Risiko eingehen, liebe Stevie. Diese Erfahrungen zeigen uns, dass wir lebendig sind! Du stehst damit bei weitem nicht alleine da.«
    »Mir sind mehr und schlimmere Fehler unterlaufen als den meisten anderen Menschen zusammen.«
    Ihre Tante schüttelte den Kopf, lachte nicht mehr. »Du hast dich auf die Liebe eingelassen, mit Haut und Haaren. Du hast daran geglaubt, sie so sehr gebraucht, dass du drei Versuche unternommen hast, sie zu finden … In dem Musical sagt die Großherzogin, dass der Mond in einer Sommernacht dreimal lächelt … Stell dir heute Abend vor, ich sei die Großherzogin …«
    »Ich hatte meine drei Versuche.«
    »Nein, Liebes. Darum geht es nicht. Denk darüber nach, jetzt, heute Abend, und zwar gründlich. Zeit und Erfahrungen werden im Sommer anders gemessen, vor allem in Vollmondnächten.«
    In diesem Augenblick stieg der Mond aus dem Meer, weit im Osten. Er tauchte langsam auf, eine riesige orangerote Scheibe, die über dem Horizont schwebte, kopfüber, als verstreue sie Gold ins Wasser. »Das erste Lächeln … siehst du?«, sagte Tante Aida, als der Mond groß und hell leuchtete, grinsend wie die Cheshire-Katze aus Alice im Wunderland.
    Das Erstaunliche war, dass Stevie es sehen konnte.
    Während sie schweigend zusahen, stieg der Mond langsam höher, wurde kleiner und blasser, bis er schneeweiß hoch droben am Himmel stand. Das Gesicht erschien in den Kratern und Stevie lachte laut auf.
    »Was ist?«
    »Mir fiel gerade etwas ein. Als wir jung waren, pflegten Emma, Madeleine und ich zu sagen, das sei das Gesicht der ›Mondfee‹. Siehst du es lachen?«
    »Das zweite Lächeln.«
    Stevie strahlte ebenfalls. Sie erinnerte sich an die Zeit, als sie fünfzehn war, in Gesellschaft ihrer Freundinnen, glücklich und lebenslustig, den Mond für sich beanspruchend.
    »Wann kommt das dritte Lächeln?«, fragte Stevie. »Da du heute Abend die Großherzogin bist, musst du es wissen!«
    »Du wirst es sehen, wenn du beherzt genug bist, an die richtige Tür zu klopfen.«
    Stevie blickte ihre Tante an, einen Scherz auf den Lippen, doch dann stellte sie fest, dass Tante Aida völlig ernst war. Sie musterte Stevie mit durchdringendem Blick. Stevie hatte mit einem Mal ein flaues Gefühl. Ihrer Tante gingen wichtige Dinge durch den Kopf: der Ausverkauf ihres Hügels, ihrer Gehölze, der Lebensraum für die Vögel war. Eine Eule rief aus der Tiefe des Waldes, eine andere antwortete in unmittelbarer Nähe.
    Als Stevie aufsah, entdeckte sie die Silhouette einer Ohreneule, die auf der Spitze des Turmes hockte. Das Gesicht wirkte unheimlich im Mondlicht, Augen und Schnabel leuchteten gelb. Ein Schauder rann Stevie über den Rücken, als die Eule wegflog, in die Bäume.
    Als sie ihren Blick wieder dem Mond zuwandte, sah sie, dass dieser ein Netz über dem Wasser gesponnen hatte. Mondlicht, zart wie Glühfäden, leuchtete und tanzte auf den Wellen. Stevie stellte sich vor, dass dieses Netz alle Menschen verband, die sie jemals geliebt hatte. Tante Aida war ebenfalls in den Anblick versunken, und Stevie wusste, dass sie an Onkel Van dachte.
    Stevies Herz hämmerte. An die richtige Tür klopfen … Sie dachte an Nell, die draußen vor der Tür gestanden hatte, auf der obersten Stufe mit zerschundenen Knien. Und wie sie die Einladung in die Fliegengittertür von Jacks und Nells Haus geklemmt hatte. Und wie Madeleine mit zwei Flaschen Champagner den Hügel hinaufgekommen war. Der Mond fügte die Bilder zusammen, und plötzlich wusste sie, was zu tun war.
    Sie wusste, wohin sie gehen musste, um an die Tür zu klopfen.

    Nell war so müde, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte. Der Mond war vor den Augen aller aus dem Wasser aufgetaucht und in den Himmel emporgestiegen. Es hatte ihr gefallen, neben ihrem Dad zu sitzen und sich an ihn zu kuscheln, seine Wärme zu spüren, während der Abend kälter wurde. Und später hatte Peggy ihr die Hand gereicht und sie hochgezogen, zum »Tanz im Mondschein« mit Annie und Eliza. Die Wellen hatten die Musik beigesteuert, und die Mädchen hatten

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