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Wege im Sand

Wege im Sand

Titel: Wege im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Nell und dich verloren hat. Sie konnte es nicht ertragen, hier zu sein und zu wissen, dass du nur ein paar Schritte entfernt wohnst. Sie wurde wütend, weil ich ihr das verheimlicht hatte, und reiste ab.« Stevie sah Jack an. Er wirkte gequält und verschlossen, als peinigten ihn Gedanken, die über diese Unterhaltung hinausgingen. »Jetzt bist du vermutlich ebenfalls wütend auf mich«, fügte sie hinzu.
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun, Stevie?«
    »Ihr verzeihen.«
    »Das verstehst du nicht – glaube mir. Es geht nicht nur ums Verzeihen.«
    »Worum dann? Warum kannst du nicht mit ihr reden?« Seine Worte und sein Gesichtsausdruck zerrissen ihr das Herz. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie sah, wie er litt. »Nell zuliebe? Und Maddie zuliebe … aber am allermeisten dir selbst zuliebe?«
    Sie befürchtete, zu weit gegangen zu sein. Sie setzte ihn unter Druck – obwohl sie, wie er ganz richtig bemerkt hatte, nicht die ganze Geschichte kannte. Sie streckte die Hand aus, um sein Gesicht zu berühren. Sie wollte sich entschuldigen, wollte versuchen, den Schmerz wegzuwischen. Doch er packte ihre Hand – so heftig, dass sie nach Luft schnappte.
    Dann zog er sie in seine Arme und küsste sie. Sein Körper war hart und muskulös, sein Mund heiß. Sie stand auf den Zehenspitzen, während seine Arme sie umfingen, sie enger an sich zogen. Den Kopf in den Nacken gelegt, schlug ihr das Herz bis zum Halse, und ihr Blut geriet in Wallung.
    Er führte sie zum Sofa. Sie nahmen gemeinsam darauf Platz, hielten sich an den Händen. Jack strich ihr die Ponyfransen aus der Stirn. Die Berührung fühlte sich an, als täte sich die Erde unter ihr auf. Sie hatte lange jede Zärtlichkeit entbehrt.
    Sie versuchte, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch, fühlte sich mit einem Mal befangen. Sie sahen sich in die Augen. Sein Blick war so direkt und von Begehren erfüllt, dass sie dahinschmolz, verging, von ihrem eigenen Feuer verzehrt. Ihre Gedanken überschlugen sich, warnten sie: Mach Schluss damit, Stevie. Bis hierher und nicht weiter!
    Sie konnte beinahe hören, wie Henry sie neckte und Lulu nannte, Luocious … eine neue Sirene in der Odyssee, die mit ihrem Gesang die Männer anlockte, so dass ihr Schiff an den Felsen zerschellte. Er würde Jack raten, die Ohren zu verschließen und die Fahrt schleunigst fortzusetzen. Waren drei gescheiterte Ehen nicht genug? Doch Herz und Verstand drängte es in verschiedene Richtungen. Ihre Gedanken rasten: Wer redet denn gleich von heiraten, um Himmels willen? Wir sitzen ja nur da und halten Händchen, küssen uns, was ist schon dabei …
    Aber diese Küsse hatten es in sich. Stevie legte den Kopf in den Nacken, spürte Jacks Mund auf ihren Lippen, auf der Seite ihres Halses. Sie erbebte, war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, er möge fortfahren, und dem Gefühl, dass er aufhören sollte. Ihre Gedanken spielten verrückt: Warum musste sie auch immer aufs Ganze gehen, konnte sich nie zurückhalten, war wie ein Fass ohne Boden, wenn es um Zuneigung und Zärtlichkeit ging. Sie wich zurück, um ihr Herz vor weiterem Schaden zu bewahren.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Das war meine Schuld.«
    »Nein, meine. Tut mit Leid.«
    Die Entschuldigungen brachten sie aus dem Konzept. Stevie senkte den Kopf.
    »Was geht da zwischen uns vor?«, fragte er, während sie sich immer noch umarmten.
    »Ich könnte mir vorstellen …« Sie verstummte, weil sie plötzlich nur noch ein Bild vor Augen hatte: wie sie sich bei Sonnenaufgang am menschenleeren Strand trafen und küssten. Der Höhepunkt, in dem alle Träume dieses Sommers gipfelten …
    Ihre Blicke hielten einander fest. Jack wartete gespannt auf ihre Antwort. Sie wollte ihn warnen, ihm sagen, dass sie nicht die Richtige für ihn war – dass er sich ein falsches Bild von ihr machte. Sie hatte genug Fehler begangen, wollte niemanden mehr verletzen. Sie dachte an Nell, die im Zimmer nebenan schlief, und an die Gefühle, die mit dem Verlust der Mutter einhergingen. Dieser Verlust hatte eine abgrundtiefe Sehnsucht hervorgebracht, die Stevie noch heute spürte.
    Tatsächlich fühlte sie etwas völlig Neues, als sie in Jacks dunkle Augen blickte. Obwohl sie sich von ihm gelöst hatte, lag sein Arm noch immer um ihre Schultern. Seine Berührung war so romantisch und irgendwie erotisch, sie fühlte seine Fingerspitzen auf der bloßen Haut ihres linken Arms. Es fiel ihr schwer, still zu sitzen.
    »Es

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